Abschnitt 4
An Rhin und Dosse
Das Dosse-Bruch
Friedrichs II. Besuch im Rhin- und Dosse-Bruch
König: »Ihr irrt Euch, das ist der Dom zu Magdeburg.«
Fromme: »Ihro Majestät, ich müßte ein schlechter Beamter sein, wenn ich nicht wüßte, was in meinen Amtsdörfern für Obrigkeiten sind.«
König: »Ja, dann habt Ihr recht! Sagt mir einmal: hier rechts muß ein Gut liegen, ich kann mich nicht auf den Namen besinnen; nennt mir die Güter, die hier rechts liegen.«
Fromme: »Buskow, Radensleben, Sommerfeld, Beetz, Karwe.«
König: »Recht! Karwe. Wem gehört das Gut?«
Fromme: »Dem Herrn von Knesebeck.«
König: »Ist er in Diensten gewesen?«
Fromme: »Ja! Lieutenant oder Fähnrich unter der Garde.«
König: »Unter der Garde?« (An den Fingern zählend.) »Ihr habt recht, er ist Lieutenant unter der Garde gewesen! Das freut mich sehr, daß das Gut noch in Knesebeckschen Händen ist. – Na! sagt mir einmal: der Weg, so hier den Berg hinaufgeht, geht nach Ruppin, und hier links ist die große Straße nach Hamburg?«
Fromme: »Ja, Ihro Majestät!«
König: »Wißt Ihr, wie lang es ist, daß ich nicht bin hier gewesen?«
Fromme: »Nein!«
König: »Das sind dreiundvierzig Jahr! Kann ich Ruppin liegen sehen?«
Fromme: »ja, Ihro Majestät, der Turm, so hier rechts über die Tannen herübersieht, ist Ruppin!«
König (mit dem Glase aus dem Wagen lehnend): »Ja, ja, das ist er, ich kenn ihn noch. – Kann ich Tramnitz liegen sehen?«
Fromme: »Nein, Ihro Majestät, Tramnitz liegt zu weit links, dicht an Kyritz.«
König: »Werden wir's nicht sehen, wenn wir besser hinkommen?«
Fromme: »Es könnte sein, bei Neustadt, aber ich zweifle.«
König: »Das ist schade! Kann ich Bechlin liegen sehn?«
Fromme: »Jetzt nicht, Ihro Majestät; es liegt zu sehr im Grunde. Wer weiß, ob es Ihro Majestät gar werden sehen können?«
König: »Na! gebt Achtung, und wenn Ihr's seht, so sagt's! – Wo ist der Beamte von Alten-Ruppin?«
Fromme: »In Protzen beim Vorspann wird er sein!«
König: »Können wir noch nicht Bechlin 2) liegen sehn?«
Fromme: »Nein!«
[b]König: »Wem gehört's itzo?«
Fromme: »Einem gewissen Schönermark.«
König: »Ist er von Adel?«
Fromme: »Nein!«
König: »Wer hat's vor ihm gehabt?«
Fromme: »Der Feldjäger Ahrens; der hat's von seinem Vater ererbt. Das Gut ist immer in bürgerlicher Familie gewesen.«
König: »Das weiß ich! Wie heißt das Dorf hier vor uns?«
Fromme »Walchow.«
König: »Wem gehört's?«
2) Bechlin liegt nur eine Viertelmeile von Ruppin und war oft der Schauplatz der ausgelassenen Späße, die zur »kronprinzlichen Zeit« beim Regiment im Schwange waren. – Ein noch bevorzugterer Ort war das unmittelbar vorher genannte Tramnitz (vergleiche weiterhin das ).
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil