Mechanisierung und Gesellschaft

So spannen mechanisierte Organisationen ihre vielfachen unsichtbaren Netze über jeden Fußbreit Erde. Hier und da wird eine Masche sichtbar: Absperrungen, Verbote, Aufforderungen, Warnungen, Drohungen säumen unsre Wege.

Aber diese armseligen Verkehrsmaschen bedeuten wenig, verglichen mit jenen zahllosen Bindungen, die mit Ausnahme der Gestirne fast jeden sichtbaren Gegenstand an Personen knüpfen, die jede Tätigkeit an Rechte und Pflichten ketten, die alle Einzelmenschen zu den seltsamsten und mannigfachsten Gemeinschaften vereinigen. Ein erwachsener Deutscher, der vermögenslos aus Amerika heimkehrt, hat, sofern er sich nicht um Wohltätigkeit bewirbt, nur das Recht, sich mit normaler Geschwindigkeit auf öffentlichen Straßen zu bewegen und seine Stimme für die Reichstagswahl abzugeben. Kein verwickelterer und schwierigerer Beruf lässt sich in zivilisierten Ländern erdenken als der des Einsiedlers.


Konnte vorzeiten ein Deutscher sich rühmen, Christ, Untertan, Bürger, Familienvater und Zunftgenosse zu sein, so ist er heute Subjekt und Objekt zahlloser Gemeinschaften. Er ist Bürger des Reichs, des Staates und der Stadt, Eingesessener des Kreises und der Provinz und Mitglied der Kirchengemeinde; er ist Soldat, Wähler, Steuerzahler, Inhaber von Ehrenämtern; er ist Berufsgenosse, Arbeitgeber oder -nehmer, Mieter oder Grundbesitzer, Kunde oder Lieferant; er ist Versicherungsnehmer, Mitglied gewerblicher, wissenschaftlicher, unterhaltender Vereinigungen; er ist Kunde einer Bank, Aktionär, Staatsgläubiger, Sparkontenbesitzer, Hypothekengläubiger oder Schuldner; er ist Mitglied einer politischen Partei; er ist Abonnent einer Zeitung, des Telephons, des Postscheckkontos, der Trambahn, der Auskunftei; er ist Kontrahent von Verträgen, mündlichen und schriftlichen Verpflichtungen; er ist Sportsmann, Sammler, Kunstliebhaber, Dilettant, Reisender, Bücherleser, Schüler, Akademiker, Inhaber von Zeugnissen, Legitimationen, Diplomen und Titeln; er ist Korrespondent, Firma, Referenz, Adresse, Konkurrent, er ist Sachverständiger, Vertrauensmann, Schiedsrichter, Zeuge, Schöffe, Geschworener; er ist Erbe, Erblasser, Gatte, Verwandter, Freund.

Diese Bindungen bedeuten die Verzweigungen der Nervenfasern im bloßgelegten Inneren der mechanistischen Wirtschaft. Um aber das Gewebe der Gesellschaft, der belebten Trägerin der Mechanisierung, vollkommener zu erblicken, muss das Auge auch auf den Einschlag dieser lebendigen Kette gerichtet werden: den Beruf.

Aus diesen beiden Elementen: Bindung und Beruf, entwickelt sich die entscheidende Eigenschaft der mechanisierten Gesellschaft, ihre Homogenität.

Schon apriorisch leuchtet es ein, daß eine lebende Maschinerie, um den Produktionsprozess der Erde zu tragen, aus gleichmäßigem, normalem und festem Material bestehen muss, daß ihre Teile massenhaft produzierbar und auswechselbar, fest ineinandergefügt und reibungslos, geschwindester und gleichförmigster Bewegung fähig sein müssen.

Die Bindungen tragen zur Homogenisierung bei, indem sie bewirken, daß jeder mit jedem sich berührt, reibt und schleift, daß eine große Zahl gemeinsamer Kenntnisse, Verwaltungs- und Verkehrsmethoden zum Gemeingut wird, daß der einzelne lernt, sich zurechtzufinden, anzupassen, umzugehen und sich von der Abgrenzung der Interessengebiete, der Beschränkung der Willkür und der Zusammenwirkung des Ganzen eine Vorstellung zu bilden. Jedes der mechanisierten Gesellschaftselemente ist ein wenig alles in allem: Politiker, Geschäftsmann, Unterhändler, Redner, Disponent und Organisator; ein jeder ist Träger von Verantwortung, welche füglich als Mechanisierungsform der Pflicht und, bei ihrem merklich materiell und militärisch gefärbten Charakter, schlechtweg als die ethische Kategorie der Mechanisierung angesehen werden kann. Erfreulich tritt der Ausgleich der Eigenschaften zutage in der schnell erworbenen und bewährten Fähigkeit unsrer Arbeiter, zu urteilen, zu handeln und zu verfügen.

Selbst die scheinbar trennende Sonderung des Berufes muss zur Homogenität führen. Denn eine reichliche Ansammlung in letzter Linie ähnlicher Vorkommnisse erzeugt übereinstimmende Geistesdispositionen; die Anwendung gleichartiger Denk- und Arbeitsformen wirkt entscheidender als die Ungleichartigkeit der Anwendungs- und Arbeitsgebiete; die Gleichförmigkeit der Arbeitszeit und Erholungsdauer entscheidender als die Verschiedenheit der Arbeitsstelle; die Gleichwertigkeit der Einkommen entscheidender als die Ungleichheit der Quellen, aus denen sie fließen.

Ein Rechtsanwalt von heute ähnelt seinem medizinischen Stammtischgenossen weit mehr als ein Leinenweber einem Tuchmacher von ehedem. Und mehr noch ähneln sich ihre Häuslichkeiten, ihre Lebensgewohnheiten, ihre Kleidungen, ihre Denkweisen und ihre Wünsche.

Vor allem aber trägt die zunehmende Intellektualisierung der Berufe dazu bei, gleichartige Menschen zu schaffen. Die alte Güterproduktion verlangte vom einzelnen einen periodischen Kreislauf bereitender, schaffender, fertigender und verwerten der Tätigkeit, denn das Werk eines jeden Menschen war ein Ganzes. Deshalb musste viel Handliches und viel Ungeistiges, viel Abwarten und viel Umstand in Kauf genommen werden. Heute ist alle Arbeit unterteilt und daher verdichtet; die Stufenfolgen sind beseitigt, und der arbeitende Mechanismus erfordert mehr denkende Überwachung als handfestes Zugreifen. Im Gegensatz zu den alten Aufgaben, die sich periodisch wiederholten und daher den Wert der Erfahrung aufs höchste schätzen ließen, die aber in ihrer Wiederholung der Phantasie und der Erkenntnis unmerklich wachsenden Spielraum gestatteten, steht der Schaffende und Überwachende unsrer Zeit beständig vor scheinbar neuen Problemen, die sich aber alle mit gleichen Denkformen bewältigen lassen und daher die Gleichförmigkeit des Handelns vermehren: so etwa, wie in einem Buch mit Regeldetriaufgaben das hochgemute Auftreten von Wasserstrahlen, Schnellläufern und Handelsleuten nur eine wechselnde Umschreibung der nämlichen einfachen Gleichungsformel bedeutet.

Fügt man dem physischen und intellektuellen Ausgleich der Lebensbedingungen die Wirkungen eines beständig wachsenden Volkswohlstandes hinzu, so erhält man die Grundbedingungen der Mittelstandstendenz, die für die mechanisierte Gesellschaft bezeichnend ist.

Die bürgerliche Gesellschaft Deutschlands ist weit jünger als die englische und französische. Von ihrer Entstehung an, die in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts fällt, war sie hundert Jahre lang arm, und diese Armut, verbunden mit einer edlen Stärke der Entsagung, trug reiche geistige Frucht, die zur Ernte der romantischen Periode und des Verfassungskampfes reifte. Der Merkantilismus der Mechanisierungszeit brachte ihr unerhörten Zuwachs an Wohlstand und raubte ihr dafür einen Teil ihrer geistigen Werte. Im letzten Menschenalter allein hat sich die Zahl der Einkommen, die selbständigen kommerziellen Verantwortungen entsprechen, zum mindesten verhundertfacht, und Raum geschaffen für eine Breite des bürgerlichen Behagens und Luxus, wie sie nur in England bekannt war. Behausung, Kleidung, Bedienung und Unterhaltung zeigen die Merkmale dieser Steigerung, die vielleicht von allen Entwicklungsformen der neuen Zeit die beispielloseste ist. Denn die Geschichte bietet uns zwar Vorgänge von maßlosem Reichtum und Prunk einzelner Personen und Gemeinschaften: die Existenz von Hunderttausenden begüterter, ja nach früheren Begriffen reicher Menschen in einem Lande aber ist gänzlich ohne Vorgang und führt zu unabsehbaren Folgen, die man als Grunderscheinung der neuzeitlichen Umgestaltungen anzusehen sich versucht fühlen könnte, wenn es nicht klar zutage läge, daß sie als Folgeerscheinungen von der Verdichtung und Mechanisierung abhängen.

Zunächst aber hat dieser Reichtum eine Verarmung herbeigeführt; nicht an Vorstellungen und Kenntnissen, sondern an Wertungen, nicht an Wünschen und Zwecken, sondern an Idealen. Dieser homogenisierten Gemeinschaft sind gemeinschaftliche Urteile und Ziele noch nicht erwachsen, es sei denn solche von handgreiflicher Utilität; es ist, als sei dem Gesamtkörper ein Innenleben noch nicht erwacht oder als seien seine ersten Regungen vom Lärm der Interessen übertäubt. Noch mehr: eine unbewusste Widerstandsbewegung der Elemente gegen ihre Homogenisierung zwingt sie, noch einmal jedes erschwingliche Maß von Individualität nach außen zu kehren und zur Wahrung vermeintlicher Originalität sich jeder offenkundigen Gemeinschaftsrichtung zu entziehen. So wurde in Deutschland nicht einmal für die Freude am Vaterland ein kulturell gültiger Ausdruck gefunden: der unterwürfigen Devotion und dem aggressiven Gebaren des Vereins- und Geschäftspatriotismus wurde eine selbstvertrauende Heldenverehrung, ein sicheres Nationalbewußtsein nicht entgegengesetzt.

Von der ideenbildenden Fähigkeit des deutschen bürgerlichen Intellektualismus aber hängt es ab, ob und wann er berufen ist, die Verantwortung für das kulturelle und politische Leben zu übernehmen, die ihm nach dem Lauf der mechanischen Entwicklung beschieden ist. Heute trägt er in Deutschland von dieser Verantwortung nur einen kleinen Teil, obwohl die bedeutendsten materiellen Aufgaben: die Versorgung und Ernährung des Volkszuwachses und die Bewältigung der Staatslasten, auf seinen Schultern ruhen.

Denn nach zwei Seiten hin findet in Deutschland die Homogenisierung wo nicht Grenzen, so doch Hemmungen, die zwar in manchem Sinne überschreitbar und überschritten, für die heutige Kräfteverteilung jedoch von entscheidender Bedeutung sind. Es wird späteren deutschen Geschichtsschreibern schwer verständlich sein, wie in unsrer Zeit zwei Schichtungssysteme sich wechselseitig durchdringen konnten: das erste ein Überrest der alten Feudalordnung, das zweite, das Kapitalistische, eine Nebenerscheinung der Mechanisierung selbst. Noch seltsamer aber muss es berühren, daß die neuentstandene kapitalistische Ordnung zunächst dazu beitragen musste, den Bestand der Feudalordnung zu stützen.

Tatsächlich herrscht heute in den entscheidenden deutschen Staaten politisch und militärisch derjenige Rest der früheren Oberschicht, der sich in der Form eingesessenen Adels erhalten hat. Aus zwei Gründen konnte er seine Macht bewahren: einmal, weil sein gesunder Instinkt ihn an die Landwirtschaft fesselte, die unter der Betriebsform des Großgrundbesitzes im verflossenen Jahrhundert einen bedeutenden mechanistischen Aufschwung erlebte und die noch heute eine starke Überwachung der Landbevölkerung ermöglicht; sodann, weil eine Anzahl europäischer Dynastien, durch die kapitalistische Ordnung bedenklich gemacht, um so enger mit denjenigen Mächten verbündet zu bleiben wünschten, die durch Herkommen ihren Häusern nahestanden und die bei einem Umsturz am meisten zu verlieren hatten. Freilich wurden diese Erwägungen zumeist verlassen, sobald die Verhältnisse zu einer gewissen Reife gediehen waren: wie ein Kapitän beim Sturm sein Schiff lieber auf hoher See als verankert sieht, so wurde in solchen Fällen die Monarchie der Tragkraft der gesamten Nation anvertraut. So bestehen denn feudal verankerte Dynastien nur noch in Mitteleuropa.

Dass die zweite der bestehenden Schichtungen, die kapitalistische, und mit ihr die gewaltigste der einheitlichen Bewegungen unsrer Zeit, die sozialistische, nicht in den Mittelpunkt dieser Gesellschaftsbetrachtung gerückt ist, mag befremden und bedarf der Rechtfertigung.

Zweifellos ist es der schwerste Vorwurf, welcher der Zivilisation unsrer Zeit gemacht werden kann, daß sie die Beschränkung eines Proletariats zulässt, wenn unter einem solchen eine Bevölkerungsklasse verstanden wird, deren Angehörige unter normalen Verhältnissen zu selbständiger Verantwortung und unabhängiger Lebensführung nicht vordringen können. Die schärfste Zuspitzung dieses Vorwurfs: daß nämlich innerhalb dieser Klasse zeit- und stellenweise Not und Elend haust, wird als berechtigte Klage durchweg anerkannt und Abstellung der Übel mit Ernst und nicht ohne Erfolg angestrebt; so daß die Frage des Notstandes hier ausgeschieden werden darf.

Erstrebt nun der Sozialismus die Beseitigung wirtschaftlicher Ungerechtigkeit, die Hebung oder Umschmelzung des Proletariats, so muss diese Weltaufgabe mit hohem Respekt betrachtet und jeder Schritt zu ihrer Förderung als Zivilisationsfortschritt begrüßt werden. Doch darf man vom Standpunkt einer über den Augenblick hinausgehenden Betrachtung nicht übersehen, daß es sich hier um Abhilfen, und zwar materielle Abhilfen, nicht um absolute Schöpfung und Ideen handelt. Deshalb ist es dem Sozialismus nicht gelungen, eine Weltanschauung zu schaffen; was er über das materiell praktische Erstreben hinausgreifend zustande gebracht hat, ist stark anfechtbares populärphilosophisches Erzeugnis. Sozialismus bleibt Zeitaufgabe, solange er sich nicht zur Transzendenz zu erheben und neue Ideale für die gesamte Menschheit und ihren geistigen Besitz aufzustellen vermag.

Dann aber würde sein innerstes Wesen sich wandeln und ein großer Teil des materiellen Rüstzeugs abgestreift werden müssen.

Aber auch innerhalb der Grenzen der Zeitaufgabe besitzt der Sozialismus nicht die Stärke der Konsequenz und Unausweichlichkeit, die ihn zum Pol der gesellschaftlichen Entwicklung machen könnte, denn er verkennt den Dualismus der Arbeit. Erfindung und Ausführung, Anordnung und Leitung werden sich niemals dauernd und grundsätzlich vereinigen lassen, am wenigsten in einer mechanistischen und arbeitsteilenden Gemeinschaft. Immer werden die intuitiv, phantastisch, künstlerisch und organisatorisch Veranlagten den handgreiflich, praktisch, suggestiv Veranlagten gegenüberstehen. Eine Arbeitsverschmelzung der beiden Kategorien ist innerhalb der uns bekannten menschlichen Eigenschaftszonen nicht denkbar, vielleicht nicht einmal wünschbar.

Befreit man somit das Problem von der nüchternen Phantastik mechanisch konstruierter Paradiese, so bleibt als Kern die große und ernste Aufgabe einer Reform des Proletariats. Ihre Lösung muss einsetzen an dem Punkte der höchsten Ungerechtigkeit: bei der lebenslänglichen, ja erblichen Unentrinnbarkeit des Proletarierschicksals. Die Lösung ist möglich, wenn sie darauf abzielt, die Einsperrung der Vermögen, ihre allzu starre Kettung an Personen, Familien, Genossenschaften zu sprengen, eine gerechtere Bindung des Wohlstandes an wirtschaftliches und geistiges Verdienst zu sichern und jedem die geistigen Werkzeuge erschwinglich zu machen, die zum Wettkampf befähigen. Diese Gesamttendenz habe ich vor Jahren mit dem Namen Euplutismus bezeichnet; ihre Mittel bestehen vornehmlich in der Beseitigung aller Rechte, die den Charakter von Privatmonopolen tragen, in der Beschränkung des Erbrechts, in einer gegen mühelose und ungerechte Bereicherung gerichteten Gesetzgebung, in der Ausgestaltung der Volkserziehung.

Sicherlich wird die Durchführung dieser Grundlätze Menschenalter erfordern, aber ebenso sicherlich wird sie erfolgen, und ihre Ergebnisse werden den Beweis erbringen, daß es zur Abstellung einer wirtschaftlichen Ungerechtigkeit keines Weltbrandes bedarf. Noch vor dieser Erfüllung aber wird das soziale Problem eine Umgestaltung erfahren, und zwar in dem Sinne, daß die Homogenisierung, weit über die Grenzen der bürgerlichen Gesellschaft hinausgreifend, einen bedeutenden, und zwar den wertvollsten Teil des Proletariats assimiliert haben wird.

Denn schon heute erreichen, dem ehernen Lohngesetz zum Trotz, das seinen Trugschluss an die stillschweigende Voraussetzung unbeschränkten Arbeitsangebotes knüpft, die Einkünfte geschulter Qualitätsarbeiter eine höhere Ebene als die des bürgerlichen Durchschnitts, und gleichzeitig hiermit werden bürgerliche besitzschützende Interessen rege. Die mechanistische Produktion aber muss die ihr vorgeschriebene Richtung verfolgen und beständig darnach trachten, mechanische Arbeit durch Überwachungsarbeit, ungeschulte durch Qualitätsarbeit zu ersetzen, die sie nicht nur höher bezahlen kann, sondern vielmehr so reichlich bezahlen muss, daß Aufmerksamkeit und Stimmung des Arbeiters ihren Zwecken erhalten bleiben. Wollte man dieser Bewegung vorwerfen, daß sie nach Auswahl der Qualifizierten ersten, zweiten und dritten Grades schließlich ein doppelt verelendetes Proletariat Unqualifizierter, Arbeitsunwilliger und Arbeitsunfähiger zurücklässt, so wäre zu erwidern, daß ein Idealzustand auf Erden freilich die Abschaffung aller wirtschaftlichen Beschränkung erfordern, daß dieser Idealzustand aber gleichzeitig die ausschließliche Existenz brauchbarer Menschen beanspruchen würde. Solange dies Ideal nicht erfüllt ist, wird es des Gegensatzes zwischen beschränkter und reichlicher Lebensführung bedürfen, um Regungen der Indolenz zu überwinden, die der Gemeinschaft schaden. Freilich wird es um so dringender die Aufgabe der Gesellschaft sein, dafür zu sorgen, daß jeder Willige durch eigene Kraft dem Zustande der Beschränkung sich entwinden kann.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walther Rathenau Gesammelte Schriften - Band 1