III. Kongress

Der III. Kongress tagte vom 15.— 18. August 1899 in Basel. Er wurde von Dr. Herzl mit einer politischen Programmrede eröffnet, die den Charakter des Zionismus als einer in voller Öffentlichkeit geführten Volksbewegung betonte, als nächstes Ziel der zionistischen Politik die Erwerbung eines Charters für Palästina von der türkischen Regierung kennzeichnete und unter stürmischem Beifall des Empfanges beim deutschen Kaiser vor den Toren Jerusalems gedachte. Die Gründe und Ziele der Bewegung seien genau bekannt gewesen, und der Kaiser habe ihr sein wohlwollendes Interesse zugesichert.

Max Nordau hielt wiederum das Referat über die Lage der Juden. Änderungen seien nicht eingetreten. Seit Jahrhunderten lebe das jüdische Volk unter einem Druck, von dem der Zionismus es befreien wolle. Das wichtigste Hilfsmittel dazu sei der Volkswille, der wieder geweckt werden müsse. Gegen die jüdischen Gegner des Zionismus wandte sich der Redner mit bitterem Spott.


Nach Annahme der vom Aktionskomitee vorgelegten Geschäftsordnung erstattete Architekt O. Marmorek den Rechenschaftsbericht des Aktionskomitees. Er konstatierte das stetige Anwachsen der Bewegung (in Rußland stieg die Zahl der zionistischen Vereine um 30o/o, in den anderen Ländern durchschnittlich um 25%), schilderte die eifrige Propagandatätigkeit und teilte mit, daß sich in England und Amerika die bestehenden Vereine zu Föderationen zusammengeschlossen haben. Sehr erfreulich sei der Anschluß der amerikanischen und rumänischen Choveve Zion an die Kongresszionisten. Das wichtigste Ergebnis des verflossenen Jahres aber sei die Gründung der Jüdischen Kolonialbank, die bereits über 100.000 Subskribenten aufzuweisen habe. Dr. Kokesch erstattete den Kassenbericht, demzufolge 114.000 Frcs. Schekelgelder eingegangen sind.

Dem Rechenschaftsbericht folgten ausgedehnte Debatten, insbesondere wurden die Statuten der Bank lebhaft diskutiert

Als Referent des Kulturausschusses sprach Dr. Gaster über die hohe Bedeutung des kulturellen Moments in der zionistischen Bewegung.

Nach Annahme des Organisationsentwurfes referierte Dr. Kahn über die kulturellen Fragen und den inzwischen gegründeten hebräischen Sprachverein. Das jüdische Volk habe eine große kulturelle Vergangenheit gehabt und erwarte eine große Zukunft. In der Gegenwart, in der keine einheitliche jüdische Kultur möglich sei, müsse man durch Studium der jüdischen Sprache und Literatur den Untergang des jüdischen Geistes verhindern und so die neue Entwicklung vorbereiten. Zum Schluß bat der Redner um Unterstützung des hebräischen Sprachvereins.

Die Anträge des Kolonisationsausschusses, die ein Zusammenarbeiten mit den bestehenden Kolonisationsvereinen, die methodische Erforschung Palästinas und die Erwerbung eines Charters durch die Kolonialbank empfahlen, wurden angenommen. Der Kongress stimmte der Unterstützung des hebräischen Sprachvereins, sowie einer Reihe von Anträgen zur Ausgestaltung der Agitation zu. — Nach Wiederwahl des Engeren Aktionskomitees schloß Dr. Herzl am 18. August den III. Kongress.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch