Abschnitt 1

IV. De Festung Gr.


Kapitel 25


Tauletzt seggt de Franzos' doch noch wohr. Woans ick »Urphede« swören möt un wedder mit en Schandoren dörch't frie dütsche Vaderland reisen möt. Wat mi up de Reis' passieren ded. Worüm de preußische Schandor en slichten Begriff von de meckelnbörgschen Beamten kriggt, äwer mitdrinken deiht. Franzing, weitst woll noch?

Don Juan was fri kamen, un wi annern muddelten ümmer sachten wider. Söß Johr hadd ich nu all seten un blot viruntwintig blewen mi noch nah. Mine meckelnbörgsche Landesregierung hadd mi taurügg föddert, dreimal hat sei mine Utliwerung verlangt; äwer de Preußen – deden't nich, obschonst ick kein Preuß was, meindag nich in Preußen studiert, also ok min gruglich Verbreken nich in Preußen begahn hadd. – De Sleswiger un Holsteiner wiren up Verlangen an Dänemark utliwert – worüm de? wohrschinlich, wil Dänemark gegen Preußen dat Mul wid upreten hadd, grad as nu. – Mine meckelnbörgschen Kammeraden von Jena her wiren mit en halw mit dreivirtel, höchstens mit ein Johr afkamen, un as ick noch up de Husvagtei in Unnersäukung satt, studierte ein von ehr all wedder lustig in Berlin, un de was deiper in de Sak verwickelt as ick. – So was't dunnmals in Dütschland. Gott gew, dat't beter ward! – Sei seggen jo, Preußen hett up Stun'ns de Führung in Dütschland äwernamen – in Gotts Namen! segg ick –, äwer dunnmals hadd't ok de Führung, in Norddütschland wenigstens, un wo hett't uns dann henführt? De ganze Karr, de mit alle Kraft un Gewalt, mit Haw un Gaud, mit Tran un Blaud von dat Volk ut den französchen Sump ruterreten was, hett dat dunn in en Grawen smeten un den einzelnen mit Ungerechtigkeit un Grausamkeit verfolgt. – Äwer lat dat! de Wind hett dräwer weiht, un de Vagel is dräwer flagen, un de swarte Tafel, worup de bittern Gedanken von jeden einzelnen von uns verteikent wiren, is de Schriwwt binah verlöscht – sall verlöscht sin, wenn de groten Herrn de Schriwwt blot lesen wullen, de vör ewige Tiden in Stein uthau't is. – Allens hett up Stun'ns wedder Hoffnung, allens politisiert üm mi rümmer, un binah bi allen kümmt dat up't Reken rute, de ein rekent sinen Vurtel so herümmer un de anner anners herümmer, sei politisieren mit den Kopp; unsereins ok mit dat Hart; denn stahn in ehren Kopp de Tallen ok hell un klor, schön in eine Reih, wat uns in't bläudige Hart schrewen is, höllt doch länger un strömt doch warmer dörch't ganze Wesen as de heilge Zins- up Zinsreknung.

Äwer't süll nu anners warden, ein de mi dat tauirst verkünden ded, was min Franzos'. – Ick heww all seggt, dat hei en grot Geschäft mit Prophenzeien bedrew, ok mit Drömen; un so waken wi denn eins Morgens up, un hei seggt tau mi: »Weitst, wat mi drömt hett?« – »Ne«, segg ick. – »Mi hett drömt«, seggt hei, »du kriggst hüt en Breiw von dinen Vader.« – »Dat's woll mäglich«, segg ick kort, denn wenn einer up sine Geschichten ingung, denn was den ganzen Dag kein Vergang mit em. – »Du kriggst ok Geld«, seggt hei. – »Ne«, segg ick, »min Vader hett mi irst vör virteihn Dag' Geld schickt, so fix geiht't nich.« – »Du kriggst Geld«, seggt hei, »un kriggst noch 'ne annere fröliche Nahricht.« – Na, ick estimier dat nich wider un gah, as dat Tid is, dal nah de Fristun'n, as ick mit de annern dor vör de Dör stah, de upslaten ward, geiht just de Kopmann Swarz dor vörbi, bi den ick dörch minen Vader akkreditiert was un de meistendeils mine Breiwschaften besorgen ded, d. h., wenn de oll General sei lesen hadd. – »Schön, dat ick Sei drap!« seggt hei. »Sei hewwen en Breiw unnen up de Post.« – »Sühst du?« seggt de Franzos', de achter mi stunn. – »Äwer de Breiw«, seggt de Kopmann wider, »is mit Geld beswert, un ick möt irst den Postschin dal schicken.« – »Sühst du?« seggt de Franzos' wedder. – »Merkwürdig!« – Na, wi gahn in de Fristun'n, un't passiert wider nicks; äwer as wi des Nahmiddags unner de gräunen Linden sitten un ick mit den Kapteihn 'ne Partie Schach spel, steiht de Franzos' un kickt tau. – Na, ick kik denn einmal so verluren de Alleh entlang un seih den Kopmann dor dal kamen mit en witten Snuwdauk in de Hand, den swenkt hei ümmer so dörch de Luft. – »Wat föllt den in?« segg ick, »so warm is't doch grad ok nich, dat hei sick fäkeln möt.« – »Hei bringt di de gaude Nahricht!« seggt de Franzos', un as de Kopmann neger kümmt, röppt hei mi tau: »Sie kommen von hier fort, Sie werden an Ihr Vaterland ausgeliefert.« – »Merkwürdig!« röp de Franzos' un gung ganz verstutzt bisid, as hadd hei sick äwer sine eigne Kunst verfirt. Un't was ok merkwürdig, dat sin Prophenzeien einmal würklich genau indrapen was, denn wohr is de Sak; äwer't wir noch vel merkwürdiger west, wenn all sin Wohrseggen indrapen wir, denn min gaud Franzos' hett de wunderlichsten Saken vörher seggt, un wenn dat allens würklich gescheihn wir, denn hadd de ganze Welt en Rucks kregen, un wi güngen dorin jo woll nu up den Kopp spazieren.

Mi wenigstens würd binah so tau Sinn, as süll ick en pormal vörlöpig Hesterkopp scheiten, üm den Bregen wedder in de gehürige Lag' tau schüdden, as ick dese Nahricht kreg, un't wohrte 'ne ganze Tid, ihre ick mit Verstand minen Vader sinen Breiw lesen kunn; äwer dor stunn't jo düdlich in, dat ick in min Vaderland utliwert warden süll, frilich blot bet an sin bütelst En'n un in keine angenehme Gegend, nämlich nah Däms; äwer dor stunn't jo düdlich in, dat ick dese Versettung de perßöhnliche Vörbed von minen Großherzog Paul Fridrich bi den ollen König von Preußen tau danken hadd, wat sin Swigervader was, frilich mit den eklichen Tausatz: de König von Preußen behöll sick dat Begnadigungsrecht vör, un wat min eigen Großherzog wir, dürwte mi nich gahn laten. – Dat was allens recht slimm, äwer't was doch nich anners tau maken; all Bott helpt, säd de Mügg un spuckt in den Rhein, un ick dacht bi mi, wenn du man irst dor büst, dann ward't ok woll nich so heit eten, as't upfüllt is.

Un dat hett Paul Fridrich för mi dahn, un wenn ick nah Swerin kam, denn besäuk ick em up sin Postament vör den Sloß, denn begrüß ick em in sine stille Gruft, un de Würd', de min Hart denn redt, sünd vull Dank dorför, dat hei mal 'ne arme afquälte Minschenseel tau 'ne grote Freud uperweckt hett.

Virteihn Dag' vergungen nu noch, bet dat allens »offiziell« in Ordnung was, dunn würd ick tau den Auditöhr kummandiert un müßte »Urphede« swören, dat ick keinen Faut meindag' nich up dat preußsche Rebeit setten wull, süs sollen de Schandoren mi upgripen un wat ganz Gruglichs – ick weit nich mihr wat – mit mi upstellen. – Du leiwer Gott, wo ännert sick dat all; nu bün ich Preuß – kost't mi säbenuntwintig un en halwen Sülwergröschen – un wahn as Inligger in Meckelnborg, un wer weit, wat mi nu de Meckelnbörger nich wedder »Urphede« swören laten, denn »Was ist des Deutschen Vaterland?« is en schön Lid, un ick heww't ok oft sungen, äwer meindag' nich funnen un bün nu doch ok all binah tweiunföftig Johr dorin rümmer wandert, ok dorin rümmer stött worden.

As de Feierlichkeit mit dat »Urphede«-Swören tau En'n was, as ick von minen ollen braven General un mine trugen Kammeraden Afschid namen hadd, müßt ick tau den Herrn Landrat kamen. De Mann was fründlich gegen mi un set'te in minen Paß utdrücklich: »Der Flucht nicht verdächtig, weil er in sein Vaterland ausgeliefert wird«; äwer'n Schandoren kreg ick doch mit up den Weg, un so reis'te ick denn wedder mit desen Klotz an'n Bein hunnertuntwintig Mil dörch't frie dütsche Vaderland.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid