57. Ein Bauer gewinnt die von den Zwergen geraubte Schwester wieder.

Einem Bauern in Rambin raubten die Zwerge die Schwester. Deshalb passte er den kleinen Leuten des Abends auf, und nachdem er mehrere Abende vergeblich gewartet hatte, gelang es ihm schließlich, einem von ihnen seine Mütze fortzunehmen. Der Beraubte war zufällig der König der Zwerge. Als dieser seinen Verlust bemerkte, kam er zu dem Bauern und bat und flehte um Rückgabe der geraubten Mütze. Aber der Bauer blieb unerbittlich. Da bot ihm der Zwerg unermessliche Schätze an, mehr als alle Könige der Erde besäßen; aber auch dies schlug der Bauer ab, indem er sagte, er würde die Zwergmütze nur unter der einen Bedingung zurückgeben, dass ihm die Schwester wieder ausgeliefert würde. Das aber konnte der Zwergkönig nicht versprechen, da er nicht allein darüber zu bestimmen hatte. Aber er wusste den Bauer zu überreden, dass er mit ihm in das Reich der Zwerge hinabstieg. Als der Bauer dort unten ankam, erhielt er goldene Kleider und durfte seine Schwester begrüßen, die die Zwerge zur Königin gemacht hatten. Dann aber ließ er alle Zwerge zu einer Versammlung berufen, und nun erhielt er die Erlaubnis, gegen Rückgabe der Zwergmütze seine Schwester wieder mit auf die Oberwelt nehmen zu dürfen. Keiner war froher als der Bauer, und sogleich kehrte er mit seiner Schwester in die Heimat zurück. Aber fast hätten sie dieselbe nicht wiedererkannt: es waren lauter fremde Menschen, die ihnen entgegenkamen, und die Häuser und Scheunen und Ställe sahen zum großen Teil ganz anders aus, als wie sie sie verlassen hatten. Bald sollten sie die Lösung des Rätsels erfahren. Der Bauer glaubte, er sei nur eine Nacht im Reiche der Zwerge gewesen; so schnell war ihm die Zeit vergangen. In Wirklichkeit aber war er, wie sich später herausstellte, hundert Jahre abwesend gewesen, und in dieser Zeit hatte sich natürlich auf der Erde gar manches verändert.

Aus Putbus mitgeteilt von O. Haas.