Den 7. August

Den 7. August fuhren wir über die unendliche Bregenzer Brücke Lustenau zu, ließen uns da, dem gefährlichen Mondsteine gegenüber, über den Rhein fahren, und nun ging der Weg gerade auf Altstädten zu. Wir überraschten da unsern Herrn Mitbruder P. Plaeidus1), welcher einige Tage vorher diese Pfarrei erhalten hatte und am folgenden Tag seine Einstandpredigt halten mußte. Es war ihm auffallend, einen Wagen mit vier Pferden bespannt, mit einem St. Gallischen und noch einem andern Livree-Bedienten just um Mittagszeit zu seinem altväterischen Palast hinrollen zu sehen. Die Herren von Mehrerau ließen uns mit ihren Pferden dahin führen, eine Höflichkeit, die uns in allen Klöstern widerfuhr und von der ich noch am Ende dieses Diariums dankbare Meldung machen wollte. Nun, das weiß ja Jedermann, was Altstätten ist! Wir machten dem Herrn Beichtvater in der Klauje2) eine Visite und verbrachten den Nachmittag unter angenehmem Geplauder beim Herrn Pfalzrat Gerichtsmann Gschwend. Auf den Abend noch ein kleiner Spaziergang auf eine kleine Anhöhe, das ausgebreitete Bauried, den grauen majestätischen Kamor und den schlangenartigen Rhein zu schauen. Wir wollten dem armen neuangesiedelten Pfarrer keine Risse mehr in seine ökonomischen Konzepte machen. Der Herr Beichtvater trug nun für uns brüderliche Sorge, und ein Teil der Nacht verschwand noch unter freundschaftlichen Gesprächen. Nun rückte es endlich mit mächtigen Riesenschritten heran, das Ziel unserer Reise, davor uns auch nicht bange war, indem wir gerne wieder unsere Ruhestätte sehen wollten.

1) P. Placidus Stadelmann von Mörschwil, St. Gallen, geb. 1749, Profeß 1766, Priester 1773, † 1815.


2) Im Frauenkloster Maria Hilf, Franziskaner-Ordens, wo ein Kapitular von St. Gallen die Stelle des Beichtigers versah.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Süddeutsche Klöster vor hundert Jahren