11. April. Montag morgens hätte gern manches aufgeschrieben, konnte aber lange weder Tinte noch Papier erhalten. ...

11. April. Montag morgens hätte gern manches aufgeschrieben, konnte aber lange weder Tinte noch Papier erhalten. Brief an Katty. Dann ausgegangen, um Börne aufzusuchen, der Rue Lafitte Nr. 44 wohnen soll. Im selben Hause wohnt Herz' Schwester, Mad. Neuwall, an die ich einen Brief hatte. Börne, erfuhr ich, ist aufs Land nach Auteuil. Daher bloß meinen Brief abgegeben. Eine Einladung zum Mittagsessen für Donnerstag erhalten, wo auch Börne gebeten werden wird. Aus dem Hause tretend, bleibt ein Vorübergehender stehen und sieht mich starr an. Ruft fragend meinen Namen aus, gibt mir die Hand. Ich erkenne ihn nicht. Es ist Mr. Brant, ein Engländer, den ich vor Jahren in Wien kennen gelernt. Ein angenehmer Mann, der sehr gut deutsch spricht. Nun ist für alles gesorgt. Er verspricht, mich in Paris herumzuführen, und da er hört, daß ich später nach London gehe, und es mit meiner Kenntnis des Englischen schlecht steht, verspricht er, mir auch darin unter die Arme zu greifen. Wir machen gleich einen guten Anfang, streichen in den Tuilerien herum, gehen zum Louvre, dann zurück bis gegen die elysäischen Felder. Endlich führt er mich zum Essen ins Palais royal, wo bei den deux frères für zwei Franken eine halbe Flasche Wein, Brot, Suppe und vier Gerichte nach Auswahl zu haben sind, nicht aufs beste, aber doch noch immer gut genug für mäßig wünschende Leute. Mit einer englischen Familie von Brants Bekanntschaft gespeist. Da sie immerfort englisch zwitscherten, wendete ich mich endlich auch mit einer Frage in derselben Sprache an meine Nachbarin, eine der Töchter. Diese gab mir ganz kurz keine Antwort. Ich glaubte, sie hätte mich nicht verstanden, als Mr. Brant sich an den alten Engländer wandte und ihm meine Befürchtung mitteilte, in England nicht verstanden zu werden, was der Mann unter vielen Beteuerungen für ungegründet erklärte. Die Miß hatte daher nur für gut befunden, mir ganz einfach nicht zu antworten.

Nach Tisch mit Brant ins Gymnase dramatique, wo man drei Stücke gab, wovon zwei, jedes von zwei Akten. Ich bewunderte das gute Spiel der Schauspieler in den beiden ersten, L'interérieur d'un Bureau und Chut! von Scribe, glaube ich; konnte aber, weil man gar zu rasch sprach, vieles nicht verstehen. Ganz entzückt aber war ich über das letzte Stück: Le gamin de Paris. Daß Bouffé ein vortrefflicher Komiker ist, der den gamin sowohl in den Gassenbübereien mit unübertrefflicher Laune, als in den ernsthaften Scenen höchst wirksam spielt, findet man allenfalls noch in der Ordnung, daß aber auch die Untergeordneten, namentlich Terville den General u. s. w. vortrefflich, daß überhaupt niemand da schlecht spielt: das erregt gerechtes Erstaunen.