Artemon Sergiewitsch Matwejeff, ein russischer Bojar in der letzten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts, war wegen seiner Weisheit und Redlichkeit der Günstling des Czars Alexei Michailowitsch ...

Artemon Sergiewitsch Matwejeff, ein russischer Bojar in der letzten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts, war wegen seiner Weisheit und Redlichkeit der Günstling des Czars Alexei Michailowitsch und zugleich auch der Liebling des Volks, wegen seiner Menschenfreundlichkeit und Wohlthätigkeit.

Er war Gouverneur mehrerer Provinzen, Großsiegelbewahrer, Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Oberrichter der Strelitzen. In seinem Hause war die Czarin Natalia Kirilowna Narischkin, die Mutter Peter des Großen, erzogen worden.


Er besaß bloß ein kleines Haus in Moskwa, auf derselben Stelle, wo er nachher ein großes steinernes Gebäude aufbauen ließ, das in der Folge der fürstlichen Familie Metschtocherky gehört hat. Der Czar hatte ihn oft daran erinnert, sich einen steinernen Palast aufrichten zu lassen, er war aber immer diesem Antrage ausgewichen. Endlich erklärte der Czar, daß er ihm selbst einen solchen Palast bauen lassen wolle.

,,Dessen bedarf es nicht, versetzte Matwejeff: ,,ich habe schon selbst Anstalten zum Bau getroffen;“ und er befahl nun, die Baunmterialien herbei zu schaffen. Man fand aber damals in Moskwa nicht Steine genug, um einen festen Grund zu legen. Sehr bald verbreitete sich das Gerücht, der Bojar Matwejeff möchte sich gern ein Haus bauen, er könne es aber nicht. Bewerkstelligen, weil es ihm an Steinen zu dessen Grunde fehle. Die Strelitzen und das Volk versammelten sich und berathschlagten. Nach dieser Berathschlagung sandten sie Abgeordnete zu Matwejeff. Diese sprachen:
Die Strelitzen und das Volk haben erfahren, daß Du Steine zur Grundlage Deines Hauses bedarfst, und so grüßen sie Dich und bitten Dich, diese Steine als ein Geschenk von ihnen anzunehmen.

,,Lieben Freunde!“ versetzte Matwejeff, ,,ich danke für euer Geschenk, dessen ich nicht bedarf, aber wenn Ihr Steine habt, so verkauft sie mir, ich bin reich, und kann schon dafür bezahlen.“

Die Abgeordneten antworteten: ,,Das kannst Du nicht. Denn, die uns geschickt haben, sind die Steine für keinen Preis feil, aber freudig wollen sie solche ihrem Wohlthäter als ein Geschenk darbringen, und bitten Dich, es nicht zu verschmähen.“

Lange währte es, ehe sich Matwejeff dazu entschließen konnte; endlich willigte er ein. Wie groß war aber sein Erstaunen, als er am nächsten Morgen seinen Hof ganz mit Grabsteinen angefüllt sah.

Die Abgeordneten stellten sich wieder ein und sagten zu ihm:

,,Wir haben diese Steine von den Gräbern unsrer Väter und Kinder genommen, und deswegen würden wir sie um keinen Preis verkauft haben; aber dem Manne, der so viel für uns gethan hat, machen wir gern ein Geschenk mit dem, was wir so hoch verehren.“

Matwejeff bat sie zu warten und ging zum Czar, um diesem den sonderbaren Vorfall zu melden.

„Nimm die Steine,“ sagte der Czar. „Das Volk muß Dich aufrichtig lieben, wenn es die Gräber seiner Vorfahren und seiner Geliebten um Deinetwillen beraubt; ich selbst würde mich glücklich fühlen, mein Freund, wenn mir mein Volk ein solches Geschenk machte.“

Matwejeff kehrte heim und nahm die Steine. Seite 16 und 17 fehlen.