Abschnitt 2

An Rhin und Dosse


Das Dosse-Bruch


Friedrichs II. Besuch im Rhin- und Dosse-Bruch


König: »Das ist recht; aber warum?«

Förster: »Weil aus dem Abend die meisten Winde kommen.«

König: »Das ist recht!«

Nun kamen Ihro Majestät zu Fehrbellin an, sprachen daselbst mit dem Lieutenant Probst vom Zietenschen Husarenregiment (schon sein Vater stand als Rittmeister bei den Zietenschen) und mit dem fehrbellinischen Postmeister, Hauptmann von Mosch. Als angespannt war, wurde die Reise fortgesetzt, und da Ihro Majestät gleich danach an meinen Gräben, die im Fehrbellinschen Luch auf königliche Kosten gemacht sind, vorbeifuhren, so ritt ich an den Wagen und sagte: »Ihro Majestät, das sind schon zwei neue Gräben, die wir durch Ihro Majestät Gnade hier erhalten haben und die das Luch uns trocken erhalten.«

König: »Soso; das ist mir lieb! Wer seid Ihr?«

Fromme: »Ihro Majestät, ich bin der Beamte hier von Fehrbellin.«

König: »Wie heißt Ihr?«

Fromme: »Fromme.«

König: »Haha! Ihr seid ein Sohn von dem Landrat Fromme.«

Fromme: »Ihro Majestät halten zu Gnaden, mein Vater ist Amtsrat im Amte Lähme gewesen.«

König: »Amtsrat! Amtsrat! Das ist nicht wahr! Euer Vater ist Landrat gewesen. Ich habe ihn recht gut gekannt. Sagt mir einmal, hat Euch die Abgrabung des Luchs hier viel geholfen?«

Fromme: »O ja, Ihro Majestät!«

König: »Haltet Ihr mehr Vieh als Euer Vorfahr?«

Fromme: »Ja, Ihro Majestät! Auf diesem Vorwerk halt ich vierzig, auf allen Vorwerken siebenzig Kühe mehr!«

König: »Das ist gut. Die Viehseuche ist doch nicht hier in der Gegend?«

Fromme: »Nein, Ihro Majestät.«

König: »Habt Ihr die Viehseuche hier gehabt?«

Fromme: »Ja!«

König: »Braucht nur fein fleißig Steinsalz, dann werdet Ihr die Viehseuche nicht wieder bekommen.«

Fromme: »Ja, Ihro Majestät, das brauch ich auch; aber Küchensalz tut beinah ebendie Dienste.«

König: »Nein, das glaubt nicht! Ihr müßt das Steinsalz nicht kleinstoßen, sondern es dem Vieh so hinhängen, daß es dran lecken kann.«

Fromme: »Ja, es soll geschehen.«

König: »Sind sonst hier noch Verbesserungen zu machen?«

Fromme: »O ja, Ihro Majestät. Hier liegt die Kremmen-See. Wenn selbige abgegraben würde, so bekämen Ihro Majestät an achtzehnhundert Morgen Wiesenwachs, wo Kolonisten könnten angesetzt werden, und würde dadurch die ganze Gegend hier schiffbar, welches dem Städtchen Fehrbellin und der Stadt Ruppin ungemein aufhelfen würde; auch könnte vieles aus Mecklenburg zu Wasser nach Berlin kommen.«

König: »Das glaub ich! Euch wird aber wohl bei der Sache sehr geholfen, viele dabei ruiniert, wenigstens die Gutsherren des Terrains; nicht wahr?«

Fromme: »Ihro Majestät halten zu Gnaden: das Terrain gehört zum königlichen Forst, und stehen nur Birken darauf.«

König: »Oh, wenn weiter nichts ist wie Birkenholz, so kann's geschehen! Allein, Ihr müßt auch nicht die Rechnung ohne den Wirt machen, daß nicht die Kosten den Nutzen übersteigen.«

Fromme: »Die Kosten werden den Nutzen gewiß nicht übersteigen! Denn erstlich können Ihro Majestät sicher darauf rechnen, daß achtzehnhundert Morgen von dem See gewonnen werden; das wären sechsunddreißig Kolonisten, jeder zu funfzig Morgen. Wird nun ein kleiner, leidlicher Zoll auf das Floßholz gelegt und auf die Schiffe, die den neuen Kanal passieren, so wird das Kapital sich gut verzinsen.«

König: »Na! sagt es meinem Geheimden Rat Michaelis! Der Mann versteht's, und ich will Euch raten, daß Ihr Euch an den Mann wenden sollt in allen Stücken und wenn Ihr wißt, wo Kolonisten anzusetzen sind. Ich verlange nicht gleich ganze Kolonien; sondern wenn's nur zwo oder drei Familien sind, so könnt Ihr's immer mit dem Mann abmachen!«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil