25. Die versteckten Pferdezäume.

Auf einem rügenschen Gute war ein Kutscher, der sein Geschäft außerordentlich gut verstand. War er mit seinem Herrn zu irgendeiner Gesellschaft gefahren und die Kutscher bekamen Ordre anzuspannen, so war er immer der erste vor der Tür. Dadurch erregte er natürlich den Neid der anderen Kutscher, und eines Tages beschlossen dieselben, ihm einen Streich zu spielen. Das nächste Mal, als sie wieder zusammen waren, versteckten sie die Zäume von Johanns Pferden. Als nun Ordre kam anzuspannen, vermisste Johann sogleich seine Zäume. Als er aber die schadenfrohen Gesichter der anderen Kutscher sah, merkte er sogleich, „was die Glocke geschlagen hatte.“ Er suchte daher nicht erst lange nach den Zäumen, sondern schirrte seine Pferde schnell auf und war, wie immer, der erste vor der Tür. Als sein Herr eingestiegen war, fuhr er lustig ohne Zäume nach Hause. Als er seine Pferde in den Stall gebracht hatte, riegelte er diesen hinter sich zu und fing an, seine Pferde furchtbar mit der Peitsche zu bearbeiten; diese schienen es jedoch gar nicht zu fühlen.

Am andern Morgen bekam Johann Befehl anzuspannen; da ging er zu seinem Herrn, erzählte ihm den ganzen Vorfall vom vergangenen Abend und bat ihn, noch eine halbe Stunde zu warten, dann würden die Zäume zurückkommen. Damit war der Herr einverstanden; und wirklich, kaum war eine halbe Stunde verflossen, so kam ein junger Kutscher, welcher die Zäume versteckt hatte, atemlos auf den Hof gerannt, beide Zäume auf dem Arm tragend. Schon von weitem bat er unter kläglichem Gewinsel, Johann möge doch aufhören zu schlagen; er habe die ganze Nacht hindurch Schläge bekommen und könne es vor Schmerz nicht mehr aushalten. Es waren nämlich alle die Hiebe, welche die Pferde bekommen hatten, auf den Rücken des Kutschers gefallen. Als Johann seine Zäume wiederhatte, ließ er denn auch Gnade vor Recht gehen und hörte auf zu prügeln.


Mitgeteilt aus Gingst.