Abschnitt 1

II. De Festung M


Kapitel 9


Worüm de Herr Inspekter sick as en Hampelmann birden un de Gefängnisknecht K. sick von den Disch hausten ded. Worüm de Herr Inspekter as forsche Voß anseihn würd, un worüm wi nich för den Hertog Korl von Meckelnborg beden deden. Äwer ein Umstand müßt nu noch dortaukamen, de den Utslag gaww un uns düdlich wis'te, wo wid wi all mit de Afschaffung von de saubere Husordnung kamen wiren. – Min oll Vader hadd mi schrewen, ick süll mi 'ne Mäntel maken laten, un eines Dags kamm de Inspekter nah mi rüm un säd mi, ick süll nah sine Stuw' kamen, de Snider wir dor un wull mi Mat nemen. Ick gung also in minen Slaprock rüm. Nu wiren dor in de Stuw' äwerst twei Lüd', de ein sach gor nich as en Snider ut, de anner äwer desto mihr; ick frog also desen, wat hei mi Mat nemen wull. Äwer ihre de Snider mi Antwurd gaww, gung de anner up mi tau un frog mi, wat ick ein von de politischen Gefangen wir. – Dat kunn ick nich striden. – »Denn kennen Sei gewiß minen Brauder, ick bün de un de von'n Rhein her un heit H....mann.« – »Ja woll«, segg ick, »kenn ick Ehren Brauder, hei sitt in den drüdden Stock mit M. tausamen.« – Hei wull noch wider reden, dunn kamm de Inspekter rin, un de Snider gung an sin Geschäft. Hei was noch nich dormit prat, as de Dör wedder upgung un de Husknecht ut de Stadt Prag mit en Korw vull Buddeln rinne kamm. De Inspekter makte grote Ogen; äwer de Rheinlänner let em kein Tid, Mulapen tau verköpen, hei namm de höflichste Min' von de Welt an un säd in so'n frien, frischen Ton, as blot so'n ollen lustigen Rheinlänner kann, hei hadd sick dat verlöwt, den Herrn Inspekter mit en Dutzend Buddeln Virundörtiger unner de Ogen tau gahn. – Ach, nu äwer de Herr Inspekter! – De Snider was dor, ick was dor – hei säd, hei künn't nich, un dat wir tau vel, un dorbi dinert hei mit den Kopp un treckte mit de Schullern, as set einer unner sine Stuwendelen un regiert em von dor an en Band as en Hampelmann. – Wat äwer so'n richtigen Rheinlänner resolviert sin kann, dat heww ick hir seihn; uns' Rheinlänner kreg mir nichts, dir nichts, en Proppentrecker rut, makte 'ne Buddel up, namm en Waterglas, wat up den Disch stunn, schenkte in un let den Inspekter vör allen Dingen irst doran rüken. Dat hulp! De Geruch paßte em, un hei kreg nu ok so'n besondere Lust dortau, ein tau probieren. Taureden helpt, un em würd tauredt; hei drunk sin Glas ut. »Ick will nu Ehren Brauder halen«, säd hei, »äwer...«, un dorbi kek hei mi un den Snider an. De Snider was en Mann von Bildung, hei verstunn den Wink un gung; ick wull em doch dorin nich nahstahn un wull ok gahn; äwer de Rheinlänner stellte sick dwaslings vör de Dör: »Sei bliwen hir! Nich wohr, Herr Inspekter, de Herr bliwwt hir?« – Nu fung de entfamte Kirl unner de Stuwendelen wedder an an den Band tau tucken, un de Inspekter treckte mit de Schullern un hantierte mit de Hän'n un trippelte mit de Bein; äwer dat En'n von dat Lid was: ick blew. De Brauder kamm un föll den Brauder üm den Hals, un't was en grotes Freu'n un en grotes Fragen, un wil dat de beiden Bräuder doch in ehre Freud' nich sitten kunnen, set'ten ick un de Herr Inspekter uns up de Sofa un drunken Rhinwin tau ehre Freud' un uns taum Wollgefallen un freuten uns ok. Un as de irste Hitt bi de beiden Bräuder verflagen was, dunn set'ten sei sick ok un hülpen uns bi uns' Geschäft, un de Herr Inspekter makte den Rheinlänner en Kumpelment: de Win wir gaud, de Win wir sihr gaud. »Denn dauhn Sei em ok sine Ihr an«, säd de Frömde un schenkte den Herrn Inspekter dat Birglas wedder vull; denn dat ein hadden wi man. Nu kann äwer jeder Minsch inseihn, dat unner so'ne Umstän'n ein Birglas nich gaud langen deiht, ick kamm also up den klauken Infall, ut mine Stuw' noch twei tau halen, un wil de Herr Inspekter nich achter'n Disch bequem rutkamen kunn, namm ick minen Slätel von't Slätelbredd un wull gahn, dreihte mi äwer irst noch üm un säd: »Äwer, Herr Inspekter, G. bring' ick mit.« – »Ja«, säd H....mann, »un ick hal ok Gläs' un bring M. mit.« – De Herr Inspekter fung wedder an tau trecken mit de Schullern; äwer't was nich mihr so utdrücklich as vördem, un tauletzt nickte hei blot noch mit den Kopp. As ick rute kamm, gung D....mann vör den Inspekter sine Dör up un dal, denn hei hadd woll en beten horkt, wat woll passieren ded, un as hei mi in sin Slätelamt tuschen sach, wull hei mi bähnhasen un frog mi, wo ick dortau kem. »Herr D....mann«, säd ick, »Sei seihn, ick kam mit den Slätel ut den Herrn Inspekter sine Stuw', un as Sei weiten, is hei binnen, un wat em paßt, ward Sei jo ok woll passen. In'n äwrigen will ick Sei raden, laten S' sick mit mi nich in'n Bösen in, Sei weiten, wo wi mit enanner stahn; will'n Sei äwer vernünftig sin, denn will ick ok dorför sorgen, dat Sei Ehr Deil von de Lustborkeit afkrigen.« – Oh, hei meinte ok man, säd hei. Ick slot also up, halte Gr. un Birgläs'; H....mann kamm mit sinen Stuwenkammeraden M. antautrecken, un nu würd de Sak irst vollständig. Wi »organisierten« uns, as sei dat nennen, nich blot binnen üm den Disch herüm, ne ok buten, dat uns keiner äwer den Hals kamen kunn. D....mann müßt up den ündelsten Gang patrullieren un kreg tau de Unnerhollung in sine Einsamkeit 'ne Buddel Win, un de Gefängnisknecht K. würd up unsern Gang up en Disch stellt un müßt äwer den vördelsten Hof kiken, ob de Platzmajur woll kem. Hei kreg kein Buddel Win, äwer de Wisung, wenn em sihr dösten würd, denn süll hei hausten. Hei hett den Nahmiddag äwer wat Ihrliches tausam haust, un tau Schaden is hei dorbi nich wider kamen, as dat hei sick gegen Abend mitsamt den Disch ümhausten ded. Wi äwer seten binnen un hadden vulle fiw Johr ut unsern Lewenskalenner utstrecken un fungen bi den letzten Kommers, den wi in Jena un in Bonn mitmakt hadden, hir up den Inspekter sine Stuw' wedder an. De Herr Inspekter würd as Voß anseihn, un M., wat de Öllst von uns was, äwernamm sick dat Amt, em in alle Swindigkeit en beten ut den gräwsten för den Kummang tautaustutzen, vör allen makte hei em denn begriplich, dat en forschen Voß ümmer funditus drinken müßt. De Herr Inspekter bewes' in dese Sak vele Insichten, un wil dat wi em doch mit gauden Bispill vörangahn müßten, so kemen wi bald in jenne Ort von Verfat, wo dat Singen lostaugahn pleggt. – M., de all mal katholsche Preister west was un de drei irsten Weihen kregen hadd, hadd in sinen früheren Stand von Amts wegen schön singen müßt, hei stimmte also mit sinen höchsten un schönsten Ton an: »Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt...«, un wi annern föllen kräftig mit in, as – bautz! – in unsere »Freiheit, die wir meinten«, de Schildwach mit sinen Gewehrkolben gegen de Dör stödd: »Ruhig da drinnen!« De Inspekter flog tau Höcht, hei hadd ganz vergeten, dat de Schildwachen den Befehl hadden, Singen un Fläuten nich tau liden. – Dat was en slimm Stück för mine Kammeraden, de in fiw Johr nich hadden singen dürft un nu so'ne schöne Gelegenheit dortau hadden; äwer hir hulp H....mann ut de Not, hei ret de Dör wid up un röp den Musketierer, hei süll doch in de Stuw' rinne kiken, un frog em, ob em dit as en Gefängnis vörkem? – Na, so'ne Ort Gefängnis, mit so vele Buddeln un Gläs' up den Disch, hadd de jo denn woll noch nich seihn, hei meinte also: wi süllen't nich äwelnemen, hei wir hir taum irsten Mal. Dat was nu wedder so wid in de Reih! äwer uns' forsche Voß was ganz ut den Lim. Um Gotteswillen nich wider singen! – Ja, dat was licht seggt, äwer swer hollen. – Nah langen Prekademen mit den Herrn Inspekter würd denn nu utmakt, sungen müßt warden, äwer sacht, ganz sacht. Dat was denn nu so, as wenn einer seggt: wasch mi den Pelz, äwer mak mi nich natt; oder as wenn sei in de hillste Tid von de französche Revolutschon seggt hadden: köppt möt warden, äwer sacht, ganz sacht! De irste, de sick gegen dit nige Afkamen versünnigen ded, was de Herr Inspekter sülwst. Hei hadd 'ne Ort von Gitarrenstimm un hadd ok 'ne Ort von Gitarr; äwer de Lider, de hei weiten ded, wiren 'ne Utwahl von olle verschatene, fadenschinige Leiwslider, de hellschen upkratzt un utböst warden müßten, wenn sei hallweg passieren süllen. Un dat ded hei denn ok, un hei kratzte un böste denn ok schön drup los. Un von uns annern wull en jeder nah so vel Johren doch girn hüren, wo sick sine Stimm eigentlich utnem, un ob sei ok ganz inrustert wir, un so durte dat denn nich lang', dunn gung't wedder von Flässen. Wer weit, wat de Sak för 'ne Endschaft namen hadd, wenn sick nich üm dese Tid, as ick all seggt heww, de Gefangenknecht von den Disch herunne haust hadd.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid