Abschnitt 3

An Rhin und Dosse


Das Dosse-Bruch


Friedrichs II. Besuch im Rhin- und Dosse-Bruch


Fromme: »Es soll geschehen, Ihro Majestät.«

König: »Kann ich hier nicht Wustrau liegen sehen?«

Fromme: »Ja, Ihro Majestät; hier rechts, das ist's.«

König: »Ist der General zu Hause?«

Fromme: »Ja!«

König: »Woher wißt Ihr das?«

Fromme: »Ihro Majestät, der Rittmeister von L'Estocq liegt in meinem Dorf auf Grasung, und da schickten der Herr General gestern einen Brief durch den Reitknecht an ihn. Da erfuhr ich's.«

König: »Hat der General von Zieten auch bei der Abgrabung des Luchs gewonnen?«

Fromme: »O ja; die Meierei hier rechts hat er gebaut und eine Kuhmolkerei angelegt, welches er nicht gekonnt hätte, wenn das Luch nicht abgegraben wäre.«

König: »Das ist mir lieb! Wie heißt der Beamte zu Alten-Ruppin?«

Fromme: »Honig!«

König: »Wie lang ist er da?«

Fromme: »Seit Trinitatis.«

König: »Seit Trinitatis? Was ist er vorher gewesen?«

Fromme: »Canonicus.«

König: »Canonicus? Canonicus? Wie führt der Teufel zum Beamten den Canonicus?«

Fromme: »Ihro Majestät, er ist ein junger Mensch, der Geld hat und gern die Ehre haben will, Beamter von Ihro Majestät zu sein.«

König: »Warum ist aber der alte nicht geblieben?«

Fromme: »Ist gestorben.«

König: »So hätte doch die Witwe das Amt behalten können.«

Fromme: »Ist in Armut geraten!«

König: »Durch Frauenwirtschaft?«

Fromme: »Ihro Majestät verzeihen, sie wirtschaftete gut, allein die vielen Unglücksfälle haben sie zugrunde gerichtet; die können den besten Wirt zurücksetzen. Ich selber habe vor zwei Jahren das Viehsterben gehabt und habe keine Remission erhalten; ich kann auch nicht wieder vorwärtskommen.«

König: »Mein Sohn, heut hab ich Schaden am linken Ohr, ich kann nicht gut hören.«

Fromme: »Das ist schon eben ein Unglück, daß der Geheimde Rat Michaelis den Schaden auch hat!« (Nun blieb ich ein wenig vom Wagen zurück: ich glaubte, Ihro Majestät würden die Antwort ungnädig nehmen.)

König: »Na! Amtmann, vorwärts! Bleibt beim Wagen, aber nehmt Euch in acht, daß Ihr nicht unglücklich seid. Sprecht nur laut, ich verstehe recht gut.« (Diese mit kursiven Lettern gedruckten Worte wiederholten Ihro Majestät wenigstens zehnmal auf der Reise.) »Sagt mir mal: wie heißt das Dorf da? rechts.«

Fromme: »Langen.«

König: »Wem gehört's?«

Fromme: »Ein Drittel Ihro Majestät, unter dem Amte Alten-Ruppin; ein Drittel dem Herrn von Hagen; und dann hat der Dom zu Berlin auch Untertanen darin.«

König: »Ihr irrt Euch, der Dom zu Magdeburg!«

Fromme: »Ihro Majestät halten zu Gnaden, der Dom zu Berlin.«

König: »Es ist aber nicht wahr, der Dom zu Berlin hat keine Untertanen.«

Fromme: »Ihro Majestät halten zu Gnaden, der Dom zu Berlin hat in meinem Amtsdorfe Karwesee drei Untertanen.«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil