80. Der Stein vor der Kirche zu Gingst.

Auf dem Marktplatze zu Gingst vor der Kirche liegt ein großer Stein. Von demselben geht die Sage, dass er zum Andenken an einen auf dieser Stelle begangenen Mord errichtet worden sei. Vor ungefähr zweihundert Jahren nämlich erschlug dort ein in der Gingster Gemeinde eingepfarrter Edelmann den eigenen Prediger. Zur Strafe dafür verlor der Flecken Gingst, der bereits Marktgerechtigkeit hatte, diese seine Gerechtsame, und erst im Anfänge des 19. Jahrhunderts wurde ihm dieselbe von neuem verliehen.

Mündlich aus Gingst. — Der erschlagene Prediger hieß Laurentius Krintze, der Mörder Sambur Pretz. Die Bluttat ist auf dem Kirchhofe ausgeführt und zur Erinnerung daran ursprünglich ein Steinkreuz aufgerichtet worden, welches aber um das Jahr 1700 herum „durch ruchlose Bauern-Knechte“, welche ein Fuder Sträucher über den Kirchhof fahren wollten, umgeworfen und unten ab, auch in der Mitte entzweigebrochen wurde (I. G. Buschmann: Schluss der letzten Predigt usw. (1729)).