Drusen

Die Drusen, etwa 140.000 an der Zahl, wohnen im südlichen Libanon an den Abhängen des Hermon bis nach Damaskus hin, sowie im Hauran. Sie unterscheiden sich von den Syrern durch Tracht, Aussehen, Religion und Sitte. Der Unabhängigkeitsdrang des kräftigen Bergvolks hat häufig zu Unruhen geführt, deren Folge im Jahre 1860 die Schaffung der autonomen Provinz Libanon war. (Vgl. Artikel „Libanon“.) Obwohl auch die Haurandrusen im Jahre 1879 eine neue Verfassung erhielten, brachen bei ihnen immer wieder neue Revolten aus, deren blutigste die aus dem Jahre 1895/96 war.

Die Drusen interessieren die zionistische Bewegung namentlich deshalb, weil sie die Nachbarn der jüdischen Kolonien Rosch-Pinah, Jessod-Hamaalah, Machanajim usw. sind.


Die Drusen sind die Nachkommen arabischer Stämme. Die Grundlage ihrer Religion ist die Einheit Gottes, der weder mit den Sinnen erfaßt noch durch Begriffe definiert werden kann, den man anerkennt, ohne in die Natur seines Wesens eindringen zu wollen. Ein Übertritt zur drusischen Religion ist ausgeschlossen. Sie verwirft alle früheren Religionen. Nur die „Eingeweihten“, welche mindestens 15 Jahre alt sein und eine längere Probezeit durchmachen müssen, kennen die Geheimnisse der Religion und dürfen sie nicht preisgeben. Nur sie nehmen an den religiösen Versammlungen teil, welche an jedem Donnerstag stattfinden und auch zur Verhandlung von Regierungsangelegenheiten dienen. Die Versammlungen werden in einer „Chalwa“, einem abgelegenen, einsamen Orte abgehalten. — Die Drusen sind ein tapferes, kriegerisches Volk mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein und starkem Unabhängigkeitsdrang. Sie stehen mit Gut und Blut füreinander ein, während sie Andersgläubige zu schädigen bestrebt sind. Gleichwohl sind sie gastfreundlich und höflich gegenüber jedermann. Die Frau genießt bei den Drusen die größte Hochachtung, sie kann „Eingeweihte“ werden und lernt Lesen und Schreiben. Als Ehegattin hat sie die gleichen Rechte wie der Mann. Die Polygamie ist nicht gestattet.

Die Drusen beschäftigen sich im Libanon vorwiegend mit Weinbau, Seidenzucht und Seidenweberei.

Literatur: Biram, Die Drusen, in „Altneuland“, Jahrgang 1904. S. 108 ff.. S, 208 ff. — v. Oppenheim, Vom Mittelmeer zum persischen Golf (Berlin, 1899.)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch