Abschnitt 6

An Rhin und Dosse


Das Dosse-Bruch


Friedrichs II. Besuch im Rhin- und Dosse-Bruch


Fromme: »Sehr gut, Ihro Majestät!«

König: »Sehr gut? Und mir haben sie gesagt, sehr schlecht!«

Fromme: »Ihro Majestät, das Wintergetreide ist etwas erfroren; aber das Sommergetreide steht dafür so schön, daß es den Schaden beim Wintergetreide reichlich ersetzt.«

(Nun sahen Ihro Majestät auf den Feldern Mandel an Mandel.)

König: »Es ist eine gute Ernte, Ihr habt recht; es steht ja Mandel bei Mandel hier!«

Fromme: »Ja, Ihro Majestät; und hier setzen die Leute noch dazu Stiege.«

König: »Was ist das, Stiege?«

Fromme: »Das sind zwanzig Garben zusammengesetzt!«

König: »Oh, es ist unstreitig eine gute Ernte. – Aber sagt mir doch, warum hat der Kleist aus Protzen seinen Abschied genommen?«

Fromme: »Ihro Majestät, ich weiß es nicht! Mir deucht er hat vom Vater müssen die Güter annehmen. Eine andre Ursach weiß ich nicht.«

König: »Wie heißt das Dorf hier vor uns?«

Fromme: »Garz.«

König: »Wem gehört's?«

Fromme: »Dem Kriegsrat von Quast.«

König: »Wem gehört's?«

Fromme: »Dem Kriegsrat von Quast.«

König: »Ei was! Ich will von keinem Kriegsrat was wissen! Wem gehört das Gut?«

Fromme: »Dem Herrn von Quast.«

König: »Na! das ist recht geantwortet!«

Nun kamen Ihro Majestät in Garz an! Die Umspannung besorgte Herr von Lüderitz aus Nackel, als erster Deputierter des ruppinschen Kreises. Dieser hatte einen Hut auf mit einer weißen Feder! Als nun die Anspannung geschehen war, ging die Reise gleich fort.

König: »Wem gehört das Gut hier links?«

Fromme: »Dem Herrn von Lüderitz; es heißt Nackel.«

König: »Was ist das für ein Lüderitz?«

Fromme: »Ihro Majestät, der in Garz beim Vorspann war.«

König: »Haha! der Herr mit der weißen Feder. – Säet Ihr auch Weizen?«

Fromme: »Ja, Ihro Majestät.«

König: »Wieviel habt Ihr ausgesäet?«

Fromme: »Drei Wispel, zwölf Scheffel.«

König: »Wieviel hat Euer Vorfahr ausgesäet?«

Fromme: »Vier Scheffel.«

König: »Wie geht das zu, daß Ihr soviel mehr säet als Euer Vorfahr?«

Fromme: »Wie ich schon die Gnade gehabt, Ihro Majestät zu sagen, daß ich siebenzig Stück Kühe mehr halte als mein Vorfahr, mithin meinen Acker besser instand setzen und Weizen säen kann!«

König: »Aber warum bauet Ihr keinen Hanf?«

Fromme: »Er gerät hier nicht. In kaltem Klima gerät er besser. Unsere Seiler können den russischen Hanf in Lübeck wohlfeiler kaufen, und besser, als ich ihn bauen kann.«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil