Was in Bädern nicht fehlen darf.

Unter dieser Aufschrift begreife ich die so vielfach benamten kleinen weiblichen Geschöpfe, die ihre thatenreiche Carriere mit einem in dulci jubilo anfangen, einem miserere mei! enden und, je schneller sie leben, desto früher als Ephemeren verschwinden. Auch diese gehören zu den nothwendigen Weltübeln, besonders da, wo man der Freude und dem Genusse auf allen Wegen nachjagt. Sie möglichst unschädlich machen, dies ist alles, was eine wachsame Polizei thun kann; sie exiliren, sobald sie selbst, oder ihre Agenten das Plünderungssystem einführen wollen, sey ihre heiligste Pflicht, damit ein transistorisches Amusement nicht in perennirendes Crevecoeur ausarten könne. Allgemein rühmt man der, besonders in diesem Jahre so vortrefflichen Doberaner Polizei diese löbliche Vorsorge nach, die der Bürgerkrone so werth ist. O daß ihr doch alle Polizeien und namentlich die einer gewissen Stadt glichen, über welche Einwohner und Fremde unisono bitterlich klagen, daß Venus vulgivaga legionenweise ihre Altäre frech darin erbaue, ihr tödtendes Gift allgemein verbreite und ihre Priesterinnen durch räuberische Begleiter die Straßen unsicher machen, und daß doch nichts zur Abhülfe geschehe.
Doch zurück zu jenen schönen Wucherinnen mit ihrem Pfunde, die sich zu Doberan und dessen reizenden Umgebungen reichlich genug aus den verschiedensten Gegenden Deutschland in allen Sorten und nach allen Abstufungen zu jeder Tageszeit auf allen Plätzen zeigen und ihre bona officia mit unbegränzter Gutmüthigkeit anbieten. Ihnen gesellen sich an den Sonntagen noch schaarenweise von Rostock, vielleicht auch aus andern benachbarten Städten Mecklenburgs her, eben so gutmüthige Seelchen, die in der Regel äußerst ramponirt am Tage darauf mit reicher Beute beladen in ihre Standquartiere zurückkehren und dort ihre Industrie fortsetzen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sonntags - Leben in Doberan.