75. Die Siegsteine bei Stresow.

Am Fuße der Stresower Hügel stehen in einer Ebene mehrere Gruppen von Steinkegeln, welche heutzutage freilich arg zerstört sind. Diese Steine heißen Siegsteine oder, wie der Volksmund sagt, „de Zägensteen“. — Die Putbusser sollen an dieser Stelle einst einen heftigen Kampf mit den Mönchgutern bestanden haben, und nach dem Kampfe soll die siegende Partei diese Steine errichtet haben. Andere wollen, dass die Riesenweiber, welche den Siegern Beistand geleistet hatten, die Siegsteine dahin gebracht hätten.

Die Veranlassung zu dem Kampfe war eine uralte. Denn die Putbusser und Mönchguter lagen von jeher mit einander in Zwist und Hader. Aus jener Zeit soll auch der Name „Pooken“ herstammen, womit die Putbusser ihre Feinde spottweise belegten und womit die Mönchguter bis auf den heutigen Tag bezeichnet werden. Dieselben bedienten sich nämlich im Kampfe langer scharfer Messer, welche Pooken hießen. Auf der anderen Seite benannten die Mönchguter ihre Gegner mit dem Schimpfnamen „de Kollen“, da die Putbusser mit Kollen d. i. Streitkolben bewaffnet waren. Auch dieser Name ist geblieben, indem die Mönchguter alle Rügianer, welche nicht auf ihrer Halbinsel geboren sind, mit diesem Worte bezeichnen.


Nach Grümbke: Darstellungen II S. 78 und 233 f. — „Kollhof“ begegnet zweimal als Ortsname auf Rügen; allerdings sind die beiden Ortschaften bereits eingegangen; die eine lag im Ksp. Bergen, die andere im Ksp. Trent. — In einer anderen Fassung der Sage werden die Gegner der Mönchguter „die Piken“ genannt, weil sie mit langen Piken bewaffnet waren. — Ähnlich wie hier das Wort Pooken, wird auch der Name der Sachsen — nach einer alten, schon von Widukind von Korvei überlieferten Deutung — auf die von ihnen im Kampfe geführten großen Messer, die sahs hießen, zurückgeführt. Dieser Name ist uralt, da sahs (dem lat. saxum entsprechend) ursprünglich eine steinerne Waffe zum Hauen, also ein Steinbeil bezeichnet hat. Vgl. Wuttke: Sächsische Volkskunde, Dresden 1900, S. 4.