Kauf- und Handelsleute.

Beschnittene und Unbeschnittene findet man hier in Menge und es ist zu bewundern, daß ihre beträchtliche Anzahl nach dem Verhältnisse, worin diese zu der Zahl der Curgäste und Fremden stehen, ihr Konto doch so finden, daß sie jährlich wiederkommen. Sie stelten theils im neuen herrschaftlichen Gebäude aus, theils auf dem sogenannten Kamp in neuerbaueten Buden, die ziemlich elegant ins Auge fallen und worin der Kauflustige, vielleicht über Erwarten, Befriedigung seiner Bedürfnisse findet. Ihnen anreihen lassen sich wohl ganz füglich die Ehrenmänner, welche neuen Zuwachs für geleerte Beutel schaffen und gegen christbiltige Provision und Procentchen die Bedrängten in ihre Gold- und Silberminen einführen, um eine lieblich eingehende, aber schwer verdauliche Ausbeute zu Tage zu fördern. Da diese mitleidigen Helfer in der Noth sich nicht so laut und mit vorhängender Firma aussprechen, wie jene Söhne des Merkurs, die mitunter auch zu ihrer Kaste gehören und wenn der Waarenhan-del nicht ergiebig genug seyn will, zum Geldhandel übergehen; so läßt sich von jenen nicht viel Bestimmtes sagen, aber ihr Savoir faire verräth sie doch nur zu bald. – Auch an Liebhabern zu Faustpfändern fehlt es hier ganz und gar nicht, so wie auch nicht an dienstfertigen Versatzmännern, wenn der Verpfänder selbst zu delikat seyn sollte, sich in hoher Person mit diesem doch immer etwas genierenden Gechäfte abzugeben. Daß es übrigens seliger auf Pfandgeben, als nehmen sey, dies bewahrheitet sich auch hier; möcht’ es nur nicht, wie gewöhnlich, gar zu sehr zum Nachtheil des Verpfänders seyn! - An Küchen-, Obst, Fisch- und Gemüsehändlern fehlt es in Doberan auch nicht, und man ist in dieser Hinsicht so wohl versorgt, wie nur irgend in einer solchen Anstalt, und wer sich selbst speisen lassen will, wird jeden Morgen seinen Bedarf leicht einkaufen können. Wie so ganz anders ist es in dieser das Faktotum, den Magen, so nah angehenden Sache in manchen namhaften Brunnenanstalten, wo einen oft der Wunsch anwandelt, daß doch die Steine Brod werden möchten!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sonntags - Leben in Doberan.