Peter Rosegger: Die Heimkehr der Juden

Im Märzhefte seines „Heimgarten“ veröffentlichte der Dichter unter dem vorgesetzten Titel eine größere Studie über die zionistische Bewegung, von der wir das Folgende hier wieder geben.

„Wir sind geneigt den Zionismus ernst zu nehmen und ihn zu unterstützen. Er rechnet ja auch auf die Unterstützung der Fürsten, Diplomaten und Publizisten. Die Judenfrage möchte wohl keine bessere Lösung finden und das jüdische Volk sich nicht leicht anders das Wohlwollen der Welt erwerben, als wenn es sich still einigen könnte und den Beweis lieferte, dass es auch als Einheitsstaat in produktiver Arbeit existieren kann. Allerdings werden die Juden sich auch in Palästina mehr dem Handel als der Produktion widmen, aber dort wären sie — wie einst die Phönizier — gut am Platze den Verkehr zwischen Orient und Occident zu vermitteln. Ist der Orient nur erst durch Politik und Eisenbahnen erschlossen, dann wird es für die Händler genug Arbeit geben. Der Zionismus macht recht gute Fortschritte; alljährlich findet in Basel, der freien Stadt, ein Zionistenkongress statt, auf welchem diese Fortschritte bestätigt werden, auf welchem der Bewegung neue Freunde geworben werden, dieweil ein großes Komitee unermüdlich tätig ist, die Idee praktisch zu gestalten und zu verwirklichen. Und wir? Abgesehen von allen gegenseitigen Vorteilen, die durch die Verwirklichung der Idee erzielt würden, müssen wir — im Zeichen des Nationalismus stehend — schon darum mittun, dass auch die Juden ihre Nationalität wieder erringen. Ihnen tut es noch am allermeisten not, denn sie waren die Zerstreuten, die Fremdlinge.“



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionisten und Christen