Abschnitt 2

II. De Festung M


Kapitel 11


Heww ick nu eben de Mantel beschrewen, denn möt ick doch ok woll en por Würd' von den Kirl seggen, de dorinne satt. – De Kapteihn – eigentlich heit hei anners – verdeinte sinen Namen mit Recht, un wat sin militärisches Utseihn anbedrapen ded, so hadd hei eigentlich »Oberst« näumt warden müßt, blot dat hei bi de slichte Kost, de wi kregen, sick nich de paßliche Vülligkeit von so'n Regimentskummandür up de Ribben schaffen kunn. Hei was man hellschen drög; äwer schadt em nich, sülwst bi dese wenigen Mittel wüßte hei dat Militörische, wat in em satt, so herute tau kihren, dat de Schildwachen, wenn hei in sinen grisen Mantäg un 'ne olle Soldatenmütz spazieren gung, ümmer nich recht wüßten, süllen sei't Gewehr antrecken oder nich. Sei hadden't dahn, sei hadden't, der Deuwel hal! dahn, wenn hei sinen gelen Snurrbort noch hatt hadd, de em in gauden Tiden, as hei tau Hall as Füselier sin Johr afdeinte, unner de Näs' dal hung; äwer den hadd em de sel General Graf H. afscheren laten, nich up Staatskosten, ne! up sine eigenen, grad as uns äwrigen all. Denn de sel. Graf dachte so: kannst du de entfamten Bengels nich an Kopp un Kragen kamen, sallst du taum wenigsten mit den Bort vörleiw nemen, un so was denn nu tau de annern Schererien ok noch de Bortschereri kamen; äwer man tweimal up de Woch, weswegen wi fiw Dag' up de Woch as de Stachelswin herümlopen müßten. Keiner von uns argerte sick äwer dese Schurigeli düller as min Kapteihn, wi annern verlüren man blot en beten unbedüdendes Studentenbortwarks un müßten allerdings dortau noch de Kosten dragen; äwer hei verlür einen vullstännig in einjöhrigen Freiwilligendeinst utgebildeten Militörbort, un dat will en ganz Stück mihr beseggen. Hei smet also tau sinen natürlichen Gefangen-Haß noch en separaten Militör-Haß up den General un säd, achtteihnhunnertdrütteihn hadden vele Lüd' in de Grabens rümmer seten, un wat hei noch süs wider för unbedachtsame Anspelungen vörbröchte. Un as hei mal en Breiw von de Kummandantur kreg mit de Upschrift: »An den Demagogen Sch.«, dunn kreg hei den Ossen bi't Hürn tau faten un schrew an den Herrn Kummandanten: hei verbed sick dat; »Demagog'« wir en Schimpwurd, un dat wull hei nich för sin Vull hewwen. Un de General schrew em wedder, hei wir en Demagog', un hei würd em ümmer so nennen; un de Kapteihn antwurt em wedder: hei wir kein Demagog'; un de General schrew taurügg: hei wir doch en Demagog', un so schrewen sei sick 'ne Hand vull Breiw' mit allerlei Andüdungen un Upklärungen, de Kapteihn noch uterdem mit Spitzen, un de General mit Growheiten, bet des' tauletzt sick de ganze Schriweri verbed.

Dunn gung min oll gaud Kapteihn an sinen Kuffert un halt en tausamgewickeltes Poppier herute un läd dat up den Disch un set't sick dorvör un folgt dat utenanner un kek lang' dat an, wat dorinne wickelt was, bet de hellen Tranen em in de Ogen stunnen un herinne fällen in den Bort, denn sin Friwilligen-Militör-Bort was in dat Poppier wickelt un lagg vör em up den Disch, un hei hadd trotz sine Kriegsdeinsten en hellisch rührsam Hart behollen. Un ut de Rührsamkeit äwer den Verlust von den horigen Fründ, den hei in betern Tiden, wenn ok nich an't Hart, doch unner de Näs' dragen hadd, kamm hei in helle Wut äwer de Nidertracht, de em irst in Schaden von wegen den Bort un dunn in Schimp von wegen den Demagogen bröcht hadd, un hei swur en sworen Eid, hei wull jede Gelegenheit benutzen un all sine Kraft tausam nemen, dat hei mitdewil wedder wat unner de Näs' un de Herr General wat in de Näs' kreg. Dat Irste gung nu nich so up en Slump, so'n Bort wull Tid hewwen tau wassen, vörnemlich up so'n jung Rad'land, un wenn hei ok mal einen Balbierdag 'ne lütte Schonung glücklich dörchbröcht, dat negste Mal müßt sei doch wedder reglementsmäßig fallen, un hei kunn nich dorför sorgen, dat sin Näs' wedder unnerwarts mit militärische Ihren ümgewen würd, hei müßt sick mit den tweiten Deil von sinen Swur begnäugen, nemlich dat den Herrn General sine Näs' ehr Recht geschach. Hei set'te sick also hen un schrew en dicken Breiw an dat Kammergericht un schickte sinen ganzen schriftlichen Schormützel mit den Herrn General mit in un verlangte stats »Demagog'« den Titel, de em von Rechts wegen taukamm. Richtig! hei set'te dat dörch, den Herrn General würd von babenwarts 'ne lütte nüdliche Pris' in de Näs' rewen, un min gaud Kapteihn kamm dat negste Mal up den Hof sprungen un höll in grote Freuden en Breiw von den Herrn General in de Höcht, worin de em schrew, von jitzt an würd hei sine Breiw' nich mihr an den »Herrn Demagogen Sch.« adressieren, sünnern an den »Herrn politischen Verbrecher Sch.«, wat ogenschinlich en groten Unnerscheid is, denn en politischen Verbreker is vel mihr as en gewöhnlichen Demagog'. – De Kapteihn hadd't dörchset't, nich allein för sick, ne, ok för uns, un wi freuten uns denn sihr tau desen langen Titel un bedankten uns bi den Kapteihn un höllen en langen Rat, wat wi nich dorüm inkamen wullen, dat sei uns ok noch den Titel » geheime politische Verbrecher« verstatten wollen, wil dat wi doch nu ok all Johre lang in't Geheime seten; dor würd äwer nicks mihr ut, denn de Herr General sturw glik nahher.

Dit hadd de Kapteihn richtig dörchset't, äwer sinen Militörbort set'te hei nich dörch, un dit was eigentlich de Grund, weswegen hei sick versetzen let. Dat Klima in M. säd sine Bortkonstitution nich tau.

Ut dese lütte Vertellung kann einer ungefihr utnemen, wat för 'ne Ort Minsch min oll Kapteihn eigentlich was. Von butwennig was hei en statschen Kirl mit gele Hor un en gelen Snurrbort – dat heit jitzt noch nich, ihrst nahsten – vull militärische Anstalten un in 'ne grise Mantel mit säben Kragen; äwer man mager; von binnen was hei en braven Mann, vull Ihr un vull Redlichkeit, mit en gor tau sihr rührsam Hart un mit 'ne Inbillung behaft, de ümmer up jensid von de Festungswäll spazieren gung un dor »de Eine« söchte, de hei sick för't Lewen tauleggen wull, ball was't 'ne Blonde, ball was't 'ne Brune, ball was't 'ne Swarte, sülwst de Roden let hei nich. – Na, wi warden't jo ball seihn.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid