Montag, 23. Halber Feiertag, als ehemaliger Pfingst-, hier White Monday. Ging in die Westminster-Abbey, ...

Montag, 23. Halber Feiertag, als ehemaliger Pfingst-, hier White Monday. Ging in die Westminster-Abbey, die heute offen steht, heißt das, gegen Bezahlung. Herrliches Innere. Im Stil von Notre Dame, aber schöner, höchstens mit St. Denis zu vergleichen. Alle Kapellen, alle Monumente besehen, erstere vom Führer gejagt, letztere nach Herzenslust. Kaum ist eines dieser Denkmäler schön zu nennen, aber alle zusammen, was machen sie für einen Eindruck! Und das ist nicht tot, wie die Geschichte Deutschlands, sondern lebt im gegenwärtigen Leben, in noch bestehenden Institutionen. Wahrlich, dies Land hat eine Geschichte, wir haben nur Kuriositäten und Begebenheiten. Shakespeares Denkmal eins der schlechtesten.

Abends spielte Macready den Macbeth. Ich ging hin. Es war aber der Feiertagspöbel da, der einen solchen Lärm machte, daß ich nicht ein Wort verstehen konnte. Die Hexen von Männern dargestellt. Ihre Scenen gesungen, zu welchem Ende ganze Chöre von männlichen und weiblichen Hexen zu Hilfe genommen wurden. Der Unsinn, der daraus entstand, kümmerte die Leute wenig. Die Komposition übrigens gut. Die Scene mit Banquos Geist anders genommen als bei uns. Der König sitzt, abgesondert von den Gästen, auf einem Stuhl in der Mitte der Bühne. Wenn er aufsteht, kommt Banquo in seiner gewöhnlichen Kleidung aus der Kulisse und setzt sich. Das macht um so weniger Eindruck, als man seinen Tod nicht gesehen hat und der Mord hinter der Scene vorgeht. Wer steht dafür, daß es wirklich ein Verstorbener ist? Das zweite Mal kommt er von der entgegengesetzten Seite, und da ist sein Erscheinen völlig wirksam, da man aus dem frühern Benehmen Macbeths nun weiß, mit was für einem Gast man zu thun hat. Ich wäre unbedingt für die hiesige Darstellungsart, wenn Banquos Ermordung dem Zuschauer sichtbar vor sich ginge.