Zentralverein

Der planmäßigen Bekämpfung des Antisemitismus in Deutschland auf allen Gebieten hat sich der am 5.Februar 1893 zu Berlin gegründete Zentral-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens zugewandt. Unbeeinflusst von irgendeiner politischen oder religiösen Richtung will er dem Antisemitismus eine offene Gegenbewegung der gesamten deutschen Judenheit entgegensetzen. Er umfasst 19.000 Einzelmitglieder und — unter Hinzurechnung der ihm korporativ angeschlossenen jüdischen Vereinigungen — ca. 110.000 deutsche Juden. Die Leitung hat ihren Sitz in Berlin, die bekanntesten Führer sind Rechtsanwalt Dr. Horwitz und Justizrat Dr. Fuchs. Durch Schaffung von Provinzial- und Landesausschüssen kommt der Vorstand dem berechtigten Verlangen nach größerer Dezentralisation entgegen. Die praktische Arbeit des Vereins ist oft recht mühsam. Von der Kleinarbeit abgesehen, muß vor allem die Schwierigkeit, bei Stichwahlen die Antisemiten erfolgreich zu bekämpfen, erwähnt werden, denn der größte Teil der deutschen Juden hält diesen selbstverständlichen Akt der Selbsterhaltung noch für viel zu weitgehend. Den tatsächlichen Verhältnissen, sowohl hinsichtlich des großen Prozentsatzes der religiösfreidenkenden deutschen Juden, wie mit Rücksicht auf die wahren Grundlagen des Antisemitismus, würde ein anderer Name — etwa ,,Zentralverein deutscher Juden“ — besser entsprechen. Eine positive Stärkung der deutschen Judenheit würde mit der Schaffung einer einheitlichen Organisation, die in vollem Umfange die Aufgaben der heutigen großen Verbände bewältigen könnte, erfolgen.

Das Organ des Z. V. ist die Monatsschrift „Im Deutschen Reich“, die in fast 20.000 Exemplaren erscheint. Dem deutschen Zionisten ist es freigestellt, ob er dem Z. V. angehören will. Um theoretische Streitigkeiten zu vermeiden, erscheint es wünschenswert, die in einigen Ortsgruppen übliche Bezeichnung „deutschnational“ durch einen dem Sinne nach unbestrittenen Ausdruck zu ersetzen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch