79. Der Mägdesprung auf dem Rugard. I

Auf dem Rugard bei Bergen sieht man einen Stein, in welchem ganz deutlich die Spuren eines Frauenfußes und eines Peitschenschlages abgebildet sind. Diese Spuren sind auf folgende Weise entstanden: Auf dem Rugard war einst ein Junker, der ein großer und frecher Mädchenjäger war. Der traf einmal bei diesem Stein eine Jungfrau, die er mit seinen falschen Liebesschwüren bestürmte, so dass sie sich seiner kaum erwehren konnte. Als die nun zuletzt gar keinen Ausweg mehr sah, ihm zu entkommen, da sprang sie in ihrer Angst von dem Stein, auf welchem sie stand, hinunter in die Tiefe des Tales hinein, worüber der Junker so zornig wurde, dass er mit seiner Reitgerte auf den Stein schlug. Da war es denn wunderbar, nicht nur, dass die Jungfrau unversehrt unten im Tale angekommen war, sondern auch, dass sich die Spur ihres Fußes und des Peitschenschlages im Steine abgedrückt hatte.

Temme Nr. 194.