69. Der Dubberwort. II

Eins der merkwürdigsten und größten Hünengräber der Insel Rügen ist der südöstlich von Sagard gelegene Dubberwort, welcher wegen seiner Höhe und seiner freien Lage einen imposanten Ausblick über die ganze Umgegend gewährt. Über die Entstehung dieses Grabhügels ist eine Sage in Umlauf, welche sich durch ihr hohes Alter aus. zeichnet.

Vor undenklichen Zeiten hauste auf Jasmund eine mächtige Riesin, unter deren Botmäßigkeit dieses Ländchen stand und welche sich einem Fürsten von Rügen zur Gemahlin antragen ließ, entweder, weil sie Neigung zu ihm hatte oder um durch solche Verbindung ihre Macht zu erweitern. Dieser aber schlug die ungeheure Ehre aus. Erbittert darüber, drohte die Riesin, Gewalt zu gebrauchen, um sich wegen des erlittenen Schimpfes zu rächen. Sie berief ihre Kriegsleute zusammen, und um diese schnell über das schmale Wasser des Jasmunder Boddens bei der Lietzower Fähre nach Rügen hinüberzubringen, beschloss sie, die Meerenge mit Sand auszufüllen, und legte selbst Hand ans Werk.


Allein schon der erste Versuch lief unglücklich ab. Denn kaum war sie mit der ersten Ladung bis Sagard gekommen, als der Sack oder, wie andere sagen, die Schürze, in welcher sie die Erde trug, zerriss und eine große Masse von Steinen und Erde herausfiel, woraus denn der Dubberwort entstanden ist. Als sie mit dem Reste bei der Lietzower Fähre anlangte, riss das Loch in der Schürze noch weiter, und die verschüttete Masse bildete die Sandhügel bei der Fähre.

Die Riesin, welche dies als eine böse Vorbedeutung ansah, wurde mutlos und gab ihren Plan auf.

Mündlich und nach Grümbke: Darstellungen II S. 238 f.