74. Der Riesenstein bei Nadelitz.

Bei dem Dorfe Nadelitz, zur Rechten des Weges, welcher nach Posewald führt, liegt ein ungeheurer Stein, der Riesenstein geheißen; über den gibt es folgende Sage. Einst lebte auf Rügen ein furchtbarer Riese, der hatte schon mehrmals mit Ärger gesehen, dass dem Christengott zu Vilmnitz, eine halbe Meile von Putbus, eine Kirche erbaut ward, und da hatte er bei sich gesprochen: „Lass die Würmer ihren Ameisenhaufen nur aufbauen; den werfe ich nieder, wenn er fertig ist.“ Als nun die Kirche fertig und der Turm aufgeführt war, nahm der Riese einen gewaltigen Stein, stellte sich auf dem Putbusser Tannenberge hin und schleuderte ihn mit so ungeheurer Gewalt, dass der Stein wohl eine Viertelmeile über die Kirche wegflog und bei Nadelitz niederfiel, wo er noch diesen Tag liegt. Andere erzählen, der Riese habe bei Altefähre gestanden, als er mit dem Steine nach dem Turme warf.

Arndt: Märchen und Jugenderinnerungen I S. 156 f. — Nach mündlicher Überlieferung warf der Riese anfangs kleinere Steine, welche bis Lonvitz flogen und dort niederfielen; erst zuletzt ergriff er den großen Block, welchen er bis Nadelitz schleuderte. — Nach einer anderen Fassung der Sage wurde der Stein von einer Riesin geschleudert, deren Finger oder Fingerspitzen nebst einer Kaffeekanne man noch jetzt in dem Stein abgedrückt sehen kann. Unter dem Stein soll ein großer Schatz verborgen liegen.