Seine Majestät Kaiser Wilhelm II.

Am 2. November wurde im kaiserl. Zelte zu Jerusalem eine zionistische Abordnung von seiner Majestät im Beisein des Staatssekretärs von Bülow empfangen. Auf die Ansprache des Führers der Deputation erwiderte unter anderem Kaiser Wilhelm, dass alle diejenigen Bestrebungen auf sein wohlwollendes Interesse zählen können, welche unter voller Respektierung der Souveränität des Sultans auf die Hebung der Landwirtschaft Palästinas zum Besten des türkischen Reiches abzielen.

Über die Bedeutung dieses Ereignisses sprach sich Dr. Herzl in seiner Eröffnungsrede des 3.Kongresses folgendermaßen aus:


Ein bedeutendes Ereignis, das von unseren Gegnern wie gewöhnlich teils verschwiegen und teils entstellt in die Öffentlichkeit gebracht wurde, war der Empfang der zionistischen Abordnung durch Seine Majestät den deutschen Kaiser in Jerusalem. Schon die Tatsache allein, dass der geniale Kaiser seine Aufmerksamkeit unserem Volksgedanken zugewendet hat, wäre genügend, uns einige Zuversicht zu geben. Geringfügige Bewegungen werden aus solcher Höhe nicht bemerkt. Aber es ist mehr als eine bloße Kenntnisnahme erfolgt. Es wurde nicht eine jüdische Deputation, es wurden nicht die Mitglieder irgend eines „praktischen“ Kolonisationsvereins empfangen, sondern die Abordnung des zionistischen Aktionskomitees. Die Gründe und Ziele unserer Bewegung waren vorher genau bekannt, und Seine Majestät der deutsche Kaiser hat uns daraufhin an einem für das gesamte Judentum denkwürdigen Tage sein wohlwollendes Interesse zugesichert. — Dafür sind ihm alle wahren Juden zur Dankbarkeit verpflichtet.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionisten und Christen