Abschnitt 2

IV. De Festung Gr.


Kapitel 17


Ick bün nu grad nich niglich, mag äwer doch girn allens weiten, un kort vör Klock twei, as upslaten warden süll un de oll lütten Mätens nah ehr Schaul vörbi gungen, gung ick runne un läd mi mit 'ne Pip Toback bi den Kopernikus recht tauvertrulich in't Finster; un't wohrt denn ok nich lang', dunn kamm min oll lütt Iding mit rodweinte Ogen an; un sei hadd gor tau vel Schell kregen, un Aurelia hadd sick dägern verfihrt, as sei de Schachtel upmakt hadd, un ehr Mutting let den Herrn Kopernikus seggen, wenn hei wider nicks wull, denn süll hei't man för sick behollen, denn von de Ort hadd sei sülwen naug in ehr Kasematten, un sei güngen ehr all dat Speck an. – De Kopernikus würd wedder gräun vör Bosheit, un as hei de Schachtel upmaken ded, dunn seten dor twei natürliche grise Müs' in, grad so, as sei allentwegen wild herümmelopen. – Den Blick verget ick meindag' nich, den hei mi tausmiten ded, as hei de beiden keinrussigen Wörm wedder in dat Paleh setten ded. – »Das habe ich dir und der dummen Schachtel zu verdanken!« röp hei mi giftig tau. – Na, ick verdeffendierte mi denn nu ok, denn ick was jo in minen Recht; äwer dat Unglück wull, dat de Kapteihn doräwer taukamen ded un ut unsen Strit tau weiten kreg, dat de Kopernikus Aurelia'n en por witte Müs' hadd taum ewigen Angedenken schenken wullt.

In de irst, as hei so unverwohrs achter uns stunn, verfirte ick mi gruglich, un de Sünner von Kopernikus noch düller, de Kapteihn fung äwer ut vullen Hals' an tau lachen: »Nu bitte ich einen um alles in der Welt! Schenkt der kleine verdrehte Kerl einer jungen Dame ein paar weiße Mäuse! Na höre, Kopernikus! Ein Rosenbukett wäre wohlriechender gewesen.« – Gott sei Dank! denk ick so bi mi, de Sak is em blot spaßig, un üm em in sinen lustigen Tog tau hollen, segg ick: »Un kik mal, wo de beiden Beister in mine Keinruß-Schachtel utseihn worden sünd!« un wis' em dat Present, wat nu as dull in dat Mus'paleh herümmer fohren ded un mit sine grise Jack de annern tau grugen makte. De Kapteihn wull sick ümmer dod lachen; äwer de Kopernikus was so gräun worden as Gras un dreihte sick von sinen Mus'kasten af un lep ut de Dör, de grad upslaten was, un röp: »Und wenn ich einer Dame etwas schenke, so geht das keinen was an!« – »Keinen was an?« säd de Kapteihn. »Keinen was an?« un lep, nu ok in Arger, achter em her. »Mich geht's was an, und du weißt es, daß es mich was angeht; und ich leid's nicht, daß einer diese Dame in solche lächerliche Geschichten hineinbringt.« – So susen sei denn beid' an Don Juannen un den Erzbischoff vörbi, de ok grad in de Fristun'n gahn sünd; de Kopernikus stracks nah Smidt Grunwaldten sine Teertunn, wil dat hei dat in't Gefäuhl hadd, dat em de Gall wedder äwertreden was, un wil hei sick doch nah dat afblitzte Mus'present nich vör Aurelia'n seihn laten kunn; de Kapteihn graden Wegs nah de lütte Lind', wo hei up un dal tau gahn anfung, grad as en blagen Löwen, denn bi dat gaude Weder hadd hei den Grisen mit de säben Kragen afsmeten un gung in en blagen Rock, un tau sine stille Palstaheri fehlte em hüt de Andacht.

Don Juan un de Erzbischoff fragten mi denn nu, wat passiert wir, un ick vertell ehr de Mus'geschicht un dat de beiden Frün'n sick vertürnt hadden. Dat was denn nu Ul up den Erzbischoff sine geistliche Lamp, sin Beraup was, Freden tausamen stiften, un hei makte sick nu also glik an den Kapteihn un fädelte sine Sak mit allgemeine Redensorten in: 't gew zweierlei Minschen in de Welt, säd hei, Mannsminschen un Frugensminschen, un uns' Herrgott hadd sei beid in de Welt set't, dat sei för enanner passen süllen; männigmal paßten sei ok so schön as Stülp tau en Pott, äwer männigmal wull sick de Passung abslutemang nich finnen; männigmal kek sick de Pott nah 'ne Stülp üm, an de kein Minsch dacht hadd. Hir höll hei in un kek den Kapteihn so recht mit Mitled in de Ogen, un sin kahle Kopp fung noch ihrwürdiger an uttauseihn as för gewöhnlich. De Kapteihn kek em ok an; äwer – wi geseggt – as en blagen Löwen. De Erzbischoff äwer, ahn sick im geringsten tau fürchten, fohrte in sine Red' un in sin Bild furt; ja, säd hei, un wenn einer nu Pott un Stülp, de nich tausam paßten, mit Gewalt tausam bringen wull, denn gung dat ahn Sprüngen un Hartbosten nich af, un dorvör müßt sick jedwerein in acht nemen, un hei, de Erzbischoff, gew em, den Kapteihn, den Rat, hei süll den Pott, den hei sick utsöcht hadd, Pott sin laten, und hadd sick de Pott 'ne anner Stülp utsöcht, denn süll hei de Stülp Stülp sin laten. De Kapteihn hadd em wildeß mit ümmer grötere Ogen anseihn, un as de Erzbischoff sine Pott- und Stülpen-Red' mit de letzte Stülp taudeckt hadd, fohrte de Kapteihn up den ihrwürdigen Herrn los, un – der Deuwel hal! – hadd hei Hor up den Kopp hatt, hei wir em dorinne fohrt, so kreg hei em äwer in dat lange Arwstück von väterlichen Paletoh tau faten un schüddte den geistlichen Herrn up de weltlichste Wis' dorin hen un her: »Was sagst du da? Was sagst du da?« – Je, wat süll de Erzbischoff nu anners seggen? So in de Klemm kamm hei mit de Wohrheit herute: em kem dat so vör, un jedwerein von uns wüßte dat jo ok, dat de Kopernikus ok en Og' up Aurelia'n smeten hadd, un wenn hei nah de Anteiken urteln süll, denn seg sei mihr up den Kopernikus as up em, den Kapteihn, obschonst de Kopernikus lütter un lang nich so statsch wir.

Dat was noch en Glück för den Erzbischoff, dat hei em dat so buh un bah in't Gesicht seggen ded, denn de Kapteihn würd ganz stiw, let den brunen Paletoh los, kek den Erzbischoff ahn allen Utdruck in de wollmeinenden Ogen, säd mit velen Utdruck: »Du Schafskopf!«, smet en langen, bittern Blick up Aurelia'n ehr Finster un sus'te an mi un Don Juannen vörbi un so in de Kasematt herin, dat ick denk: Na, dit geiht allmeindag' nich gaud.

Äwer achter em her kamm de Erzbischoff, hadd de Hän'n äwer den brunen Paletoh folgt, dreihte mit de Dumen un sach so fram ut, as Gottswurd, wenn't in brun Kalwledder bunnen is. – »Er weiß es nun«, säd hei, »ich habe es ihm gesagt.« – »Was sagte er denn?« frog ick. – »Gesagt hat er eigentlich nichts; er war im ganzen sehr ruhig und sagte zuletzt bloß: du Schafskopf!« – Ja, denk ick ok, du Schapskopp! un lop nu nah unsre Kasematt, üm mi nah den Kapteihn ümtauseihn.

Dor satt hei, hadd den Kopp in de Hän'n stüt't, en witten Bagen Poppier vör sick un schrew dorup mit allerlei schöne Zügen; denn dit ded hei ümmer, wenn hei in grote Unrauh was. Ich kamm nah em ranne: »Kapteihn!« Hei härte mi nich; ick kek äwer sine Schuller, dor hadd hei mit dütsche Baukstawen schrewen: »Freund«, dorunner stunn mit schöne latinsche Schrift: »mein bester Freund!« un wider dal mit Fraktur: »mein bester Freund hat mich verraten!« – » Kapteihn!« raup ick wedder – hei hürt nich; un as ick mi nu ümwen'n un ratlos in alle Ecken rümkik, dunn seih ick dor nicks, as luter witte Müs'! – »Wat's dit?«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid