Templerkolonien

Die christliche Sekte der ,,Templer“ oder der ,,Jerusalemsfreunde“ wurde von W. und Chr. Hoffmann 1860 in Württemberg begründet. Von der Ansicht ausgehend, daß das ursprüngliche dogmenlose Christentum wieder herzustellen sei, daß die Religion sich vor allem auf den Weissagungen der Propheten des Alten Testamentes aufbauen müsse, betrachteten sie es als ihre Aufgabe, diese Ideen zunächst im „Lande der Verheißung“ zu verwirklichen, um dann von dort aus die Kirche zu reformieren.

Die Bewegung führte zur Gründung folgender Kolonien: L Haifa (gegr. 1868), 1 km westlich der Stadt, am Karmel, überwiegend städtische Siedlung. 2. Jaffa (1869), 10 Minuten nordöstlich der Stadt, Siedlung rein städtischer Natur. 3. Sarona (1871), ½ Stunde nordöstlich von Jaffa, überwiegend landwirtschaftliche Siedlung. 4. Jerusalem (1873), 1 km südlich der Stadt, städtische Kolonie. Dazu kommen in neuerer Zeit: 5. Wilhelms (1903), bei Ramle, 15 km von Jaffa, rein landwirtschaftliche Siedlung. 6. Bethlehem in der Ebene Jesreel. Diese Kolonien werden von etwa 1500 Deutschen bewohnt, die größtenteils der Tempelgemeinde angehören.


Etwa 100 Familien befassen sich mit der Landwirtschaft; sie bearbeiteten 1500 ha Ackerland, 250 ha Weinberge und 40 ha Orangen und Olivengärten. (Zum Vergleich: Rischon le Zion hat ca. 500 ha Weinberge.)

Es überwiegen demnach bei den Templern andere Berufstätigkeiten; sie sind Handwerker und Händler. Das Fuhrwerks- und Hotelwesen ist fast vollständig in ihren Händen. Mit Erfolg führten sie Industrien ein, z. B. Bierbrauerei (Jerusalem, Jaffa, Haifa), Seifenfabrikation (Haifa), Dampfmühlen (Haifa, Jaffa, Sawna, Jerusalem), Zementfabrikation (Jerusalem). Ferner sind sie vielfach tätig als Ärzte, Apotheker, Lehrer, Architekten, Ingenieure und Techniker. Die wirtschaftliche Lage der Templer ist befriedigend. Der Wert ihres gesamten Grundbesitzes soll sich auf über 4 Millionen Mark belaufen.

1901 bildete sich in Stuttgart die „Gesellschaft zur Förderung der deutschen Ansiedlungen in Palästina m.b.H.“, hauptsächlich zur Unterstützung der neuen Kolonie Wilhelma.

Literatur: Hoffmann, Chr. Mein Weg nach Jerusalem. Stuttgart, Max Kielmann. I 1831, II 1884. — Lange, Fr. (Lehrer in Haifa). Geschichte des Tempels. Ebenda 1899. — Altneuland, Jahrgang II (1905), No. 67, S. 166. — Altneuland, Jahrgang I (1904), No. 2 S. 397.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch