Dienstag, den 21. bis Freitag, den 24.

Dienstag, 21. Um fünf Uhr aufgestanden, da die Post nach Köln um halb sieben Uhr abgeht. Finden auf dem Posthause unsern Engländer mit seiner Frau wieder, auch das deutsche Ehepaar, mit dem wir die Fahrt nach Lüttich gemacht. Ein nicht übles Frauenzimmer aus Köln, wozu endlich ein zierlich in eine Blouse mit Perlenschnüren und Puffärmeln gekleideter junger Mensch kam, der eine erbärmliche Geschichte erzählte, wie er, längere Zeit in Rußland abwesend, als Konskriptionsflüchtiger citiert, eingesperrt, bedroht, und was weiß ich alles, worden sei. Er gehe jetzt nach Köln, in ein Regiment eingereiht zu werden. Das Mitleid mit ihm ward durch seine unverkennbare Geckerei geschwächt. Die Engländerin ist offenbar ungehalten, daß Schultze, der ein hübscher Bursche ist, mit der Kölnerin spricht, statt mit ihr. Eine Meile vor Köln wird noch zu Mittag gegessen, obgleich es erst zwölf Uhr ist.

Köln. Wir kommen mit Regen an, und es regnet noch jetzt in Strömen, wo ich, den alten Rhein mit der Schiffbrücke unter mir, auf der Stube sitze und dieses niederschreibe. Beim Rheinberg eingekehrt. Hübsche Stuben, herrliche Aussicht. Gleich nach der Ankunft gehe ich mit dem Engländer und seiner Frau, den Dom zu besehen. Herrlich. Ich weiß nicht, ist ein Teil der Vorhalle nicht ausgebaut oder zerstört. Das Schiff von einer erstaunlichen Höhe. Die Säulen schön. Die Fenstergemälde des Presbyteriums vortrefflich, doch meiner Meinung nach unter denen in den niederländischen Kirchen. Leider überall durch Baugerüste der Eindruck gestört oder genommen. Von Bildern ein einziges altes merkwürdiges, dessen Meister mir entfallen ist. Besehen für zwei Thaler die Schätze. Unendlich reich, sehenswert, damit man sie gesehen habe. War wegen der Regengüsse und der einbrechenden Dunkelheit unmöglich, jenes berühmte Rubenssche Bild in einer der hiesigen Kirchen zu besehen. Habe ihrer genug gesehen.


Mittwoch, 22. Morgens um halb sieben Uhr besteigen wir das Dampfschiff Concordia bei drohendem Wetter. Die Einrichtung des Schiffes hübsch, die Kajüte offenbar zu klein für so viele Passagiere. Der behagliche Engländer mit seiner ganzen Familie und seinem Bedienten, in dem ich bald einen Oestreicher erkenne, ist da, meine neue englische Bekanntschaft. Ein junger Indier, der – etwas deutsch spricht. Ein Berliner Kaufmann und ein Mecklenburger Arzt, letzterer ein liebenswürdiger Mensch, mit welch beiden ich bald in nähere Berührung komme. Die Ufer von Köln aus unbedeutend, das Wetter immer schlechter, endlich in einen Platzregen übergehend, der der Schirme und Mäntel spottet und uns in die Kajüte zurückjagt. Unterhalte mich mit meinem Lütticher Engländer und seiner Frau. Er ist, wie ich erfahre, ein Musiker, Harfenspieler, den ein Armbruch zwingt, sich zurückzuziehen. Man ist froh, die Langeweile durch das Mittagmahl unterbrochen zu sehen. Endlich Bonn erreicht. Wunderschöne Lage. Der Engländer mit seiner Frau verläßt uns. Oder war das vor dem Mittagsessen. Von Bonn an verschönern sich die Ufer. Das Wetter wird etwas leidlicher, man kann mit dem Regenschirm auf dem Verdecke aufhalten. Doch ist an der Gegend eben nicht so viel Besonderes. Rolandseck. Das große Schloß Rheineck, das ein Prinz von Preußen herstellen ließ und bewohnt. Schöne Lage von Andernach. Endlich Koblenz mit der Festung Ehrenbreitstein. Schlechte Zimmer im Gasthause. Das Wetter hatte sich aufgeklärt. Wir bestiegen den Ehrenbreitstein, ohne aber ins Innerste der Festung zu gelangen, da nach sieben Uhr keine Erlaubnis mehr gegeben wird. Abendessen. Schlechte Nacht, durch die dumpfe Feuchtigkeit des Zimmers veranlaßt.

Donnerstag, 23. Früh morgens auf das Dampfschiff gestiegen. Der herrlichste Tag. Schultze nimmt Abschied, er geht von Koblenz nach Ems. Mein erster Blick trifft auf jenen wunderlichen Schnurrbart, den ich in Antwerpen an der Wirtstafel für einen Oestreicher erkannt hatte. Er nähert sich uns. Nach den ersten Späßen zeigte sich gar bald, daß das ein völlig gescheiter Mensch ist, voll guter Einfälle und nichts weniger als kenntnislos. Er machte uns die ganze Fahrt zu einer eigentlichen Lustpartie, fast mehr, als mir lieb war. Der Eindruck des Tages wird mir nie verlöschen. In orientalischer Behaglichkeit etabliert, die wunderschöne Gegend an sich vorübergleiten zu lassen. Endlich auf dem Verdeck getafelt, ohne durch die Rheinweingläser an irgend einer Aussicht gehindert zu sein. Das Außerordentliche der Lage ist auch die Hauptwürze, denn die Gegenden, so schön sie sind, haben doch ihresgleichen gar viel in der Welt, mit Ausnahme der Ruinen, die nirgends so schön und so häufig anzutreffen sind. Die Brüder, Katze und Maus, Rheinfels, St. Goar, vornehmlich Bacharach. Bei Bingen verliert sich die Schönheit, und man ist, vom Sehen müde, endlich froh, Mainz zu erreichen, das wunderschön daliegt. In Mainz noch herumgeschlendert. Die Rheinbrücke besehen. Zu Tische. Vortrefflichen Hochheimer getrunken. Unser Wiener, ein Sohn des vormaligen Stabsarztes Zang, erheitert fortwährend die Gesellschaft und söhnt unsern Berliner Kaufmann mit den Oestreichern aus.

Freitag, 24. Juni. Morgens die Domkirche besehen. Wunderliches Gebäude, schon durch seinen Turm von allen ähnlichen verschieden. Von innen nur ein Teil alt, der übrige unbedeutend. Grabmal Frauenlobs. Nach den sogenannten Anlagen, gegenüber dem Einflusse des Mains in den Rhein. Schöne Aussicht. Um eilf Uhr in den Wagen und nach Wiesbaden. Große Hitze. Wiesbaden schöner Badeort. Hazardspiele im herrlichen Kursaale. Nach Tische fort nach Frankfurt, drohende Gewitter. Die Gesellschaft ist höchst aufgeräumt. In Frankfurt beim Schwan eingekehrt.