20. September. Allein mit dem Platzbedienten ausgegangen.

20. September. Allein mit dem Platzbedienten ausgegangen. Pferde genommen und den Ritt um die äußern Mauern von Konstantinopel gemacht, womit wir in zwei Stunden zu Ende waren. Genau genommen, war mir diese Tour das Liebste, was ich in Konstantinopel bis jetzt mitgemacht habe. Die Türme und dreifachen Mauern, verfallen und mit Epheu umwachsen, militärisch vielleicht lächerlich, aber malerisch einer der schönsten Gegenstände. Auch das rechts der Straße liegende Land sehr hübsch. Ungeheuer die Zahl der Feigenbäume, die in den Gräben wachsen. Den Schluß macht das Schloß der sieben Türme. In der Nähe betrachtet, scheint es unbedeutend, von der Ferne aber tritt erst das Innere auch heraus, und dann ist der Eindruck schon, aber keineswegs grauenhaft, wie man vorauszusetzen geneigt ist. In die Stadt zurück. Auf den Turm vor dem Hause des Seraskiers gestiegen. Eine schönere Aussicht läßt sich nicht denken. Unter sich die ungeheure Stadt, an die sich, durch Meerarme getrennt, Skutari und Pera als Vorstädte anschließen. Zwischen den bunten Häusern, die sich in der Entfernung gut ausnehmen, die stattlichen Moscheen, von ganz anderer Wirkung als unsere kleinlichen oder gotisch angeschmauchten Kirchen. Von der einen Seite der schön umgebene Bosporus, von der andern das Meer von Marmara, über die Prinzeninseln hinaus sich in der Ferne verlierend, und ganz im Weiten noch einmal über die Hügel herausleuchtend. Ich habe heute meinen schönsten Tag in Konstantinopel gehabt. Schon weil ich –

O Pera, Pera, türkisches Krähwinkel!
Mit Bürgermeister Staar und seiner Frauen Dünkel.