3.1 literarisch

Am 14. Februar 1896 erscheint eine 95-seitige Broschüre, die aus einer nicht gehaltenen „Rede an die Rothschilds“(so der ursprüngliche Titel) hervorgeht und sich in einer geringen Auflage relativ schlecht verkauft unter dem Titel: „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Losung der Judentrage.“ Dieses Werk gilt gewissermaßen als das „Kommunistische Manifest“ des Zionismus und hat bis heute nicht an Aktualität verloren.
Hier legt Herzl die Grundlagen des zu errichtenden Staates da, wobei er als Grund der Notwendigkeit lediglich den Antisemitismus angibt. Das Werk ist nach juristischer Weise in einen allgemeinen und einen speziellen Teil strukturiert; sprachlich ist es (im Gegensatz zu Herzls Feuilletons und Theaterstücken) nüchtern-sachlich in einfachen, verständlichen Worten gehalten. Beschrieben wird, wie mit legalen Mitteln ein technisch hochentwickelter Staat zu errichten sei: Die Ansiedlung der Juden wird über die „Ortsgruppen“, die in der Diaspora Vorbereitungen treffen, die „society of jews“, welche die politische Vertretung und staatsbildende Macht ist und die „Jewish Company“, eine Landnahmegesellschaft und die wirtschaftliche Vertretung des Judenstaates, vorgenommen.(siehe auch 3.3). Der Staat selbst solle sich zu einem aristokratischen Wohlfahrtsstaat entwickeln.(siehe 4)
Während der „Judenstaat“ im Stile eines politischen Programms verfasst ist, handelt es sich bei „Altneuland“ um einen utopischen Roman, der sich im Gegensatz zum „Judenstaat“ hauptsächlich an eine nichtjüdische Öffentlichkeit richtet. In einer dürftigen und ziemlich irrelevanten Rahmenhandlung wird ein fiktives Palästina des Jahres 1923, in dem der Zionismus verwirklicht worden ist, beschrieben. Das Wirtschaftssystem, das Herzl vorschwebt, entnimmt er dem französischen Anarchosyndikalismus - er nennt es „Materialismus“ - was bedeutet, daß zwar Privateigentum aufrechterhalten wird, aber gemeinwirtschaftliche Formen wie z.B. Produktionsgenossenschaften zugelassen sind. Interessant insbesondere in Hinblick auf den heutigen Staat Israel sind die Stellen zur Araberfrage (siehe 4.3) und fehlende Hinweise auf den jüdischen Charakter des Staates (siehe 4.1.1.)
Schließlich ist noch die im Mai 1897 gegründete Wochenzeitschrift „Die Welt“ zu nennen, in der sämtliche zionistische Aktivitäten der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Theodor Herzl - zentrale Figur des Zionismus?