Abschnitt 2

IV. De Festung Gr.


Kapitel 24


»Charles«, säd dat lütte Ding von Brüdjam tau mi, as Aurelia selig verswunnen was, »der Vater weiß es auch schon und hat seine Einwilligung gegeben.« – »Ja«, segg ick, »dat is all recht schön, äwer paß up! nu geiht't up mi wedder los«; denn ick sach den Erzbischoff unner de Linden rümmer pusten. – Knapp wiren wi gegen em kamen, dunn snow hei mi an: »Lauter Lügen! lauter ausgestunkene Lügen! Der Bäcker ist ganz gesund.« – »Dat freut mi«, segg ick, »freut mi üm de Fru ehrentwillen; also hett hei sick wedder verdort?« – »Er ist gar nicht krank gewesen.« – »Nich?« segg ick, »desto beter.« – »Äwer denk di mal!« seggt Don Juan, de dorbi stunn, »nu slickt sick de Erzbischoff ut Mitgefäuhl för de Fru in dat Hus rinne, un as hei in de Stuw' rin kümmt, sitt de Bäcker dor un hett en Spickaal un sur Fleisch un 'ne Kämbuddel vör sick stahn un frühstückt ganz as en Gesun'n, un as hei sick doräwer verfihrt un von Dod un Deuwel an tau reden fangt, kumpelmentiert em de Bäcker ut de Dör rute, denn Grunewaldten sine Emilie seggt, hei kann dat Wurd ›Dod‹ äwerall nich liden.« – Un dormit kriggt hei mi unner den Arm tau faten un geiht mit mi allein un seggt: »Du? Is dat nu all in de Reih?« – »Wat?« frag ick. – »Oh, ick mein man! Mit den Kopernikus un Aurelia'n. – Grunwaldten sine Emilie seggt, dat is all lang in'n vullen Gang'.« – So, nu wüßt de dat ok all, un ick kamm mi as »Vertrauter unserer Liebe« sihr äwerflüssig vör.

Ick gah also nah den Kopernikus un segg: »Kopernikus, du weitst't, Mutter weit't, Vader weit't, un Aurelia weit't irst recht; ick weit't, Don Juan weit't un Grunwaldten sin Emilie weit't ok; nimm mi den Vertrugensposten af, denn mit den Erzbischoff bün ick nu ok all wedder äwer den Faut spannt. Süh, hüt is Sünndag, un hüt nahmiddag bi den Koffe, wo wi all tausamen sünd, wir de beste Gelegenheit, de annern mit dinen Brüdjamsstand bekannt tau maken.« Un dat geschach, un as de Kopernikus sin Glück vertellt hadd, was min oll Kapteihn de Herzlichste bi't Gratulieren, denn hei dachte jo woll an sine Auguste; un as allens ruhiger worden was, dunn smet sick de Frag up, wat nu gescheihn müßt, un't wohrt nich lang', dunn wiren wi all einig: de Kopernikus müßte den General sine Verlawung anzeigen un müßte den Andrag stellen, sine Brud besäuken tau dörwen. Dat gung dörch, un de Kopernikus let sick up den annern Dag bi den Herrn General melden, un de Antwurd kamm taurügg: de General wull em den annern Dag spreken, wenn hei von't Waterdur nah de Parad' güng.

Den annern Morgen Klock elben, as dat Tid tau de Parad' was, gaww ick Kopernikussen dat Geleit up sinen suren Gang, hei müßt sick bi de lütte Lind' upstellen, un ick stellte mi achter 'ne dicke Pöppel, hei lurte up den General, un ick lurte up em, woans hei sick woll bi de Sak stellen würd, un af un an röp ick em so 'ne lütte Upmünterung tau, as: »Ümmer düchtig dor, Kopernikus!« un »Holl de Uhren stiw, Kopernikus!« un »Lat di nich verblüffen, is't elwte Gebot!«

Endlich kamm de oll Herr grot un statsch mit Dreimaster un Fedderbusch langsam antaustigen, un uns' lütt Brüdjam trippelte em krätig entgegen. Dat sach ick nu glik, dat dat en swor Stück' för den Kopernikus warden würd, denn de oll Herr kek annerthalwen Faut up em dal un redte mit em bargdal, un de Kopernikus süll bargan reden. – »Was wünschen Sie?« frog de General ganz fründlich. – Mi kloppte dat Hart achter de olle Pöppel. – »Herr General«, säd dat Krät ganz vernimm, stellte sick up den linken Bein, höll den Kopp so'n beten scheiw, wohrschinlich, üm sinen wißnäs'ten Snabel in dat gehürige Licht tau stellen, »ich komme her, um Ihnen meine Verlobung anzuzeigen.« – »Was? Deuwel...« röp de oll Herr, un't was ordentlich, as wenn sick de Hor up sine witte Prük verfiren deden, denn de Fedderbusch schot noch annerthalben Toll höger up. – »Ja«, säd uns' Brüdjam ganz drist un makte dörch sine Apenherzigkeit sinen nigen Stand alle Ihr, »ich habe mich gestern mit der Tochter des Herrn Proviantmeisters Lucke verlobt.« – »Den Deuwel haben Sie!« röp de oll Herr. – Den hadd hei nich, säd de Kopernikus, kränsch as en Vullblaudpony, hei hadd blot 'ne Brud. – »Un dat sagen Sie mir? Un dat soll ich nach Berlin melden? – Himmel-Kreuz-Donnerwetter, was würden die in Berlin for Augen machen, wenn sie zu hören krigten, daß sich die Demagogen hier schon verloben?« – Äwer de Kopernikus let sick nich verblüffen, hei stellte sick blot tau de Afwesselung up den annern Bein, set'te de Arm in de Siden un säd: »Herr General, gegen die Verlobung selbst können Sie gar nichts einwenden, das ist meine Sache; ich komme auch bloß her, um Sie um die Erlaubnis zu bitten, meine Braut besuchen zu dürfen.« – »Und Sie meinen, ich bin so dumm und soll Ihnen die Erlaubnis geben? – Ne! – Wenn das die andern erst zu wissen krigen, daß sie dadurch in die Häuser hineinkommen können, sie verloben sich morgen im Tage allzusammen. – Ne, auf solche Geschichten wollen wir uns doch lieber nicht einlassen«, säd hei, un somit gung hei af un läd nich mal de Fingern an den Haut.

»Charles...«, säd de Kopernikus tau mi, as ick achter de dicke Pöppel herute kamm –, »Charles...«, säd hei un was ganz intwei. – »Lat du dat man sin«, segg ick, »up den irsten Hau föllt de Bom nich«, un ick klarr an em mit allerlei Trost herümmer, un as wi tau de annern taurügg kamen, fangen de ok an; äwer wi wiren all sihr bedräuwt, denn de Kopernikus was uns' Brüdjam, un wat em passiert was, was uns passiert, denn Schr. sine Brudschaft was nich tau reken, de was vör uns' Tid taurecht kamen.

Wi termaudbarst'ten uns den Kopp nah 'ne Utkunft; äwer allens, wat süs in so'ne Verhältnissen taudräglich un paßlich is, taum Bispill: 'ne Entführung, de Don Juan abslut in de Reih bringen wull, kunn nich billigt warden, denn de Kopernikus hadd sine Brud up de Festung ümmer in en Ring rümmer entführen müßt. 'ne heimlich Eh' slog de Erzbischoff vör. – Ja, sei wir in Gang tau bringen: de Kopernikus hadd wedder sine gelen Turen krigen müßt, un wildeß, dat Lewandowsky glöwte, hei speigelte sick in Grunwaldten sine Teertunn, hadd hei sick in den Durweg trugen laten müßt, äwer wo en Preister herkrigen? denn de Erzbischoff was katholsch, un keiner von uns hadd tau sinen geistlichen Stand rechten Fiduz. – De Sak was äwerall slimm; äwer tauletzt kemen wi äwerein, de Kopernikus hadd sin möglichstes dahn, nu müßte sei ok wat dauhn, dat heit Aurelia.

Sei kreg also dese Orrer, un de Sak kreg 'ne Utsicht. Aurelia was nämlich 'ne uterwählte Fründin von den General sine annamene Dochter, un de oll Herr müggt sei girn liden un spaßte girn mit ehr, un as hei nu in de negsten Dagen nah dat Waterdur runner gung, un sei – ganz taufällig – äwer de Bostwehr von de Ramp räwerkek, drauhte hei ehr mit sine olle brave Fust un säd: »Warten Sie man, Sie haben mich einen Demagogen verführt.« – Ja säd sei, dat hadd sei woll; äwer Vurtel hadd sei nich dorvon, denn ehr Brüdjam dürwt ehr nich besäuken. – Dunn hadd de olle Herr sick an den witten Snurrbort dreiht un sick an de witte Prück schaben un hadd tauletzt halw gaudmäudig, halw verdreitlich seggt: »Na, schicken Sie mich heute mittag den Papa mal zu.« – Un Vader was ok hengahn, un de oll Herr hadd em fragt, wat hei dorför instünn, dat de Kopernikus nich weglöp? Un Vader hadd seggt: dat künn hei nich, wil dat hei nich in den Kopernikus sine Hut stek; hadd äwer sihr verstännig dortau set't: hei hadd äwer noch seindag' nich dorvon hürt, dat einer dessentwegen ihre weglopen wir, wil dat hei 'ne Brud hadd. – Dat hadd den ollen Herrn denn nu inlücht't, un den Nahmiddag müßte de Brüdjam tau em kamen.

»Nu kümmt de Sak taum Swur«, säden wi, as wi all up en Drümpel bi de lütte Lind' stunnen un up den lütten Kopernikus täuwten. – Na, tauletzt kamm hei, un wo smet hei de lütten Bein! So utwarts gung hei as mäglich, un as hei gegen de Lind' kamm, dunn swenkte hei dreimal sinen witten Snuwdauk gegen Aurelia'n ehr Finster, un de weihte dreimal wedder, un Lewandowsky säd: dat seg hei nu, de Herr Kopernikus künn nu mit gepackten Tornüster, mit Ober- un Unnergewehr in sinen Brudstand rinner marschieren. Un as wi in unsre Kasematt taurügg kamen wiren, kregen de Franzos' un ick den Kopernikus tau faten un stellten em up den Disch, denn hei was uns' Stolz, wil hei't dörchfuchten hadd för uns alltausamen; un de Kopernikus höll ne Red', de fung an: in de Ort, as Aurelia dat schönste Frugenzimmer up de ganze Welt wir, wir ok de oll General de beste Kirl up de ganze Welt; un hei slot: in de Ort, as de General de beste Kirl up de Welt wir, wir Aurelia dat schönste Frugenzimmer up de ganze Welt. Un wi stimmten em dorin bi, ut Ihrlichkeit wegen den ollen General un ut Höflichkeit wegen Aurelia'n, un as wi glöwten, nu wir de Sak taum Sluß, dunn kamm äwerst dat dick En'n nah, denn de Kopernikus langte in den Bussen un treckte 'ne Schriwwt herute, de müßten wi, säd hei, tau sin vullstännig Glück all unnerschriwen. Un as hei sei vörlesen müßt, dunn säd de oll General dorin: wi äwrigen süllen uns all hir unnerschriwen, dat keiner von uns sick hir wider verlawen wull, denn an eine Verlawung hadd hei naug.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid