Über den Vorzug des Seebadens

Einen besondern Vorzug gewinnt dieses Bad noch vor den wirksamsten Bädern, die wir kennen, durch den großen Eindruck und Genuss, den der Anblick des unermesslich weiten Meeres beim Eintauchen in dasselbe gewährt, und wichtiger noch wird es durch die dem Städter, ungewohnte Reinheit der Luft, die unbezweifelt an Güte jede andre, selbst die Landluft übertrifft, und deren Einatmen allein schon zur Stärkung eines geschwächten Körpers kräftig beitragen kann.

Wohl mochte endlich auch noch dem Seebade ein bedeutender Wert, der von Ärzten vielleicht noch nicht nach Verdienst beachtet ist, darum zuzuschreiben sein, weil es eigentlich ein diätetisches Mittel ist, das schon dann vorzüglich angewendet wird und werden muss, wenn gewisse Krankheitszufälle sich noch in geringem Grade äußern, und wenn noch niemand daran denkt sich durch Arzneimittel davon zu befreien, oder ihr Einwurzeln und Fortschreiten zu hemmen.


Überall, wo in der Ökonomie der Natur eine nützliche Einrichtung unvermeidliche Nachteile mit sich führt, ist gewöhnlich ein Mittel vorhanden und in der Nähe, wodurch jene nachteilige Nebenwirkungen unschädlich gemacht, oder wohl gar verhütet werden können. Wenn diese erfreuliche Erscheinung, die der forschende Geist des Menschen schon oft genug entdeckte, und öfter gewiss noch entdecken wird, sich unverkennbar auch in den heilsamen Wirkungen des Seebades zeigt; so ist es um so mehr Pflicht auf zweckmäßige Weise dazu beizutragen, dass die Benutzung dieser großen Heilquelle erleichtert, vervielfältigt und vervollkommnet werde. Diesem Pflichtgefühl und jenen Überzeugungen verdankt eine im vorigen Jahre ganz nahe bei Travemünde errichtete Seebade-Anstalt ihre erste Entstehung.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ueber die Privat-Seebadeanstalt bei Travemünde 1