Abschnitt 2

II. De Festung M


Kapitel 9


Hei föll recht mit Nahdruck mit den vullen Puckel gegen den Inspekter sine Dör, un as wi bi den Larm herute stört'ten, lagg hei up de Ird, un de Disch lagg up em, as hadd hei dat Dischblatt för sin Äwerbedd anseihn un hadd sick warm dormit taudeckt. – Nahsten säd hei, hei hadd mit Hausten nich mihr dörch unsern Gesang dörchdringen kunnt, hei hadd't mit Kloppen versäuken wullt, hadd sick dorbi tau wid up de Dischkant wagt un hadd de Blansierung verluren. – In desen Ogenblick säd hei nicks, hei was ganz still, un as wi em rute treckten un em upricht'ten, was hei von den Fall oder von dat vele Hausten ganz düsig; äwer, as de Inspekter up em infohren ded: hei süll sick wat schämen – kreg hei doch so vele Besinnung, dat hei em rasch in de Red' föll un säd: hei glöwt, de Platzmajur kem. Na, dit was en schönen Hopphei! Gr. un ick wutschten in uns' Lock, H....mann un M. sprungen de Trepp heruppe, de Inspekter un de Rheinlänner smeten vulle un leddige Buddeln un Gläs' in den Korw, un de Gefangenknecht slot uns in. So, nu kunn de Platzmajur kamen; äwer hei kamm nich. Den annern Dag, as wi uns dat nahdeken deden, kamm uns dat binah so vör, as wir mit uns en afkort't Spill drewen, dat wi man wedder utenanner kemen; äwer dat was egal: wi hadden en frölichen Nahmiddag hatt un hadden de schöne Husordnung gründlich verrungeniert; denn von nu an was alle Abend groten Besäuk, ball hir, ball dor. Wi vertellten uns wat, lesen wat vör, spelten Schach, ok woll en beten Korten, drunken en Glas Bir tausamen un leihnten enanner uns' Bäuker; denn dat was ok verbaden. Bäuker un Zeitungen wiren vör allen de beiden Artikel, de wi am meisten missen müßten. Zeitungen wiren ganz verbaden un Bäuker bet up de Fachbäuker binah ok. As Bispill will ick blot vertellen, dat sick vör mine Tid mal einer dat Brockhussche Konversationslexikon un en anner en Atlas von de olle Welt anschaffen wull, dat würd allens beid's afslagen, wil, nah de Ansicht von den Herrn Grafen H., dat Konversationslexikon »revolutionäre Artikel« enthöll un »Landkarten überall nicht zu gestatten seien, weil sie bei einem Fluchtversuche Vorschub leisten könnten«. – Dat was von em 'ne sihr lustige, äwer för uns 'ne sihr harte Ansicht. Af un an kregen wi äwer doch von den Paster E. oder von den Stabsarzt Reiche oder den Inspekter, ja ok männigmal dörch en oll Zeitungsbladd, wo Kes' un Hiring inwickelt was, en beten tau weiten, wo't in de Welt hergung. Gegen den Harwst von dit Johr (1837) würd denn uns ok vertellt, dat uns' Sak in den Staatsrat vörkamen süll, wat wi nich tau dat virtigjöhrige Jubiläum von den König Fridrich Wilhelm III. begnadigt warden süllen. Dat gaww nu vel Reden un Hoffen unner uns, weck hofften un weck streden dorgegen, un einer von de letztern brukte dorbi mal den despektierlichen Utdruck »de olle Rülps« stats »de olle König«, dat fohrte äwer minen ollen Kapteihn, de nahsten mit mi in Gr. satt, so in de Kron', dat hei desen Majestätsbeleidiger up de Städ' up einen Gang krumme Säwel föddern ded, uttaufechten an den irsten Dag, wenn wi frikemen, wil dat hei sick an sinen König versünnigt hadd. – So'ne Ort von Königsmürder wiren mang uns! Na, wi hofften also wedder: wi müßten jo fri kamen! Äwer dat kamm anners as mit de sel Fru; de Hertog Korl von Meckelnborg, as Presedent von den Staatsrat, hadd sick gegen uns vernehmen laten un hadd den Utslag gewen: wi müßten sitten. – Dat hett em denn nu grad nich vele frame Wünsch von uns indragen. Korte Tid nahher kamm de Stabsarzt mal tau uns un vertellte uns, de Hertog Korl von Meckelnborg wir dod. »Dat weiten wi all«, säden wi. – Dat wir nich mäglich, säd hei, hei kem graden Wegs von den General Grafen H. her, un de hadd in sine Gegenwart de Depesch upmakt, wo de Nahricht in stahn hadd; un in keine Zeitung stünn noch dor wat von. – Dat wir mäglich, säden wi, äwer weiten deden wi dat all. – »Von wen?« frog hei. – »Von Z.«, säden wi, »de hett uns dat hüt morgen vertellt.« – »Von Z.? von Z.?« frog hei un schüddelt mit den Kopp, »üm den sinentwillen ick hüt hirher kamen bün? Merkwürdig! Merkwürdig!« Un dormit gung hei ut de Dör. Z. was en prächtigen un mächtigen Kirl, as ick em up sine Dörchreis' in Jena kennen lihrte, hei was de Grötste un de Starkste von uns allen, ok hir noch; hei was en ihrlichen un trugen Fründ tau mi – dat weit ick, denn ick heww nahsten mit em in Gr. up ein Stuw' tausamen seten –, äwer sin Geist hadd leden. – Sei säden, hei hadd't von den Ogenblick an kregen, as em dat Dodsurtel spraken würd. Ick weit dat nich – tau mine Tid bildte hei sick dat in, hei künn prophenzeih'n un ut de Kreihn un Sparlings un Karnallenvägel ehr Gebirden de Taukunft seihn. Alle Abend, vertellte hei, kamm 'ne schöne Fru in en swartsiden Kled tau em un set'te sick vör sin Bedd un säd em, wat scheihn würd. – Hei hett vel tausamenprophenzeiht, un nicks is indrapen; äwer de Dodsnahricht von den Hertog Korl von Meckelnborg hett hei vörherseggt, dat is Wohrheit! Un noch 'ne anner Sak hett hei mit de lüttsten Ümstän'n vörher wüßt – ick ward sei an Urt un Städ vertellen. De Kreihen wiren in sinen Ogen de slimmen Vägel, un de Karnallenvägel, von de binah en jeder weck hadd, wiren de gauden. Nu begaww sick dat sonderbare Wis', dat binnen eine Woch' binah all de Karnallenvägel in den ganzen Hus' krank würden, sei kregen alltausamen, obschonst de ein so, de anner anners fauderte, ein un de sülwige Krämpfen un föllen för dod in ehr Burken üm, un weck stürwen würklich doran. Dit hadd em nu in 'ne grote Upregung set't, un de Stabsarzt müßt em in't Lazarett nemen, von wo hei up dreivirtel Johr in de Charité nah Berlin bröcht würd, üm dor kuriert tau warden; äwer as hei von dorut, as gesund entlaten, uns nah Gr. nahkamm, was hei noch eben so krank, as hei west was. Doran, desen armen Minschen tau entlaten, den sei up so'ne grugliche Wis' unschädlich makt hadden, was kein Gedank. – Tau mine grote Freud' heww ick hürt, dat de Friheit em dat wedder gewen hett, wat em de Knechtschaft namm, un dat min oll »Franzos'« lewt un gesund is. As ick vördem all seggt heww, let wi uns den Upentholt in't Lazarett so tämlich ümgahn, un wil de Stabsarzt en minschenfründlich Hart hadd, un wi ok alltausamen so beschaffen wiren, dat hei't mit gauden Gewissen verantworten kunn, wenn hei uns dorhen nem, so kamm denn mitdewil ok mal an mi de Reih, un ick erlewte dorin 'ne Geschichte, de de ganze Kummandantur ut den Lim brächte un för uns mit de Tid von dat grötste Bedüden würd.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid