79. Der Mägdesprung auf dem Rugard. II

Ein Höfling der Fürstenburg traf einst eine schöne Hirtin, ihre Herde nahe am Rugard weidend, an und suchte sie seinen Wünschen geneigt zu machen. Das Mädchen entflieht. Im Begriff, über den Hohlweg auf einen an der entgegengesetzten Seite liegenden Stein zu springen, ruft ihr der schon ganz nahe Verfolger zu, ebenso unmöglich ihres Fußes Spur sich dem Steine eindrücken oder sie mit ihrer Peitsche eine Vertiefung in den Stein hauen könne, ebenso unmöglich sei es, dass sie ihm entkommen könne. Das Mädchen springt und haut im Sprunge mit der Peitsche auf den Stein, und siehe, des Mädchens Fußspur ist dem Steine eingedrückt, der Peitschenhieb hat eine Vertiefung im Steine hervorgebracht — und das Mädchen entgeht ihrem Verfolger.

R. S(chneide)r: Reisegesellschafter durch Rügen S. 30 f.— Vgl. Pröhle: Deutsche Sagen, Berlin 1863, S. 99. — Über Steine mit Fußtapfen vgl. Köhler im Correspondenzbl. der dt. Ges. für Anthrop. XXII. (1896) S. 55 und Treichel in den Verh. der Berl. Ges. für Anthrop. 1897 S. 68 ff.