Spezieller Bericht über Einwanderung in die Vereinigten Staaten

— nebst —
Nachrichten für Einwanderer betreffs Kauf- und Miet-Preis von Land, Haupt-Bodenerzeugnisse und deren Marktpreis, Arbeit und Arbeits-Löhne usw., in den westlichen und südlichen Staaten der Amerikanischen Union, nebst einem Anhang über die durchschnittlichen Löhne für Fabrik-, mechanische und Ackerbau-Arbeiten, Kostpreis von Lebensmitteln, Hausmiete und anderen Lebensbedürfnissen in den Verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten im Jahre 1869-1870.

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Der Direktor des Statistischen Büros der Vereinigten Staaten
indem er diesen Band überreicht, erlaubt sich die Bemerkung, dass der Kongress der Vereinigten Staaten den Druck desselben bewilligt hat, um Europäern, welche auszuwandern beabsichtigen, solche Auskunft zu gewähren, wodurch sie in den Stand gesetzt werden richtige Schlussfolgerungen betreffs der in den verschiedenen Staaten der amerikanischen Union gebotenen Vorteile zu bilden.

Dieser Zweck wird gefördert, wenn nach Durchlesen dieses Buches, der Empfänger es anderen Personen leiht, damit so, von Hand zu Hand gehend, die darin enthaltenen Auskünfte einer größeren Zahl bekannt werden.

Bericht über Einwanderung
Statistisches Büro, Schatzamt der Vereinigten Staaten.
Washington, 7. März 1871

In einem Lande wie das unsrige, voll reicher und unentwickelter Hilfsquellen, ist die Ankunft gebildeter Arbeit, im Allgemeinen, herzlich bewillkommnet worden. Der Wert dieser Vermehrung unsers National-Reichtums wurde nie höher geschäht, als während der letzten zwei Jahrzehnte.

Die beispiellose Entwicklung der Nordwestlichen Staaten und deren am stillen Ozean muss großenteils dem Einfluss geschickter und gewöhnlicher Arbeit während jenes Zeitraumes zugeschrieben werden. Innerhalb der letzten wenigen Jahre sind durch die Vollendung der Eisenbahn nach dem stillen Ozean, durch andere große Werke innerer Verbesserung in den westlichen Teilen unseres Landes und durch die Abschaffung der Sklaverei in den südlichen Staaten, außerordentliche Beweggründe zur Einwanderung geboten, und dieser Gegenstand, stets von großer Wichtigkeit, besitzt gegenwärtig hohe Ansprüche auf öffentliche Beachtung. Diese Gründe haben mich veranlasst Auskunft zu beschaffen und bearbeiten zu lassen, welche von hinreichender Wichtigkeit erscheint, um Ihnen dieselbe zur Vorlage beim Kongress in Form eines besonderen Berichtes über Einwanderung vorzulegen. Der Gegenstand wird von zwei Gesichtspunkten dargestellt werden: zuerst der Wert der Millionen Einwanderer, welche während des letzten halben Jahrhunderts angekommen sind; und demnächst die Vorteile der verschiedenen Landesteile für Diejenigen, welche beabsichtigen einzuwandern.

I. Wert der Einwanderung.

Die Sammlung und Bearbeitung der Einwanderungs-Statistik ist seit mehreren Jahren ein Teil der regelmäßigen Arbeit dieses Büros gewesen. Die Angaben erstrecken sich auf Zahl, Alter, Geschlecht, Geburtsland und Beschäftigung, sowie die Ankunftshäfen aller Reisenden, welche an unserer Küste landen oder in unsere Grenzen sich begeben, und unterscheidet Fremdgeborene von Bürgern der Vereinigten Staaten, welche vom Auslande zurückkehren und solche, die sich beständig niederzulassen beabsichtigen, von denen welche nur für einen zeitweiligen Besuch dieses Land betreten. Die Bekanntmachung dieser Tatsachen gewährt einen Einblick in den Charakter und Stand der Leute, welche Jahr um Jahr unserer Bevölkerung einverleibt werden.

Bis zum Jahr 1820 sind keine statistischen Angaben über den Zufluss von Ausländern nach diesem Lande von der Regierung geführt worden. Die Zahl der Bewohner der Kolonien, beim Beginne des Unabhängigkeitskrieges, wird allgemein auf 3 Millionen geschätzt, und es ist wahrscheinlich, dass ein Drittel derselben aus Europa stammte; und die Eltern der klebrigen größtenteils Einwanderer waren. Während der Dauer des Krieges stockte die Einwanderung fast ganz, nahm aber beim Schlusse desselben mit erneuter Tätigkeit ihren Fortgang. Die Zahl Fremdgeborener, welche zwischen 1790 und 1820 ankamen, ist von Statistikern auf 225.000 geschätzt worden, wozu etwa 25.000 zwischen den Jahren 1776 und 1790 gezählt werden dürfen, so dass eine Gesamtzahl von 250.000 Einwanderern sich ergibt, welche vor Annahme des Passagier-Gesetzes vom 2. März 1819 ihre Bürgerschaft an die Vereinigten Staaten übertrugen. Seit jener Zeit hat der Strom der Einwanderung unter ziemlich genauer Kontrolle. stetig in der Richtung unseres Erdteiles sich fortbewegt. Die Zunahme von 8.385 Personen, welche im Jahre 1820 an unserer Küste landeten (von denen 6.024 aus Großbritannien), bis 1854, als ihre Zahl das Maximum von 427.833 erreichte —, obgleich unregelmäßig, war, im Ganzen genommen, eine schnelle. Unmittelbar zuvor und während des letzten Krieges verringerte sich die Zahl der Herüberkommenden merklich, sank im Jahre 1858 zu 123.126, im Jahre 1859 zu 121.282, und zu weniger als 92.000 in den Jahren 1861 und 1862. Gleich nach Beendigung des Krieges jedoch erlangte dieselbe ihre frühere Bedeutung, und erreichte die Zahl von 249.061 im Jahre 1865 und 395.922 im Jahre 1869. Während des jüngst beendeten Jahres 1870, aus Grund des deutsch-französischen Krieges in der letzten Hälfte betrug die Zahl der Einwanderer nur 378.796, denen etwa 10.000 Köpfe, welche über die Grenze von Canada dieses Land betraten, und entweder ans den Britischen Provinzen oder aus Europa durch die Häfen von Canada kamen, dürfen zugezählt werden.

Wählend des ganzen Zeltraumes, von 1820 bis 1870, beträgt die durchschnittliche Steigerung der Einwanderung in jedem Jahre über das vorhergehende 13 pro Cent, und die Gesamtzahl von Einwanderern, welche vom 1. Oktober 1819 bis 31. Dezember 1871 anlangten, ist 7.553.865, so dass, mit Einschluss der 250.000 Personen vor jenem Datum, die Bevölkerung der Vereinigten Staaten, seit der Entstehung der Bundesregierung, durch direkte Einwanderung um 7.803.865 vermehrt worden ist.

Die Schwierigkeit, welche sich einer Berechnung des Wertes der alljährlich diesem Lande zugeführten ausländischen Elemente entgegenstellt, ist sehr groß, da Angaben zu genauer Feststellung desselben gänzlich unzugänglich sind. Der Versuch einer solchen Berechnung scheint, an und für sich, fast unverträglich mit der Menschenwürde. Den Menschen als eine willenlose Maschine betrachten, seine Produktivkraft nach Abzug der Kosten seiner Erziehung berechnen, drückt den Stempel der Geringschätzung auf das Bild seines Schöpfers, und erscheint dem Schöpfer wie dem Geschaffenen gegenüber unwürdig. Die Muskelkraft des Arbeiters mag gemessen werden, aber wo ist der Maßstab, welcher der Tätigkeit des Gehirns und der Größe seiner sittlichen Kraft angelegt werden könnte?

Um eine vernünftige Schätzung von der Vermehrung des Nationalreichtums durch Einwanderung zu machen, müssen gewisse bestimmte Bedingungen berücksichtigt werden. Der Charakter der Einwanderer als betriebsame und gesetzliebende Bürger, ihre Nationalität, Bildungsgrad und früheren Verhältnisse, wie deren Beschäftigung, Alter etc. sind Elemente zur Bestimmung des Wertes. Was Nationalität betrifft, sind über die Hälfte der in die Vereinigten Staaten Eingewanderten Britten, von Großbritannien oder dessen Besitzungen in Nordamerika stammend. Diese reden unsere Sprache, sind großenteils bekannt mit unseren Gesetzen und Staatseinrichtungen, schließen sich schnell an und verschwinden in der Volksgenossenschaft.

Das deutsche Element folgt demnächst und bildet etwa zwei Drittel aller übrigen Einwanderung. Da die Deutschen ein betriebsames und gewecktes Volk sind, lässt ein großer Teil derselben sich in dem offenen Lande nieder und entwickelt die Hilfsquellen des Westens und Südens, während der übrige Teil, aus Künstlern und geschickten Handwerkern bestehend, lohnende Beschäftigung in Städten und Fabrikorten findet.

Der Zufluss von Skandinaviern, welche bereits ausgedehnte Ansiedelungen in den nordwestlichen Staaten gegründet haben, ist ein bemerkenswerter Zug in dieser Bewegung; trotzdem die Einwanderung derselben erst seit wenigen Jahren begonnen hat, ist sie schon bedeutend und vermehrt sich schnell. Fleißig, sparsam und mäßig sollte ihre Ankunft willkommen sein.

Die Einwanderung von Asien, was man auch immer für Ansichten über den Einfluss derselben auf unsere Industrie und Sitten haben mag, hat noch nicht eine Ausdehnung erlangt um bei Ängstlichen Besorgnisse zu erregen, und steht noch tief unter den oft angegebenen Zahlen, da dieselbe als Höchstes in einem Jahre 15.000, also ungefähr 4 % der gesamten Einwanderung erreichte. Eine so geringe Anzahl verschwindet schnell in einer Bevölkerung von 40 Millionen, und kann kein Nachteil entstehen, wenn die Auswanderung von China auf eine freiwillige beschränkt bleibt. Eine eigentümliche Erscheinung in der chinesischen Einwanderung ist die geringe Zahl von weiblichen Personen, nicht über 7 % des Ganzen, und macht dieses eine Vermehrung der reinen Rasse in diesem Lande unwahrscheinlich.

Die lateinischen Völker tragen wenig bei zur Bevölkerung der Vereinigten Staaten, und die slawischen noch weniger, während, heute wie seit unendlicher Zeit, die verschiedenen Zweige des großen teutonischen Stammes aus den meist bevölkerten Regionen hervorschwärmen, um mitzuwirken an dem Fortschritt der Zivilisation.

Während ein Überblick über die Rassenabstammung der Millionen, welche ihre Angehörigkeit aus der alten in die neue Welt übertragen haben, einen günstigen Eindruck macht, verlangen andere Elemente des Wertes der Einwanderung für unser Land weitere Aufmerksamkeit. Der große Abstand zwischen geschickter und gewöhnlicher Arbeit, zwischen Betriebsamkeit und Trägheit, zwischen Gewohnheiten der Sparsamkeit und der Verschwendung, kennzeichnet den Unterschied in dem Wert des Einwanderers für unser Land. Der gewöhnliche Arbeiter, welcher ohne Weiteres sich daran gibt die Wälder urbar zu machen, ist hier von weit größerem Wert als derjenige, welcher in den großen Städten bleibt.