Die Kantone Genf, Freiburg, Neuenburg, Waadt

Der französisch sprechende Teil der Schweiz vereinigt in seinem Gebiet drei Elemente, die den geographischen Aufbau der Schweiz bestimmen: Jura, Mittelland und Alpen. So ist es nicht verwunderlich, daß uns hier eine kurzweilige Reise durch ein vielgestaltiges Land bevorsteht. Beginnen wir mit der Gegend um den Genfer See, die eine der lieblichsten der Westschweiz ist, wo ausgedehnte Rebgelände — die übrigens zahlreiche sehr geschätzte Weine hervorbringen — sich an den Hängen ausbreiten und einen unvergleichlichen Blick weit über das Wasser und auf die Savoyer Alpen freigeben. Die Seen bilden überhaupt einen der Hauptanziehungspunkte dieses Gebietes; an den Ufern des Neuenburger, Bieler und Murtensees herrscht ein angenehmes, gemäßigtes Klima. Die Juraseen, der Lac de Joux oder der Lac des Brenets sind wiederum ganz anderer Art und erinnern mit den Tannenwäldern, die sich in ihnen spiegeln, eher an die Seen des Nordens. Die Westschweiz besitzt neben den landschaftlichen Schönheiten vielfältigster Art auch eine Anzahl reizvoller und interessanter Städte.

Am südwestlichsten Punkt des Genfer Sees, dort wo die Rhone den See verlässt, liegt Genf mit seinen beiden, von weither kenntlichen Wahrzeichen, der Kathedrale von St. Pierre, welche die alte Stadt Calvins beherrscht, und dem Springbrunnen, der, wie die Genfer stolz behaupten, eine Höhe von 120 m erreicht; dieser berühmte Jet d'eau versinnbildlicht die zweite Rolle Genfs, die der Ferien- und Fremdenstadt. Vergessen wir dabei nicht, das dritte Genf, das der internationalen Institutionen und das des Roten Kreuzes.


Lausanne, das sich auf den sonnigen Hügeln ausbreitet, die gegen seinen Hafen Ouchy abfallen, ist die Stadt der Jugend und der steilen Straßen. Wenn man sich wundert, am Mittag und Abend um die ehrwürdige Kirche von St. François herum, dem Treffpunkt der ganzen Stadt, so vielen jungen Leuten zu begegnen, so liegt die Erklärung darin, daß eine Unzahl von Instituten und nicht zuletzt die Universität Schüler und Studenten aus allen Ländern anziehen. Die Straßen der Stadt sind sicher nur darum so steil und abschüssig, damit die Lausanner schneller in Ouchy sind, an dessen Promenade sie mit Vorliebe ihre freien Stunden verbringen. Das ganze Genfer-See-Gebiet zwischen Lausanne, Vevey, Montreux und Villeneuve ist ein einziges Ferienland, das nicht zuletzt seines milden Klimas wegen die Waadtländische Riviera genannt wird. Die Rundfahrt auf einem der Dampfer ist eine Tagesreise, die mit einer bezaubernden Landschaft und mit Dörfern und Städten bekannt macht, die internationalen Klang haben.

Freiburg ist eine Hochburg des Katholizismus in der Schweiz, es bildet den Übergang zwischen welscher und deutscher Schweiz. Seine Altstadt, in einem Knie der Saane, ist ein einziges großes Museum von Kirchen, Glockentürmen, Klöstern und malerischen, alten Häusern. Ringsherum breiten sich die weiten, grünen Weiden des Freiburgerlandes aus; hier findet man altertümliche Städtchen wie Bulle, Greyerz, Romont oder Murten. Das letztere mit seinen Festungsmauern, dem Wehrgang, den alten Türmen und Toren und der Hauptgasse mit den Laubenhäusern sieht sicher noch genau so aus wie zur Zeit der Schlacht bei Murten, wo die Eidgenossen das Heer Karls des Kühnen im Jahre 1476 schlugen. Neuenburg, das man nur vom See aus ganz erfassen kann, zeichnet sich durch einen warmen, goldenen Schimmer aus, der davon herrührt, daß seine Häuser aus gelblichem Sandstein gebaut sind. Die Stadt hat einen vornehmen Anstrich, der ihr vielleicht noch aus der Zeit erhalten geblieben ist, wo Neuenburg von Fürsten regiert wurde und noch nicht Hauptstadt eines Schweizer Kantons war. Dem ganzen See entlang reihen sich liebenswürdige Winzer- und Fischerstädtchen wie Auvernier, Concise oder Granson.

Weiter oben im Jura, auf einer Höhe von 1000 m, liegt La Chaux-de-Fonds, die schweizerische Uhrmachermetropole, der das benachbarte Le Locle an Bedeutung nahe kommt. Im Unterschied zu den meisten andern Schweizerstädten ist La Chaux-de-Fonds eine ausgesprochen moderne Stadt, was in ihren streng symmetrischen Straßenzügen, die sich um die Avenue Léopold Robert legen, der Haupt- und Geschäftsstraße, sowie in ihren Hochhäusern zum Ausdruck kommt und mit der Wald- und Weidelandschaft der Umgebung in merkwürdigem Gegensatz steht. Welche Bedeutung für die schweizerische Wirtschaft die Uhrenindustrie besitzt, zeigt schon die Zahl der mehr als 40.000 darin Beschäftigten; man muss dabei bedenken, dass die Schweiz ja nur 4.800.000 Einwohner hat.

165 Die Felsschlucht Gorges de l'Areuse bei Neuenburg
166 Moutier im Münstertal / Kanton Bern
167 Schloss Gruvères in der gleichnamigen Landschaft
168 Die Dent du Midi (3260 m) aus dem Tal von Illiez (Val d’Illiez)
169 Das burgartige Schloss Aigle, bis 1798 Sitz der bernischen Landvögte
170 Im alten Freiburg: Der Brunnen der Stärke (1610)
171 Treppe des Kurzen Weges und das Rathaus
172 Les Diablerets unter den Gipfeln der Diablerets (3.246 m)
173 Chesieres-Villars und die Muverans (3061 m)
174 Im Aufstieg zum Chamossaire (2118 m)
175 Blick vom Rochers de Naye oberhalb Montreux auf die Berner Alpen
176 Am Stausee zwischen Bulle und Charmey
177 Schloss Chillon am Genfer See, die alte Burg der Herzöge von Savoyen
178 Genfer See: Das Schloss in Lausanne-Ouchy
179 Die Ile de Salagnon in Clarens
180 Vevey am Genfer See
181 Weinberge am Genfer See und die Savoyer Alpen
182 Montreux am Genfer See
183 Ligerz am Bieler See und die Petersinsel / Kanton Bern
184 Pestalozzi-Denkmal in Yverdon / Neuenburger See
185 Das Portal der Kathedrale in Lausanne
186 Die 1275 geweihte Kathedrale Notre Dame in Lausanne
187 Das Tor am Schloss in Colombier / Neuenburger See
188 Genf: Mont-Blanc-Brücke und Rousseau-Insel
189 Jetée des Pâquis und Springbrunnen
190 Genf: Der 1929/37 errichtete Völkerbundspalast
191 Das Reformationsdenkmal erinnert an die für Genf entscheidende religiöse Bewegung
192 Im alten malerischen Murten
193 Das Schloss in Nyon / Genfer See
194 La Neuveville / Neuenstadt am Bieler See / Kanton Bern
195 Murten am Murtensee
196 Lac de Joux und Lac des Brenets vom Dent de Vaulion / Waadter Jura
197 Château-d'Oex und Rocher du Midi (2100 m)
198 Der Doubs bei Les Brenets an der französischen Grenze
199 In den Weinbergen am See von Neuenburg
200 Le Locle, ein Hauptort der Schweizer Uhrenindustrie
201 In der kleinen Schleife des Doubs liegt malerisch St.-Ursanne / Kanton Bern



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Schweiz - Ein klassisches Reise- und Ferienland