Rachel Geddes

Ihre Erscheinung war höchst anmutig, und wenn sie auch mindestens dreißig Jahre alt war, besaß sie doch noch Wesen und Gestalt eines jugendlicheren Alters. Den gänzlichen Mangel jeder modischen Zierde oder Schmuckes ersetzte, wie gewöhnlich, die ausgewählteste Fettigkeit und Peinlichkeit ihrer Kleidung; ganz besonders passte das einfache enge Häubchen zu ihren scheuen und sanften Tauben-Augen. Auch ihre Züge waren höchst angenehm, doch hatten sie ein wenig durch die Verheerungen der Locken, dieses erklärten Feindes der weiblichen Schönheit, gelitten; dieser Nachteil wurde aber wieder ausgeglichen durch einen lieblich geformten Mund, den Perlenzähne zierten und ein anmutig ernstes Lächeln umspielte, welches einem Jeden, mit dem sie sprach, hienieden und jenseits Glück und Heil zu wünschen schien.

Mit diesen Worten entfernte sich Mr. Josuah Geddes. Manche Damen, welche wir kennen lernten, würden einige Verlegenheit oder Staunen empfunden oder erheuchelt haben, sich genötigt zu sehen, so allein die gastlichen Pflichten gegen einen (es muss heraus, Atlan), gegen einen so hübschen Burschen, der ihnen ganz fremd wäre, zu übernehmen. Sie aber ging einige Augenblicke hinaus und kehrte in ihrem einfachen Gewande mit Mütze und Bieber-Handschuhen versehen zurück, bereit mir das Geleit mit eben der Unbefangenheit zu geben, als sei ich ihr Vater. So begab ich mich denn mit meiner schönen Quäkerin auf den Weg.


Redgauntlet.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walter Scotts Mädchen und Frauen