Abschnitt 1

II. De Festung M


Kapitel 11


Dat Graf H. sick dat entsäd, un dat de Gaus en snurrigen Vagel is. De Kapteihn trett up; nich blot in dese Geschicht, ne! hei trett för uns all up un fecht't en nigen, vörnemen Titel för uns dörch. Worüm min olle brave Kapteihn in sinen dodigen Friwilligenbort rinne weint un sick mit mi versetzen let, un wat sin olle grise Fründ dormit tau dauhn hett.

De Bericht von unsere Lag' un unsern Gesundheitszustand was denn nu an de hohe Ministerialkummischon in Berlin inschickt, un obschonst de drei Herrn, de in dese Anstalt ehr Wesen bedrewen, de hartste Tucht för uns noch för 'ne Gnad höllen, so müggt bi ehr doch woll in 'ne gaude Stun'n, wo de ein von ehr an slimm Ogen, de anner an 'ne Bostbeklemmung un de drüdde an kolle Fäut led, de Gedank upstigen, dat sick ahn Licht un Luft un Warmnis man hellschen gadlich lewen lett, ok müggten sei bedenken, dat so'n laues, flaues un fläumiges Flußwater lang' nich so taudräglich för de Gesundheit is as dat Gedränk, womit sei sick in ehren Geschäften stärken deden:

Der Herr Minister Regiment
Soll beim Burgunder sein.

Genaug, sei besloten, uns annerswo intaumeiden. Ick glöw äwer, dor wir ok noch lang' nicks ut worden, wenn sick nich noch en annern Umstand begewen hadd: de irste Kummandant, General Graf H., sturw nämlich üm dese Tid, un mit em würd en gaud Deil Haß gegen uns begrawen. De tweite Kummandant, Oberst B., folgte sine Lik, verküllte sick dägern dorbi, un drei Dag' drup folgte hei sinen Vörgesetzten up den sülwigen Weg. Vörher äwer, up sinen Dodenbedd, hadd hei den Platzmajur tau sick raupen laten un hadd em dat up de Seel bunnen, dat hei, de Platzmajur, dat utführen süll, wotau hei sülwen kein Tid mihr hadd. Hei süll an de Herren in Berlin schriwen, dat, wenn nich bald 'ne Ännerung mit uns vörgüng, wi alltausamen vör de Hun'n gahn müßten. Dat geschach denn nu ok, un dat Minister-Regiment müggt jo denn nu woll bedenken, dat wi doch eigentlich ok Minschen wiren, wenn ok man swart-rod-goldene; de Herrn makten denn nu also ok allmähliche Anstalten.

Dat tägerte sick äwer hellschen hen; denn so wat darw jo doch nich äwerilt warden, un so kamm dat denn, dat de interimistische Kummandant, de Generalleutnant v. Th. I., de dat Armeekur kommandieren ded, noch vullup Tid behöll, unsere Bekanntschaft tau maken. De Mann kamm sülwst tau uns – sel. Graf. H. is seindag' nich mit keinen Faut bi uns west, hei hett seindag' nich de Kurage hatt, dat Elend antauseihn, wat sine Gesinnungen »mit Gott, för König un Vaderland« anstift hewwen. – Dese Mann kamm also tau uns, un wil dat Gr. un ick dicht an de Trepp seten, wiren wi de irsten, bi de hei vörsprak, hei frog nah allens: wo wi uns befünnen, wo uns tau Maud' wir, woans wi hollen un behandelt würden, un up all dese Fragen kreg hei ein un de sülwige Antwurd: »niderträchtig!« Un as de Tappen man irst ut de Tunn treckt was, dunn pruste dat ok bi uns schön herute, un all de Gift un Gall, de de sel. Graf in uns upspikert hadd, de kamm taum Vörschin. Hei säd nich vel; äwer as wi dorup kemen, dat wi nich mal in den Gottsdeinst gahn dürften, dunn rögte sick wat bi em, un hei säd: dat süll wi, un dat wull hei up sine Kapp nemen; dat anner müßt äwer so bliwen, bet en nigen Kummandanten instellt wir. Sei säden dunnmals, hei hürte unner de Framen, un wenn hei de Minschlichkeit in unsere Behandlung achter de Frömmigkeit stellte, so will ick den Mann dorüm nich verachten, denn för uns was hei beter as de sel. Graf, wat en Weltküken was un »die Güter dieser Welt« woll tau taxieren verstunn, indem dat hei des Morgens taum Frühstück en ganzen Gaus'braden upet un denn tau sine leiwe Fru säd: »Mein liebes Kind, eine Gans ist doch ein sonderbarer Vogel, ißt man eine zum Frühstück, so wird man nicht satt, ißt man zwei, so verdirbt man sich das Mittagsbrot.« – So vertellten sei sick wenigstens.

Den Dag dorup kregen wi von den Herrn Generalleutnant jeder en Gesangbauk un, wat beter was, einen Besäuk von den Divisionspaster L. Dit was en annern Mann as de Preister, de uns 'ne Homilie up den Waschbähn lesen wull un kein Tid hadd; dese Mann hadd Tid för uns un set'te dat dörch, dat wi in de Kirch kemen; frilich blot einmal un in de Gesellschaft von vele Schandoren, äwer dit einmal was beter as süs hunnertmal , un sine Red' klingt mi noch in mine Uhren, un ick will hoffen, dat sei mi bet an min End in'n Harten klingen ward.

Ick hadd nu all so ungefihr en Johr in dese Spitzbaubenanstalt von Inquisitoriat seten, un dat beten Lewenslust, wat sick noch hen un wenn in dat tausamschräute Mark von de Knaken vörfinnen ded, kunn nich mihr dörch den Jammerkram taum Vörschin kamen, as eines Abends in den Februwori 1838, wo de Snei vör beiden Dören lagg un dat buten Stein un Bein frür, de Platzmajur bi uns vörsprak un Lock bi Lock frog, wat sick nich weck von uns dortau verstahn wullen, sick den annern Morgen Klock vir up den Wagen tau setten un in Nacht un Küll nah 'ne anner Festung aftaureisen. – Wohen säd hei nich, dürwt hei ok nich seggen. – Keiner wull. – De meisten wiren krank, de annern hadden bi so'ne Küll nich recht wat von Tüg up den Liw', un ut all de Wolldahten, de uns de Herrn Ministers taudacht hadden, wir nicks worden, wenn mi de Snider nich dunn an den lustigen Dag 'ne nige Mantel anmeten hadd. Ick äwerläd mi de Sak; en rechten warmen »Scheper-wohr-di« hadd ick, mit mine Gesundheitsümstän'n gung dat passabel, un im äwrigen dacht ick: wat kann dor Grots nah kamen? En Ossen un en Fäuder Heu möt einer ut den Weg' gahn. Du büst nu all up vir, fiw Fläg' west, ball up en gaudes, ball up en slichtes, un't is jo mäglich, dat't ümschichtig geiht, un slimmer as hir kann't jo nich kamen. Ick säd also tau den Platzmajur, ick för min Part wir parat, un hei meinte jo, wenn wi man noch einen dortau hadden, denn künn de Reis' losgahn, un dese eine funn sick denn ok. – Min oll Fründ, de Kapteihn, dacht ebenso as ick, un denn hadd hei ok 'ne Mantel un tworsten ein mit säben Stockwark ümmer ein äwer't anner; sei sach man gris ut, un ok dese Farw wir all en beten verschaten, äwer jedwerein kunn't ehr anseihn, dat sei unner 'ne unschinliche Butensid en wolldähtig Gemäud hadd un dat sei in ehren langen Lewen an ehre velen Herrn vel Schutz un vel Warmnis veraffolgt hadd. Up dese olle Fründin verlet sick de Kapteihn, un den annern Morgen Klock vir seten wi tausam up den Wagen un führten mit twei Schandoren in den kollen Wintermorgen herin. Wohen? Dat wüßt blot de leiw' Gott un de allmächtige Ministerialkummischon.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid