Beschreibung der Verhältnisse und Kreisläufe

Wir haben aus den Annalen nur die auffallendsten Witterungsbegebenheiten ausgezogen und alle die Jahre der Teuerung und Hungersnot, in welchen die Ursachen des Misswachses nicht erklärt waren, ausgelassen, ferner haben wir die häufig vermerkten verheerenden Züge von Heuschrecken, das Auftreten von Raupen und Käfern nicht aufgenommen, weil die Beschädigungen nur an Feldern angegeben wurden. Dass Insektenbeschädigungen in Wäldern in früheren Jahrhunderten auch vorgekommen sein müssen, erhellt aus dem Umstande, dass in allen Zeiten Orkane herrschten, die viel Wälder niederwarfen. Indessen wurde dies in früheren Zeiten nicht beachtet und steht deshalb Käferfraß an Waldbäumen nirgends verzeichnet.

Aus Allem ist ersichtlich, dass große Dürre, Wolkenbrüche, strenge und milde Winter, kühle und heiße Sommer, in allen Jahrhunderten abwechselnd, oder sogar einzelne Erscheinungen durch mehrere Jahre wiederholt auftraten, und dass das Klima unseres Jahrhunderts sich durchaus nicht anders verhält, als das der früheren. Wolkenbrüche speziell scheinen in dem heutigen Gebiete sehr oft vorgekommen zu sein, obwohl nur wenige von dort namentlich angeführt werden, denn es scheinen die in allen Jahrhunderten häufigen Überschwemmungen in Prag, mehr von der Beraun als von der oberen Moldau herzurühren.


Da in allen Jahrhunderten über Austrocknen der Flüsse geklagt wird, so kann ein im allgemeinen größerer Wasserreichtum in Böhmen nicht angenommen werden, wenigstens nicht in historischer Zeit. Theoretisch richtig bleibt es, dass in einer längst vergangenen geologischen Epoche die Berge weit höher, die Niederschläge deshalb stärker, die Flüsse wasserreicher gewesen sein müssen, und dass andererseits vielleicht nach Hunderttausenden von Jahren (wenn keine neuen Hebungen eintreten), die Berge abgeschwemmt, die Täler ausgefüllt sein werden und das Land eben sein wird, dass dann die Wolken von Bergen nicht mehr gefangen, die Niederschläge bei uns geringer und über ganz Nordeuropa gleichmäßiger verteilt sein werden als jetzt. Indessen ist dies nicht von praktischer Bedeutung und wir können für eine messbare Zeit das Klima, wenn auch in einzelnen Jahren variabel, so doch im Ganzen konstant nennen, und zwar müssen wir sagen, dass Böhmen in Bezug auf Regenverhältnisse eines der am besten situierten Länder von Europa ist.

Der allgemeine Kreislauf der Luft von den Polarländern in die Tropenregion und von da in den oberen Luftregionen zurück zu den Polarländern, schließt auch die Dünste in sich ein, jedoch machen diese den Kreislauf der Luft nicht ganz mit, sondern es schlagen sich von den Dünsten, die in den Tropenländern aussteigen, ein großer Teil in diesen Gegenden selbst nieder und strömt nur ein gewisser Teil nach den, nördlicheren Ländern um sich dort niederzuschlagen, so dass man sagen kann, es besteht ein engerer Kreislauf der Dünste in der Tropenregion selbst und ein weiterer zwischen den Tropenregionen und den Polarländern. Die Größe der zirkulierenden Dunstmasse hängt davon ab, über welche Länder oder Meere der polare Strom sich bewegt, und danach richtet sich auch die Niederschlagsmenge in den Tropen selbst und die Größe der Überschüsse die von dort wieder gegen Nordost ziehen. —

Nach diesen Gesetzen der Zirkulation von Südwest nach Nordost geschieht es, dass zwischen Europa und den Antillen eine feuchte, zwischen Nordasien und Afrika eine trockene Luft zirkuliert. In Europa nehmen in Folge dessen die Niederschläge von Westen nach Osten an Menge ab, und fallen im Süden und Westen die Niederschläge mehr auf Winter, Frühling und Herbst, im Norden und Osten mehr auf den Sommer. Böhmen ist so situiert, dass es mehr von den, von Westen und von Süden kommenden Wolkenmassen in seinen Bergen auffangen kann, als z. B. das ebene Norddeutschland oder das östlicher gelegene Ungarn und Russland. Zugleich nimmt es teils an den südeuropäischen Winterniederschlägen, teils an den nordeuropäischen Sommerniederschlägen Teil. Diese günstige Lage zusammen mit den hohen Gebirgen ist die Ursache, dass Böhmen im Durchschnitt weit mehr Niederschläge hat als ein anderes Land von gleicher Größe und nur wenige hinter vorliegenden Gebirgen situiert, relativ tiefere Gegenden durchschnittlich wenig Regen haben. So kommt es, dass im Böhmerwalde die jährlichen Summen des Regens 60, 80 bis 90 Zoll, im Brdywalde, im Riesengebirge 50 Zoll betragen, während in den nördlichen und östlichen Ländern, selbst am Meeresufer, selten über 20 Zoll vorkommen und mir der Brocken, Norddeutschlands höchster Berg, mit etwas über 30 Zoll Regen bekannt ist, welche Menge in sehr vielen Gegenden Böhmens die gewöhnliche ist.

Dass in Böhmen dort, wo hohe Gebirge gegen Süden und Westen vorliegen, die Regenmenge eine weit geringere ist, z. B. um Prag, Karlstein und Pürglitz nur 16 Zoll, darf nicht wundern, denn sie wird in anderen Ländern, wo höhere Gebirge senkrecht auf die Richtung der Regenwinde vorliegen, zur vollkommenen Regenlosigkeit gesteigert, (z. B. nördlich vom Himalaya, westlich von den Cordilleren und zwar herrscht dort Regenlosigkeit auch auf dem Meere, wodurch die berühmten Guano-Inseln ihre Schätze durch Jahrtausende aufspeichern konnten.)

Übrigens ist die Regenarmut in Schlesien, am Nordfuße des Riesengebirges weit größer als irgendwo in Böhmen und sinkt dort die Regenmenge auf 13 Zoll. Nur im westlichen Norwegen und den West-Pyräneen kommt die Regenmenge der unseres Riesengebirges gleich und nur in den Alpenländern und im westlichen England übersteigen die Regenmengen an einzelnen Orten 100 Zoll. In Tropenländern allerdings ist eine Menge von 100 Zoll eine auch in der Ebene häufige Erscheinung, oft sogar kommt dort 200, 300 Zoll vor und in Indien wurden 600 Zoll an einem Orte in 9 Monaten beobachtet, während 3 Monate dort regenlos sind. In diesen regenreichen Tropenländern treten dann jährlich, wenn die Sonne den höchsten Stand hat, in der Regenzeit Wolkenbrüche auf, welche in Gebirgen die tiefsten Täler bis zum Rande füllen, neue Flussläufe und furchtbare Abschwemmungen verursachen, so dass man eine Gegend, die man vor Jahren gesehen, kaum wieder erkennt.

In den Ebenen bilden sich dann Seen, der Grund wird auf viele Klafter tief aufgeweicht um in der trockenen Jahreszeit, welche bei niederem Sonnenstände eintritt, ebenso tief auszutrocknen. —

Dass bei diesen Wolkenbrüchen dort keine Unglücksfälle geschehen, wie bei uns, kommt nur daher, dass die Bewohner an die Erscheinungen gewöhnt, nur an ganz sicheren Orten ihre Häuser bauen. —

Wir erlaubten uns diese Abschweifung in die Tropenregion, weil sie uns einen Maßstab für das gibt, was man starte Ziegen nennen darf und weil der Vergleich der dortigen Regen mit dem Wolkenbruche vom 25. Mai 1872 sehr nahe liegt und wir, da Regenmessungen im Wolkenbruchgebiete gänzlich fehlen, einigermaßen zu Schlüssen geleitet werden können.

In Indien, dort wo 600 Zoll in dreiviertel Jahren fallen, kommen die regenreichsten Monate mit 120 Zoll vor und es entfällt bei der großen Regelmäßigkeit, die in den Tropen herrscht, beiläufig 4 Zoll auf den Tag, wobei allerdings diese Regen meist nur 2 Stunden dauern.
Bedenken wir, dass diese Menge bei uns in ziemlich regenreichen Gegenden eine starke Monatssumme ist, dass also in den Tropen binnen wenigen Stunden das ganze Wasser niederfällt, welches anderwärts für einen Monat ausgiebigen Regen geben kann, so kann man sich von der Menge und Gewalt des in den Tropen von den Bergen abfließenden Wassers einen Begriff machen

Wir können indessen annehmen, dass die Niederschlagsmassen am 25. Mai 1872 größer waren als 4 Zoll, denn wenn wir auch nicht von einer von Arago verbürgten Zahl von binnen 24 Stunden in der Schweiz gefallenen 36 Zoll wüssten, so ist zu bedenken, dass ein solcher Tropenregen von 4 Zoll in Gebirgen doch so rasch abläuft, dass das Terrain auf dem er gefallen täglich wieder passierbar ist mit Ausnahme der Talgründe.

Nach dem Wolkenbruche am 25. Mai 1872 aber lief abgesehen von den immensen Wassermassen, welche an demselben Tage die Dörfer zerstörten, aus dem Felde noch 3 bis 4 Tage, aus dem Walde noch 8 Tage das Wasser von allen Hängen in breiten Strömen und es dürfte daher die von Herrn Oberforstmeister Nebesky in Mlatz im Freien, während einer kurzen Zeit erhaltene Regenmenge von 11 Zoll noch lange nicht die ganze Menge des Niederschlages ausdrücken.

Wenn wir nun jedenfalls eine sehr große Wassermenge während des Wolkenbruches in dem großen Gebiete der Beraun und des Goldbachtales fallen sahen, so wird die Menge noch ansehnlicher, wenn wir bedenken, dass es außer diesem Gebiete in fast ganz Böhmen und beinahe die ganze Nacht stark regnete und sich noch Wolkenbrüche wiederholten, dass schon wochenlang vorher und nachher ausgiebige Regen und Gewitter herrschten und wir müssen alle diese Erscheinungen zusammen fassen um ein Bild von dem konstant durch längere Zeit über Böhmen in einer verhältnismäßig beschränkten Luftbahn sich bewegenden Dunstmassen zu erhalten, die je nach der Stärke und Plötzlichkeit der ihnen entgegentretenden Winde stärkere oder schwächere Niederschlage und am 25. Mai 1872 endlich Wolkenbrüche erzeugten.

Ob diese großen Dunstmassen, die im Mai in dieser Weise über Böhmen, in anderen Monaten des heurigen Jahres über anderen Ländern ihre Bahn nahmen, Teile des sonst innerhalb der Tropenregion zirkulierenden Dunstmenge waren, die ausnahmsweise von dort auszog, um am weiteren Kreislauf Teil zu nehmen, (wie nach der Menge wahrscheinlich ist) oder die auf eine schmale Bahn zusammengedrängte Dunstmasse des gewöhnlichen Kreislaufes zwischen Europa und den Tropen war, wie man nach dem Umstande annehmen könnte, dass gleichzeitig in Österreich, Ungarn, selbst in dem sonst so regenreichen Südostböhmen Regenmangel herrschte, ist zur Zeit noch nicht genau zu ermitteln gewesen, ließe sich auch schwer feststellen. Die Heuer gar so oft und so furchtbar auftretenden Wolkenbrücke sprechen zu Gunsten der ersteren Annahme, dass nämlich eine ungewöhnliche Dunstmasse aus den Tropen durch Luftdruckminima nach Europa herübergezogen wurde. Jedenfalls sprechen alle im Vorstehenden gemachten Untersuchungen dafür, dass derartige Phänomene in allen Zeiten vorgekommen sind, dass nicht der augenblickliche Zustand des Landes, was Bewaldung, Teiche etc. betrifft, die Schuld an periodischen Überschwemmungen oder dürren Jahren tragen kann und dass höchstens die eigentümliche Richtung der Gebirgszüge in Böhmen die Wiederholung solcher Erscheinungen bei uns bedingen kann, indem nämlich Luftströmungen, ihren Weg einmal in dieses Land genommen haben, nicht so leicht ihre Richtung verändern können.
Wir haben dem Auftrage gemäß dem Walde bei unserer Bereifung besondere Aufmerksamkeit geschenkt und die gemachten Erfahrungen in einem besonderen späteren Kapitel besprochen, die sämtlich dahin gehen, dass die Wälder die Gewalt der abfließenden Wassermassen bedeutend gemildert haben. Wenn wir hier vorgreifend den Wald bei Behandlung der meteorologischen Ursachen berühren, so geschieht es, weil er von vielen als Ursache derartiger Niederschläge betrachtet wird.

Es ist allerdings die Gegend, wo der Wolkenbruch niederging zum Teil gut bewaldet, zum Teil sogar reine Waldgegend; indessen kann man unmöglich annehmen, dass der Wald den Wolkenbruch herabgezogen habe, denn der Zusammenstoß der Wolkenmassen erfolgte in höheren Luftregionen und wenn eigentümliche Stauungen, Verdrängungen, mehr auf bewaldeten Höben als in den unbewaldeten Tälern stattfanden, so kann daran nur die Form der Gebirge und Täler Schuld sein. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die Wolkenbrüche auch nicht im Geringsten in einem irgendwie ermittelbaren Verhältnisse zu der Bewaldung stehen, dass aber die Brdy, die Racberge die Wolkenmassen im Ausweichen vor dem Gegenwind gehindert haben mögen und dass sie den Niederschlag, wenn auch nicht gänzlich bedingt, so doch verstärkt und auf diese unglückliche Gegenden beschränkt haben.

Der Wald kann nur Verdichtung und Niederschlag bewirken, wenn Dunstmassen (Wolken, Nebel oder auch früher durchsichtige Künste) horizontal mit dem Winde in die Baumkronen und an die Stämme getrieben werden. Bei Wolken, welche sich in irgend einer Höhe über dem Walde befinden, hängt der Niederschlag lediglich von der Verdichtung durch Stauungen an entgegengesetzten Luftströmungen ab, nicht von dem darunter liegenden Walde.

Man glaubt vielfach, dass sich über Wäldern eine kältere, Niederschläge bedingende Luftsäule befinde, als über waldlosen Gegenden, weil es an heißen Tagen in dichten Wäldern kühler ist, als auf freien, Felde. Diese kühle Luft, durch den Baumschatten erzeugt, welcher verhindert, dass die Sonnenstrahlen zum Boden dringen, steigt aber durchaus nicht in die Höbe, sondern fließt am Boden ab und kühlt die nächsten offenen Gegenden ab. Auf den Baumkronen wirkt die Sonne geradeso wie auf einer mit Kräutern bewachsenen Fläche und wird eine eben so große Wärmemenge in die höheren Luftregionen reflektiert, als vom Boden unter den Bäumen durch den Schatten abgehalten wird und muss die Luft über dem Walde warm sein.

Wenn man in steilen hohen Gebirgen aus der kühlen Waldregion in die waldlose steigt, empfindet man die warme Luft, die von den Baumkronen der tiefer liegenden Wälder aufsteigt, sehr stark. Bei trübem Wetter übrigens und starken Winden, welche die Wolken bringen, gleichen sich die Temperaturdifferenzen im und außer dem Walde überhaupt gänzlich aus und herrscht die Temperatur des Windes. Niederschläge treten dann ohnehin nur ein durch Verdichtung der Winde an Bergen oder an gegenströmenden Luftmassen, welche durchaus keine niedrigere Temperatur zu haben brauchen um Wolkenanhäufungen zu verursachen, welche das Maß der Sättigung für die herrschende Temperatur zu überschreiten und wenn bei solchen Niederschlägen aus höheren Luftregionen eine niedere Temperatur eine Rolle spielt, so ist es immer die niedere Temperatur der höheren oder entgegenwehenden Luftschichten, nicht die der unteren Luftregionen oder des Bodens, diese kann nur Nebel, Tau, Reif, Nebelregen, Dunstanhang erzeugen, aber keine Niederschläge aus höheren Wolken. Bei dem Wolkenbruche am 25. spielten Temperaturdifferenzen überhaupt gar keine Rolle, denn es war die Luft vorher, sowohl dort wo Nordost, als dort wo Südwest wehte an 12° Grad warm, und nur die Schnelligkeit der in den Raum eines niedrigen Luftdruckes einströmenden Winde und die große Dunstmasse des gestauten Südwest erzeugte den Niederschlag.

Die Ursache der Luftverdünnungen, welche Störungen erzeugen, ist noch nicht bekannt; von großen Erwärmungen rühren sie in unseren Breiten in allen bekannten Fällen und auch im vorliegenden nicht her, denn es kommen alle diese unheilverkündenden niedrigen Barometerstände in der warmen Jahreszeit immer mit ziemlich niedriger Temperatur zu uns, nur in der kalten Jahreszeit sind sie verhältnismäßig wärmer, was ihrem Ursprung in den südlichen Ländern entspricht.

Das heurige Jahr hat uns eine ganze Reihe von Stürmen und Wolkenbrüchen in Europa bis zu diesen Tagen gebracht, die alle mit Barometerdepressionen, die von Südwesten gegen Nordosten oder von West gegen Ost fortschritten, zusammenhingen, ohne dass man eine bedeutende Temperaturerhöhung in den Gegenden wahrnehmen konnte, wohin die Wetter zogen, im Sommer waren diese Gegenden sogar kühl, im Herbst und Winter wurden sie erst wärmer mit niedrigem Luftdrucke als der Südwest schon eingedrungen war.

Eben so wenig als man den Zbirower und Pürglitzer Waldungen die Schuld geben kann, dass sie die Wolkenbrüche anziehen, eben so wenig kann man sagen, dass die fast ausschließlich der Feldkultur gewidmeten waldarmen Gegenden der mittelböhmischen Vertiefung, welche sich von Saatz bis Pardubitz zieht, etwa an dem geringen Luftdruck durch übermäßige Erwärmung schuld ist, denn eine Erwärmung fand nicht statt und in unseren Breiten tritt große Hitze im Sommer immer nur bei klarem Himmel, Ostwind und hohem Barometerstände ein und ist Folge, nicht Ursache einer langedauernden trockenen Luftströmung.

Wir können also Angesichts der seit Jahrhunderten in unserem Lande häufig auftretenden meteorologischen Störungen, nach dem Verhalten des ganzen Jahres und nach der Untersuchung des Tatbestandes am 25. Mai behaupten, dass die Verteilung der Waldungen ohne allen Einfluss auf das Entstehen des Wolkenbruches und auf den Ort, wo er niederging, war.

Die Ursache war eine im heurigen Jahre oft wiederholte Störung des atmosphärischen Druckes, welche Herbeiziehung von Luftströmen aus fernen Ländern zur Folge hatte und wenn bei ähnlichen Katastrophen etwas dazu beitragen kann, dass die streikenden Elemente in Böhmen ihren Kampfplatz wählen und in bestimmten Gegenden, wie die Heuer betroffene lokalisieren, so ist es die Form der Gebirge, welche andererseits in normalen Jahren allerdings unserem Lande den Segen eines reichlichen Niederschlages bringen.

Die Unterzeichneten untersuchten während der ganzen Bereisung die geologischen Verhältnisse des Wolkenbruchgebietes, um zu erfahren in wie weit das Gestein die Wirkungen des Wassers milderte oder verstärkte und um bei der Beurteilung des Einflusses der Wälder die anderen mitwirkenden Faktoren ausschließen zu können.
Der Boden der Gegenden, in welchen der Wolkenbruch vom 25. Mai niederging, besteht teils aus Granit, Glimmer schiefer, Urtonschiefer, Dachschiefer, silurischen Tonschiefern, Quarziten, Konglomeraten, Porphyren, aus Konglomeraten und Randsteinen der Steinkohlenformation, aus Arkosen und Sandsteinen das Roth Todtliegenden.

Die Gebilde der Kreide und Tertiärformation, Pläner, Braunkohlensandstein und Braunkohlenletten treten im Gebiete des Wolkenbruches selbst wenig auf, fallen aber in den Rayon der sekundären Beschädigungen durch den Goldbach.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass alle diese Bodenarten starke und häufige Einrisse und Auswaschungen dort erlitten, wo sie der Gewalt eines von steilen Höhen herabfließenden Wassers und der mitgeführten Stämme ausgesetzt wurden, dass hingegen dieselben Bodenarten weit geringere und weniger Einrisse zeigen, wenn sie auf Kuppen von geringen Ausdehnung, auf Höhen, auf sehr sanft geneigten Flächen oder Ebenen lagen.

Nun muss noch bemerkt werden, dass die ganzen mehr oder weniger steilen Hänge der Plateaus und Gebirge im Wolkenbruchgebiete und die zahlreichen tiefen Schluchten derselben durchaus die Produkte früherer vor unbestimmbar langer Zeit erfolgter Abschwemmungen sind.

Auf den Kuppen und Riegeln tritt mehr weniger nacktes Gestein hervor, während der untere Teil der Hänge mit bedeutenden Ablagerungen von Erdreich und von oben herab gerutschten Steinen bedeckt ist, besonders die Täler und Schluchten, welche ursprünglich sehr tief und nach unten schmal in das Gestein eingegraben waren, sind durch Anschwemmungen von den Talseiten und vom Talbeginne her so stark vertragen dass ihre Sohle oft bedeutend höher und breit geworden ist. Diese Anschwemmungen bestehen teils aus Lehmen, teils aus scharfen Steintrümmern, welche Verwitterung und Frost von den Lehnen löste, teils aber auch aus runden Geröllen, oft von bedeutender Größe, welche Überschwemmungen in früheren Zeiten dort zurückgelassen hatten.

Häufig auch hatten mächtige Erlenstöcke mit ihren Torfmassen die Täler ausgefüllt.