Erste Fortsetzung

Nach Abzug der Frauen und Kinder, welche zu seiner Beschäftigung gehören, bleiben etwa 46 % der Gesamteinwanderung für die verschiedenen Lebensberufe. Nahe die Hälfte derselben sind geschickte Arbeiter und Handwerker, welche ihre Kunst unter dem kräftigen Lehrsystem der alten Welt erlernt haben, und um den Nutzen ihrer Ausbildung und Geschicklichkeit uns zu Teil werden zu lassen, ohne Entgelt der Kosten ihrer Erziehung. Auch die dem Ackerbau sich hingebenden Arbeiter sind nicht ohne vorhergegangene Erziehung und Erfahrung, und selbst die sogenannten gewöhnlichen Arbeiter passen sehr gut für die verlangte Arbeit, besonders für den Bau innerer Verbindungsstraßen. Ungefähr 10 % der Einwanderer bestehen aus Kaufleuten und Händlern, welche unzweifelhaft beträchtliches Kapital und viel Erfahrung mit sich bringen, während die geringere Zahl von Gelehrten und Künstlern, einschließlich Architekten, Ingenieurs, Erfinder, Personen von tüchtiger Bildung und hohen Fähigkeiten, nicht nur zu dem materiellen Reichtum unseres Volkes beiträgt, sondern auch zur Erhöhung der Kunst, des Geschmacks, der Aufklärung und der Sittlichkeit.

Was das Alter dieser Einwanderer betrifft, so sind nur 25 % unter 15 Jahren, weniger als 15 % über 40 Jahren; folglich sind über 60 % bei ihrer Ankunft in der Blüte des Lebens und bereit ihren verschiedenen Beschäftigungen sich zu widmen.


In Bezug auf das Verhältnis der Geschlechter erweist sich die Zahl der Männer, wie auch nicht anders zu erwarten ist. als die bei weitem größere; jedoch wechselt dasselbe in den verschiedenen Nationalitäten, indem, wie schon angedeutet, das weibliche Element bei den Chinesen nur 7 %, bei den Irländern über 45 % und im Allgemeinen 40 % beträgt.

Auf den durchschnittlichen Geldwert eines Einwanderers zurückzukommen, so ist derselbe gewöhnlich auf tausend Dollars angenommen worden, eine etwas zu hohe aber doch annähernd richtige Schätzung. Herr Kapp, ein Mitglied der Einwanderungs-Kommission des Staates New York, welcher diesem Gegenstande viel Aufmerksamkeit gewidmet, nimmt den Durchschnittswert auf 1.125 Dollar an, und stützt sich auf die wertvollen Angaben des Herrn Dr. Engel in Bezug auf die Kosten der Erziehung in der früheren Heimat der Eingewanderten. Die Ansichten und Schlussfolgerungen eines so hochstehenden Statistikers wie Dr. Engel, verdienen große Beachtung, und nur mit Widerstreben kann der Unterzeichnete davon abweichen. Allein es scheint, dass beide Herren irre geführt werden durch die beliebte Annahme, dass ein Artikel wert ist, was die Herstellung desselben kostet. In der Tat darf man die Kosten der Produktion in der Wertschätzung nicht übersehen; aber ist es nicht richtiger zu sagen, der wahre Wert eines Gegenstandes ist, was derselbe im Markte erzielt? Das fast allgemeine Gesetz von Vorrat und Bedarf beherrscht die Arbeit ebenso wie die Erzeugnisse des Landes. Es kostet dem Landmann des Nordwestens vielleicht 75 Cent um einen Buschel Weizen zu ernten, wenn er nun bei geringem Bedarf nur 60 Cent für einen Teil seiner Ernte erhält, und später, durch gesteigerten Bedarf 90 Cent, so bleibt der Kostpreis des Weizens 75 Cent, während der Wert desselben 60 und 90 Cent respektive gewesen. Velozipeden, welche dem Fabrikanten etwa 50 Dollar kosten mögen, wurden vor zwei Jahren um 75 Dollars verkauft, und sind gegenwärtig etwa 10 Dollars wert. Die außerordentliche Nachfrage nach denselben zuvor erhöhte den Preis, während ohne weiteren Bedarf in der Jetztzeit, der Wert derselben zu dem Betrage für Eisen und Holz als Rohmaterial gesunken ist. Ebenso ist es mit menschlichen Wesen, wenn sie als Mittel der Produktion betrachtet werden. Der Sohn eines reichen Mannes, dessen Erziehung und Ausbildung 20.000 Dollars kostet, ist, wenn nicht zur Nützlichkeit erzogen, der menschlichen Gesellschaft weniger wert, als der Sohn eines Handwerkers mit geringem Verdienste, dessen Erziehung 2.000 Dollar kostet, wenn der letzte ein ausgebildeter und geschickter Arbeiter ist. Gesetzt, man bringe zwei Männer von Deutschland in einem dünn bevölkerten Teile des Nordwestens unter; — der erste ein gesunder Arbeiter, von beschränkter Erziehung, welcher vielleicht die angegebene Summe von 1.500 Dollars gekostet hat; der andere ein wohlerzogener Mann, — ein Architekt — aber von geringerer Muskelentwicklung, den zu erziehen 10.000 Dollars verlangte. Da kein Bedürfnis für öffentliche Gebäude oder prachtvolle Privathäuser dort besteht, so ist in solcher Gegend der Wert des letzten viel geringer als der des ersten; in einer großen Stadt hingegen, wenn nicht die Zahl von Architekten überfüllt ist, wird sein Wert über den des Andern weit hinausgehen, da letzterer nichts Besseres tun kann, als Steine und Mörtel tragen zu einem Gebäude, dessen Bau der Architekt plant und ausführt. Immer ist jedoch die Frage nach dem Geldwert eines Einwanderers nicht beantwortet, und es ist nötig weitere Elemente zu berücksichtigen. Der Einwanderer muss als Produzent und als Konsument angesehen werden. Um nicht die Gesamteinwanderung als Produzenten zu behandeln, müssen die Nichtproduzenten ausgeschlossen werden; dieses sind die sehr alten und sehr jungen Personen, diejenigen, welche wegen Krankheit, körperlicher oder geistiger Mängel zur Arbeit unfähig sind und Verbrecher innerhalb oder außerhalb einer Strafanstalt. Da jedoch die Statistik in dieser Beziehung sehr unvollkommen ist, wäre es vielleicht tunlich, die Produktionsfähigkeit des Ganzen aus den Löhnen der gewöhnlichen Arbeiter festzustellen, wodurch der größere Verdienst geschickter Arbeit die, durch die eben beschriebenen Nonproduzenten gebildete Lücke ausgleicht.

Der Verdienst der Tagelöhner oder gewöhnlichen Arbeiter beläuft sich, für die Gesamt-Vereinigten Staaten, auf beinahe 400 Dollars das Jahr. Angenommen, dass die Familie solcher Arbeiter aus 4 Personen besteht, so ergibt sich 100 Dollars als der Durchschnittsbetrag der Erzeugnisse jeder Person, auf welche Summe auch deren Lebensausgaben sich beschränken müssen. Man hat die jährlichen Ausgaben für eine Arbeiterfamilie, aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern bestehend, (in größeren Familien gibt es oft Nebenverdienst) geschätzt wie folgt:

Für Tee, Kaffee, Zucker und andere ausländische Produkte, auf welche die Regierung einen Zoll von 60 % erhebt, 60 Dollar;
Mehl, Fleisch und Butter 150 Dollar
Hausmiete 50 Dollar
Feuerung und Licht 30 Dollar
Gemüse 30 Dollar
Mich, Eier etc. 20 Dollar
Kleider, Möbel 60 Dollar
400 Dollars

Da diese Ausgaben fast sämtlich für Gegenstände gemacht werden, welche heimische Erzeugnisse sind, an denen Kleinhändler, Großhändler und Produzenten, besonders an Frachten für den Transport, ihren Nutzen gemacht haben, so bildet die Summe des Reinertrages dieses Nutzens den Beitrag dieser Familie zu dem Reichtum des Landes. Eine sorgfältige Berechnung ergibt 160 Dollars als das Durchschnittsmaß der Produktion und Konsumption einer Familie, und ist somit jede Person dem Lande jährlich 40 Dollar wert, welches, zu 5 % kapitalisiert, 800 Dollar als den durchschnittlichen Wert per Einwanderer ergibt.

Eine große Anzahl von Einwanderern, besonders aus dem nördlichen Europa, betreiben, ohne Verzug, Ackerbau auf eigene Rechnung, und es wäre wünschenswert, die aus dieser Arbeit entspringende Vermehrung des Reichtums unseres Landes zu bestimmen, welcher in Gestalt fruchtbarer Felder, der Wildnis entrissen, in Häusern und anderen Baulichkeiten, in Einfriedigungen des kultivierten Bodens und Vermehrung des Viehstandes besteht. Ohne zuverlässige andere Angaben, nehmen wir die Summe von 160 Dollars ebenfalls als den durchschnittlichen Jahresbeitrag einer Familie von 4 Personen, 40 Dollar per capita [pro Kopf], an, obgleich unzweifelhaft die eben stattfindende Volkszählung zeigen wird, welche ungeheure Vermehrung des nationalen Vermögens aus dieser Quelle allein entspringt. Da diese überdies der Erfolg freiwilligen Fleißes und selbstauferlegter Sparsamkeit ist, bleibt der Gewinn in de» Händen des Eingewanderten, welches auf diese Weise die höchste Art des National-Vermögens, einen kräftigen, sittlichen, intelligenten und unabhängigen Bauernstand, das Perpendiculum der gesamten Maschine, vermehrt. Die Mittel zur Feststellung der durchschnittlichen Produktion werden bald zu Gebote stehen. Man glaubt, dass die Statistik der Volkszählung von 1870, den Durchschnittswert alles liegenden und persönlichen Eigentums in den Vereinigten Staaten auf 800 Dollars per capita, und die jährliche Zunahme auf 5 pro Cent oder 40 Dollars, feststellen wird. Wenn auch das von eingewanderten Ausländern gehaltene Eigentum nicht 800 Dollar durchschnittlich ausmacht, so sieht man den jährlichen Gewinn doch als vollständig gleich an.

Aus den vorhergehenden Bemerkungen ergibt sich, dass zu dem Durchschnittsbetrage von 800 Dollars pro Kopf, die Einwanderung des Jahres 1870 eine Vermehrung des Nationalvermögens von 285 Millionen Dollars, und in den letzten 50 Jahren von 6.243.880.800 Dollar gebracht hat. Es bleibt jedoch unmöglich eine liberale Schätzung von dem Wert der Fremdgeborenen, welche einen geschulten Geist, verfeinerten Geschmack, Geschicklichkeit in der Kunst und hohen Erfindungsgeist unserem Lande zuführten, zu machen. In fast allen Lebenskreisen ist ihr Einfluss empfunden worden. In der furchtbaren Feuerprobe des Krieges, in den Bestrebungen des Friedens, in den Hallen der Gesetzgebung und dem Gelehrtenstande, haben die Adoptivsöhne Amerikas Auszeichnung errungen. Unter den vielen, welche unserem Lande während des letzten Krieges zeitige Hilfe leisteten, scheint es gewagt Namen zu nennen, es sei denn zur Bekräftigung obiger Aussagen. Im Jahr 1839 landete in New York, mit dem Dampfschiff „British Queen" von London, ein Schwedischer Auswanderer, Capitain Johann Ericsson. Wie hoch belief sich für unser Land der Wert dieses Mannes am 9. März 1862? Achthundert, achthunderttausend oder achthundert Millionen Dollars!

Die nachstehenden Tabellen enthalten Angaben über die Herkunft, Beschäftigung u. s. w. der in die Vereinigten Staaten bis zum 31. Dezember 1870 Eingewanderten.

a) Herkunft der Einwanderer.

Vor 1820 insgesamt 250.000
1820 bis 1870 1871
Großbritannien 3.857.850 143.934
Deutschland 2.368.483 107.934
Österreich 9.398 4.770
Schweden u. Norwegen 153.928 22.201
Frankreich 245.812 5.780
Schweiz 61.572 2.824
Dänemark 2.346
Belgien 17.278
Italien 2.927
Spanien 23.214
Portugal 4.695
Russland u. Polen 8.023 1.005
China 109.502
Holland 1.122
Von anderen Ländern 694.050 12.527
Insgesamt 7.803.865 346.938