Abschnitt 5

An Rhin und Dosse


Das Dosse-Bruch


Friedrichs II. Besuch im Rhin- und Dosse-Bruch


Fromme: »Ihnen, Ihro Majestät, unter dem Amte Alten-Ruppin.«

König: »Wie heißt das Dorf hier vor uns?«

Fromme: »Protzen.«

König: »Wem gehört's?«

Fromme: »Dem Herrn von Kleist.«

König: »Was ist das für ein Kleist?«

Fromme: »Ein Sohn vom General Kleist.«

König: »Von welchem General Kleist?«

Fromme: »Der Bruder von ihm ist Flügeladjutant bei Ihro Majestät gewesen und steht itzt zu Magdeburg beim Kalcksteinschen Regiment, als Obristlieutenant.«

König: »Haha! von dem? Die Kleiste kenn ich recht gut. Ist dieser Kleist auch in Diensten gewesen?«

Fromme: »ja, Ihro Majestät; er ist Fähnrich gewesen unter dem Prinz Ferdinandschen Regiment.«

König: » Warum hat der Mann seinen Abschied genommen?«

Fromme: » Das weiß ich nicht!«

König: »Ihr könnt's mir sagen; ich suche nichts darunter. Warum hat der Mann seinen Abschied genommen?«

Fromme: »Ihro Majestät, ich kann's wirklich nicht sagen.«

Nun waren wir an Protzen heran. Ich wurde gewahr, daß der alte General von Zieten in Protzen vor dem Edelhofe stand. Ich ritt an den Wagen heran und sagte: »Ihro Majestät, der Herr General von Zieten sind auch hier.«

König: »Wo? wo? O reitet vor und sagt's den Leuten, sie sollen stillhalten; ich will aussteigen.«

Nun stiegen Ihro Majestät hier aus und freuten sich außerordentlich über die Anwesenheit des Herrn Generals von Zieten, sprachen mit ihm und dem Herrn von Kleist über mancherlei Sachen, ob ihm die Abgrabung des Luchs geholfen, ob er die Viehseuche gehabt, und empfahl das Steinsalz gegen die Viehseuche. Mit einemmal gingen Ihro Majestät beiseite, kamen wieder und riefen: »Amtmann!« (Dicht am Ohr:) »Wer ist der dicke Mann da mit dem weißen Rock?« (Ich ebenfalls dicht am Ohr:) »Ihro Majestät, es ist der Landrat von Quast auf Radensleben vom ruppinischen Kreise.«

König: »Schon gut!«

Nun gingen Ihro Majestät wieder zum General von Zieten und Herrn von Kleist und sprachen von verschiedenen Sachen. Herr von Kleist präsentierte Seiner Majestät sehr schöne Früchte. Sie bedankten sich; mit einemmal drehten Sie sich um und sagten: »Serviteur, Herr Landrat!« Als nun selbiger auf Ihro Majestät zugehen wollte, sagten Ihro Majestät: »Bleib Er nur da, ich kenn Ihn, Er ist der Landrat von Quast!«

Nun war angespannt. Ihro Majestät nahmen recht zärtlichen Abschied von dem alten General von Zieten, empfahlen sich den übrigen und fuhren fort. Ob nun wohl Ihro Majestät in Protzen die Früchte nicht annahmen, so nahmen doch Dieselben, sowie wir aus Protzen waren, ein Butterbrot für sich und für den Herrn General Grafen von Görtz aus der Wagentasche und aßen während des Fahrens immer Pfirsich. Beim Wegfahren glaubten Ihro Majestät, ich würde zurückbleiben, und riefen aus dem Wagen: »Amtmann, kommt mit!«

König: »Wo ist der Beamte von Alten-Ruppin?«

Fromme: »Er wird vermutlich krank sein, sonst wär er in Protzen beim Vorspann gewesen.«

König: »Na! sagt mir einmal: wißt Ihr wirklich nicht, warum der Kleist zu Protzen seinen Abschied genommen?«

Fromme: »Nein, Ihro Majestät, ich weiß es wahrhaftig nicht.«

König: »Wie heißt das Dorf hier vor uns?«

Fromme: »Manker.«

König: »Wem gehört's?«

Fromme: »Ihnen, Ihro Majestät, unter dem Amt Alten-Ruppin.«

König: »Hört einmal, wie seid Ihr mit der Ernte zufrieden?«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil