Der Handschuhhändler.
Ein Handschuhhändler, welcher eine Kiste voll feine Handschuh aus Frankreich nach Deutschland bringen wollte, gebrauchte folgende List. Nämlich, es ist ein Gesetz an den französischen Zollstätten, dass, wer mit einer Ware hinüber oder herüber will, der muss angeben, „wie hoch schätzest du sie“, wegen dem Zoll. Schätzt er sie nun, dass es gehen und stehen mag, gut, so zahlt er den Zoll, so viel oder so wenig. Sieht aber der Zollgardist, dass der Kaufmann oder der Krämer seine Ware viel zu gering anschlägt, damit er nicht viel dafür entrichten muss, so darf der Zollgardist sagen: „Gut, ich gebe dir so viel dafür, ich geb’ dir auch zehn Prozent mehr“, so muss sich’s dann der Krämer gefallen lassen. Der Krämer bekommt das Geld, und der Zollgardist behaltet die Ware, die alsdann versteigert wird in Kolmar oder in Strassburg oder so. Solches ist listig ausgedacht, und man kann nichts dagegen sagen. Aber der Listigste findet seinen Meister.
Ein Kaufmann, welcher zwei Kisten voll Handschuh über den Rhein bringen wollte, verabredete zuerst etwas mit einem Freunde. Alsdann legte er in die erste Kiste lauter rechte Handschuhe, nämlich für die rechte Hand, je zwei und zwei, in die andere lauter linke. Die linken schmuggelte er bei Nacht und Nebel herüber. Siehst du nichts, merkst du nichts. Mit den andern kam er an der Zollstätte an. „Was habt Ihr in Eurer Kiste?“ „Pariser Handschuhe.“ „Wie hoch schlagt Ihr sie an?“ „Zweihundert Franken.“ Der Zollgardist betastete die Handschuhe; zart war das Leder, fest war es auch, fein die Naht, kurz sie waren 400 Franken wert zwischen Brüdern. „Ich gebe euch 220 Franken dafür, sagte der Zollgardist, „sie sind mein.“ Der Krämer sagt: „Sind sie Euer, so sind sie mein gewesen. Zehn Prozent sind auch Profit.“ Also nahm er 220 Franken und liess die Kiste im Stich. Freitags drauf in Speier im Kaufhaus, es war noch in der alten Zeit, kamen die Handschuhe zur Steigerung.
„Wer gibt mehr als zweihundert und zwanzig?“
Die Liebhaber besichtigten die Ware. „ Es scheint mir“, sagte der Freund des Krämers, „die linken seien etwas rar.“ „Parbleu“, sagte ein anderer, „es sind lauter rechte.“ Kein Mensch tat ein Gebot. „Wer gibt zweihundert?--hundertundfünfzig?--hundert?--Wer gibt achtzig?“--Kein Gebot. „Wisst ihr was“, sagte endlich der Freund des Krämers, „es kommen vielleicht viel Leute mit einzechten Armen aus dem Feld zurück.“ Es war Anno 13. „Ich geb sechzig Franken!“ sagte er. Wem zugeschlagen wurde, war er. Wer vor Zorn des Henkers hätte werden mögen, war der überrheinische Zollgardist. Der angestellte Käufer aber hat hernach die rechten Handschuhe ebenfalls über den Rhein geschmuggelt--siehst du nichts, merkst du nichts, und hat sie in Waldangelloch mit seinem Freund wieder zusammensepariert, je einen linken und einen rechten, und haben sie in Frankfurt auf der Messe für ein teures Geld verkauft. An dem Zollgardist aber hat der Krämer gewonnen: einhundertundvierzig Franken und den Zoll. Item, wie sagt die Schrift? „Ich wusste nichts von der Lust, so das Gesetz nicht hätte gesagt: lass dich nicht gelüsten!“
Ein Kaufmann, welcher zwei Kisten voll Handschuh über den Rhein bringen wollte, verabredete zuerst etwas mit einem Freunde. Alsdann legte er in die erste Kiste lauter rechte Handschuhe, nämlich für die rechte Hand, je zwei und zwei, in die andere lauter linke. Die linken schmuggelte er bei Nacht und Nebel herüber. Siehst du nichts, merkst du nichts. Mit den andern kam er an der Zollstätte an. „Was habt Ihr in Eurer Kiste?“ „Pariser Handschuhe.“ „Wie hoch schlagt Ihr sie an?“ „Zweihundert Franken.“ Der Zollgardist betastete die Handschuhe; zart war das Leder, fest war es auch, fein die Naht, kurz sie waren 400 Franken wert zwischen Brüdern. „Ich gebe euch 220 Franken dafür, sagte der Zollgardist, „sie sind mein.“ Der Krämer sagt: „Sind sie Euer, so sind sie mein gewesen. Zehn Prozent sind auch Profit.“ Also nahm er 220 Franken und liess die Kiste im Stich. Freitags drauf in Speier im Kaufhaus, es war noch in der alten Zeit, kamen die Handschuhe zur Steigerung.
„Wer gibt mehr als zweihundert und zwanzig?“
Die Liebhaber besichtigten die Ware. „ Es scheint mir“, sagte der Freund des Krämers, „die linken seien etwas rar.“ „Parbleu“, sagte ein anderer, „es sind lauter rechte.“ Kein Mensch tat ein Gebot. „Wer gibt zweihundert?--hundertundfünfzig?--hundert?--Wer gibt achtzig?“--Kein Gebot. „Wisst ihr was“, sagte endlich der Freund des Krämers, „es kommen vielleicht viel Leute mit einzechten Armen aus dem Feld zurück.“ Es war Anno 13. „Ich geb sechzig Franken!“ sagte er. Wem zugeschlagen wurde, war er. Wer vor Zorn des Henkers hätte werden mögen, war der überrheinische Zollgardist. Der angestellte Käufer aber hat hernach die rechten Handschuhe ebenfalls über den Rhein geschmuggelt--siehst du nichts, merkst du nichts, und hat sie in Waldangelloch mit seinem Freund wieder zusammensepariert, je einen linken und einen rechten, und haben sie in Frankfurt auf der Messe für ein teures Geld verkauft. An dem Zollgardist aber hat der Krämer gewonnen: einhundertundvierzig Franken und den Zoll. Item, wie sagt die Schrift? „Ich wusste nichts von der Lust, so das Gesetz nicht hätte gesagt: lass dich nicht gelüsten!“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 1