27. Ein Schiffsjunge bewirkt eine schnelle Schifffahrt.

Ein Schiffer war unterwegs auf See. Zu Hause sollte gerade sein jüngstes Söhnchen getauft werden, und weil er nicht dabei sein konnte, so war er recht verdrießlicher Stimmung. Der Junge, welcher mit auf dem Schiffe war, hatte unter der schlechten Laune des Schiffers schwer zu leiden; endlich aber fasste er sich ein Herz und fragte; „Schipper, wat fehlt Di?“ Der erwiderte barschen Tones: „Jh, Jung, wat geht Di 't an; du kannst mi jo doch nich helpen.“ Der Junge aber sprach: „Dat kem dor doch noch up an, ob ick nich helpen künn. Irst öwer möt ick weten, wuran dat dat liggt.“ Da erzählte der Schiffer, bei ihm zu Hause sei Kindtaufe, und er könne nicht dabei sein, da ihm der Wind seit acht Tagen beständig entgegen sei. „Na, wenn't wieder nicks is,“ versetzte der Junge, „dat willen wi woll kriegen!“ Alsbald zog er seine Jacke aus und warf sie über Bord. Kaum aber war das geschehen, so schlug der Wind plötzlich um und kam dem Schiffe von hinten in die Segel, dass es ging, wie mit dem Flitzbogen geschossen. Und das merkwürdigste dabei war, dass alle anderen Schiffe, welche unterwegs sichtbar wurden, entgegengesetzten Wind hatten und viel langsamer fuhren, während der Schiffer und der Junge dahinfuhren, dass ihnen die Haare auf dem Kopfe nur so wehten. Sie kamen denn auch so rechtzeitig im Hafen an, dass der Schiffer noch an der Taufe seines Sohnes teilnehmen konnte. Den Jungen aber entließ er aus dem Dienste, sobald er an Land gekommen war; denn er sah ein, dass es bei ihm nicht mit rechten Dingen zuging.

Mündlich aus Neuenkirchen.