Abschnitt 1

IV. De Festung Gr.


Kapitel 18


Wo de Müs' utwannern un de Herr General den Kopernikus achter dat Geheimnis kümmt. Worüm Herr Bartels üm Gotts willen dat Mul hadd hollen süllt un de Herr Erzbischoff ok. Worüm ick 'ne Anstellung as Richter in Leiwssaken krig, de mi stats Sporteln un Ihr blot 'ne Taß Koffe un Hun'nlohn indröggt. Un worüm sick den Kapteihn sine Großmaud an en swarten Kledrock un en preußischen General breckt.

Nu hadd dat Krätending von Kopernikus, as em de Kapteihn äwer den Hals kamm, in sine Verlegenheit vergeten, dat Mus'paleh tautaumaken, un sine dreijöhrsche Mus'heck – wat dat beseggen will, weit jedwerein – was mit Fru un Kind ut de Arche Noäh utwannert un beset'te nu allens, wat fast was, un vör allen uns' Kasematt. – »Kapteihn«, schreg ick, »ick bidd di üm Gotts willen, hir sünd all den Kopernikus sine witten Müs'!« – Wer denkt denn äwer ok an allens? Mit dese Würd' ret ick den Kapteihnen sine Wun'n wedder bläudig, denn von de ßackermentschen Müs' was jo de ganze Spermang herkamen. Hei sprung up un kek den Kopernikus sin lüttes, wittes, frames Volk mit 'ne Wut an, as wir 'ne Haud wille Dird bi em inbraken, smet mit Stücken un Dinger nah de Unschuldswörm, nennte sei »ekelhaftes Ungeziefer«, un denn mal lachte hei wedder höhnschen up, wenn hei doran dachte, dat de Kopernikus an Aurelia, an sine Aurelia, weck von dit Takel hadd taum Present maken wullt, um tauletzt set't hei sick wedder dal un kümmert sick üm den ganzen Krempel nich.

Ick för min Part fung nu an, mi mit de ßackermentschen Dinger rümmer tau jagen – in de Dör wiren sei rin kamen, dor müßten s' doch also wedder rute – je ja! je ja! hadd ick ein von dat Wormtüg herute, denn kamm en halw Dutzend frischen Nahschub wedder rin. – Allein kreg ick dat nich farig, ick röp also den Erzbischoff un Don Juannen, de Röck würden uttreckt un nu gung de Jagd los! – »Hir sünd s'!« – »Holl wiß! Holl wiß!« – »Hurah, ick heww ein!« – Mit de Jagd kamm ok de Lust äwer de Jagd, un mit de Lust kamm ok dat Lachen äwer de Lust, un dat olle Kasemattengewölw schallte vör Lust un Lachen, wenn de erzbischöfflichen Gnaden in Hemdsmaugen sick as en Brummküsel herümmer küselte un in de Ecken herümmer tründelte oder Don Juan mit de langen Beinen unner't Bedd herute spaddelte oder ick mi mit den breiden Puckel unner den ollen hochbeinten Aben fast klemmt hadd. – Äwer 'ne Lust is up Festungen verbaden un 'ne Jagd irst recht, un as Gott den Schaden besach un wi so recht in Iwer wiren, kamm Herr Bartels herin: »Das muß ich mellen. Die Schildwach hat schon zweimal ›Ruhe da oben!‹ gerufen und hat's dem Unteroffzier gemellt, und der hat's dem du jour gemellt, und ich muß es dem General mellen.« – Na, wenn einer midden in so'n lustig Wirken is, dat is, as wenn en Strohdack brennt, dat lett sick mit ein Emmer vull Water nich löschen, ick säd also drist: hei süll man hengahn un't mellen; un as hei Don Juannen un den Erzbischoff ut uns' Kasematt gahn heiten ded, lachte Don Juan em in't Gesicht un makte allerlei Bubulum mit em, un de Erzbischoff set'te em mit sine angeburne Salwung utenanner, dat de Fristun'n noch nich tau En'n wiren un dat sei bi uns bliwen künnen, so lang', as de durten.

Herr Bartels gung mit Recht wütend von uns weg, un as hei unnen bi den Kopernikus dörchkamm, was de taurügg kamen un bedrew ok de Mus'jagd, äwer nich mit Lust, ne, in grimmigen Arger, un as Herr Bartels em seggt hadd, hei müßt em mellen, wil dat hei de Kasematten mit Ungezifer besetten ded, hadd de Kopernikus em 'ne snodderige Redensort in't Gesicht smeten. – Herr Bartels gung also un mellte. – Un wi? Wi gungen, as wi baben farig wiren, unnen dal nah den Kopernikus un drewen dat Rewier ok af, un nu kamm de Erzbischoff, de vel in ökonomschen Dingen verstunn, up den gesegenten Infall, dat en jeder sick einen Stäwel uttrecken un in de düstern Ecken leggen süll, un dat de Müs' in de Stäwelschächt jagt warden müßten. – Dit Middel is probat, un ick bedriw de Mus'jagd noch hüt un desen Dag so.

Grad, as wi nu wedder in vulle Arbeit wiren un up einen Stäwel un einen Socken herümmer hüppen deden, gung de Dör up, un de Platzmajur kamm herin: wat hir los wir, de Larm wir all up de Wach' mellt? – Ick wull em nu in'n korten de Sak utenanner setten, äwer de Erzbischoff drängte sick vör, un wil dat ick wüßt, dat hei'n grot Stück bi den Platzmajur güll, let ick em sinen Willen, denn mit en por richtige Drähnbartels is't justament so as mit en por Tobacksbräuder, sei verlaten sick nich un hacken tausam as Pick un Ledder. Un as de Drähnbartel von Erzbischoff allens kort un klein snacken ded, dunn hülp em de Drähnbartel von Platzmajur ihrlich dorbi, un as dunn Don Juan säd: Bartels hadd mit dat Mellen sihr unrecht dahn, dunn säd de Platzmajur: Ja, hei hadd ok sihr unrecht dahn, un as de Kopernikus un ick grad achter'n por Müs' her wiren, dunn möt't sei de Platzmajur mit sine Beinen, un ick glöw, wenn hei nich just den Degen an de Sid un den Fedderbusch up den Kopp hatt hadd, hei hadd sick mit uns up dat Mus'gripen leggt, so sihr hadd em de Erzbischoff von unsere gerechte Sak äwertügt.

Nu lat Bartelsen man kamen! Wi hadden nu den Herrn Platzmajur un kunnen em as en schönen Stein in't Bredd schuwen. Äwer den annern Dag kamm Bartels: De Kopernikus un ick süllen taum General kamen. – Na, wi gungen. – Bi den General was de Platzmajur, un Herr Bartels kamm mit uns rinne. – De olle Herr sach verdeuwelt irnshaft ut, un de witte Prück stunn em so krus üm den Kopp, as wenn dat unner ehr nich so ganz ruhig utsach. »Sie haben gestern einen solchen Lärm in Ihren Kasematten gemacht«, was de Anred'. – »Ja«, säd ick, »wi hadden blot 'ne lütte Mus'jagd hollen. – »Die Schildwache hat Ihnen Ruhe geboten, und Sie haben nicht darauf gehört!« – Dat hadden wi in unsen eigen Larm nich hürt, wi wiren dor hellschen giftig achter an west. – »Sie sollen aber keinen Lärm machen.« – »Herr General«, säd ick, »es war 'ne vollständige Treibjagd, und wie Sie wissen, geht das ohne Hallo nicht ab.« – De oll Herr vertrock den Mund en beten taum Lachen, hei was en Jäger, äwer 'ne Driwjagd up Müs' was em woll noch nich vörkamen, un ick dacht ok so: smäd du dat Isen man, so lang' dat noch warm is, un säd: de Herr Platzmajur wir doch ok dor west un hadd jo seihn, dat nicks Unrechts passiert wir. – De oll Herr kek den Platzmajur an, un de schüddelte den Kopp: ne, Unrechts nich; 't wiren blote Mus'angelegenheiten west. – Dese Unnersäukung let de oll Herr nu fallen, wendte sick äwer an den Kopernikus un frog em: Bartels hadd mellt, dat hei un de Kapteihn ümmer an de lütte Lind' stahn deden, un hei sülwen hadd dat ok all von sinen Finster ut bemerkt, wat sei dor tau stahn hadden? – Dat was nu 'ne häßliche Frag' för den Kopernikus, hei stamerte denn irst en beten hen un her un kamm tauletzt mit de Antwurd herute: »Wegen der schönen Aussicht.« – De General kek Bartelsen an, un Bartels säd nu so recht höhnschen: »Ja, nach die Proviantmeistersdochter.« – »Na, hören Sie mal!« säd de oll Herr mit en groten Nahdruck tau den Kopernikus. – Hir müßt nu wat gescheihn, dat dat Spill nich verluren gung, ick spelte Bartelsen also gradtau Trumpf in't Gesicht un säd: De Utsicht von de lütte Lind' wir äwer de schönste up unsen ganzen Spazierweg, un Bartels, de sünn dor man ordentlich up, dat hei wat mellen wull, un't wiren luter unschüllige Saken, wo hei wat rute säuken ded. Von de unschüllige Mus'geschicht hadd sick de Herr Platzmajur sülwst äwertügt; äwer hei hadd jo ok mellt, dat ein von uns nah den Pris von'n Hiring fragt hadd, un dat wi de lütten Schaulkinner de Dagstid baden hadden. – Nu fohrte äwer de oll Herr up mi los: »Das soll er auch melden, das ist seine Pflicht: er soll alles melden, was gegen seine Instruktion ist!« – Hadd Bartels nu dat Mul hollen, denn wir de Sak vörbi west, un wi wiren mit en schönen Wischer nah Hus schickt worden; äwer hei wull ok dat Isen smäden, so lang' dat noch heit was, un heit was't bi den ollen Herrn. »Ja«, säd hei, »und Sie mellen sich man, Sie reden ümmer mit die kleine Idachechen, und wenn ich man allens so sagen wollt...« – »Zum Teufel, sagen Sie's«, fohrt em de oll Herr in de Parad'. – »Ja, und die Mäus'geschicht is ganz anders. Der Herr da hat ein paar Mäuse in 'ne Schachtel gepackt und hat die Proviantmeistersdochter da en Present mit machen wollen.« – » Was ist das?« fohrt de oll Herr up den Kopernikus los. – Kopernikus, Kopernikus, dit ward slimm! – Äwer tau gliker Tid dreihte hei sick ok nah Bartelsen üm: »Woher wissen Sie das?« – Un ut Herr Bartelsen sin Ogen stek de gele Voß sinen Start herute, un sin dämlich Gesicht würd ganz glücklich äwer sine eig'ne Pfiffigkeit utseihn, as hei still vergnäugt säd: »Das hab' ich die kleine Idachechen abgefragt.« – Herr Bartels, Herr Bartels, dit ward sihr slimm! – »Kinderschnack!« fohrte de General up em los, »habe ich Ihnen befohlen, die Schulkinder auszufragen? Steht es in Ihrer Instruktion, daß Sie spionieren sollen? Das sollen Sie melden, was augenfällig ist. – Und gehn Sie man nach Haus'«, säd hei tau uns; »aber das sag' ich Ihnen, wenn die Schildwache ruft, denn müssen Sie Ordre parieren.«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid