35. Puk schafft Esswaren herbei.

Eines Abends zu später Stunde klopfte ein Handwerksbursche bei einer Frau in Lauterbach an die Tür und bat um ein Stück Brot und Quartier für die Nacht. Die Frau wies ihn mit harten Worten ab. Da sich der Handwerksbursche nun aber vor Müdigkeit nicht weiterschleppen konnte, schlich er sich unbemerkt auf den Heuboden, um wenigstens ein bequemes Nachtlager zu haben. Der Heuboden befand sich gerade über der Wohnstube der Frau, und da die Decke, welche die beiden Räume voneinander trennte, sehr undicht war, so konnte der Handwerksbursche durch zahlreiche Spalten und Ritzen alle Vorgänge unten in der Stube wahrnehmen. Kurz vor der Mitternachtsstunde bemerkte er, wie die Frau verschiedene Tonnen und Kisten vom Flur in die Stube schaffte; alle waren leer. Als es zwölf Uhr schlug, trat ein Puk in Gestalt eines kleinen Männleins ins Zimmer. Sobald er eingetreten war, rief er der Frau zu: Dat kiekt! Dat kiekt! Schon glaubte sich der Handwerksbursche entdeckt, aber zu seinem Glücke beruhigte die Frau den Puk, indem sie sagte, es sei niemand im Hause, also könne auch niemand sehen. Darauf erteilte sie dem Puk den Auftrag, die leeren Gefäße mit Esswaren zu füllen. Der Puk kam dem Auftrage nach, und in kurzer Zeit waren Tonnen und Kisten mit Brot, Butter, Speck, Wurst, Grütze, Mehl und anderen schönen Sachen angefüllt. Um ein Uhr verschwand der Puk, und nun begab sich auch die Frau zur Ruhe. Der Handwerksbursche schlich sich erst am anderen Morgen aus dem Hause fort.

Mitgeteilt von O. Haas.