Vorbereitung für die Reise

Die gewählten Ziele für meine diesjährige Dampfschifffahrt waren: Bangkok, Batavia, Herbertshöhe, Sydney, Melbourne, Hobart, Adelaide, Fremantle und Colombo, um die genannten Städte und, insoweit als möglich, auch die angrenzenden Länder kennen zu lernen.

Bezüglich des Zeitraumes für die Reise war einerseits maßgebend, dass dieselbe des eintretenden Monsuns und der entsetzlichen Hitze halber nicht weit über den Monat Mai ausgedehnt werden könne, und andererseits, dass im Hinblick auf die zeitraubende Dampfschifffahrt für die ganze Reise wenigstens sieben Monate nötig sein werden, und somit war es festgestellt, die Reise Ende Oktober oder anfangs November anzutreten. Auf die an das Weltreise-Büro Cook and Son gestellte Bitte, mir einen entsprechenden Antrag zu machen, erhielt ich einige Antworten, welche mich aber in Hinsicht auf die beantragte Richtung nicht ganz zufrieden stellten, und so entschloss ich mich, meinen Reiseplan selbst auszuarbeiten.


Hierzu waren vorerst die Schiffsgesellschaften zu erforschen, welche in den gewählten Richtungen verkehren, und dann war die richtige Wahl zu treffen.

Insoweit ich mir die Informationen hier verschaffen konnte, ersah ich, dass die meisten Dampfer von Europa über Colombo direkt nach Australien fahren und die von mir gewählte Linie längs der Sundainseln vermeiden. Die dort verkehrenden Schiffe der holländischen Gesellschaften „Nederland“ und „Rotterdam-Lloyd" fahren aber nur bis zu kleinen Orten der holländischen Niederlassung auf der Insel Neu-Guinea vor und kehren von dort wieder zurück. Die Schiffe dieser zwei Gesellschaften konnte ich also nicht benutzen. Der Norddeutsche Lloyd lässt wohl einige Dampfer von Singapore über Batavia und Deutsch-Neu-Guinea nach Sydney fahren, aber dies erfolgt nur alle sechs Wochen einmal, und es waren in der Information die Zeitpunkte dieser Fahrten nicht angegeben. Um nun bessere Aufklärungen über die Dampfschifffahrten in jener Zone zu erhalten, richtete ich schriftlich an die betreffenden Konsulate die Bitte, mir solche zu geben. Von den darauf empfangenen Antworten brachte nur jene des Konsulates in Melbourne etwas ausführlichere Angaben durch die Zusendung der Informations-Handbücher der British-India- und der West-Australien-Dampfschifffahrts-Gesellschaften.

Aus diesen entnahm ich, dass die erstgenannte dieser beiden Gesellschaften alle drei bis vier Wochen ein Schiff von Batavia an Neu-Guinea vorbei nach Brisbane nördlich von Sydney, und dass die zweite Gesellschaft alle 14 Tage einen Dampfer von Fremantle an der Westküste von Australien nach Singapore fahren lässt.

Zur Feststellung des Planes waren aber außer den Fahrlinien und den Zeitpunkten auch noch die Fahrpreise in Erwägung zu ziehen, weil die Preise der Fahrkarten je nach der Gesellschaft oder der Fahrlinie bis zum vierfachen Betrag voneinander differieren. Zu diesem Zwecke stellte ich die nachfolgende Tabelle zusammen, aus welcher die Fahrgeschwindigkeiten und die Fahrpreise der verschiedenen Dampfschifffahrts-Gesellschaften zu entnehmen sind.

Aus dem Vergleiche dieser Zahlen ergibt sich, dass die Schiffe der französischen Gesellschaft „Messagerie maritime" zwar die größte Fahrgeschwindigkeit haben, aber auch unverhältnismäßig hohe Preise stellen. Dabei lassen sie an Reinhaltung und Verpflegung gar manches zu wünschen übrig, wie ich bei meinen zwei Fahrten auf Schiffen dieser Gesellschaft erfahren habe. In meinem Buche „Reise nach Japan" habe ich eingehend darüber gesprochen. Die Dampfer des Norddeutschen Lloyd auf ihren Hauptfahrlinien und die Dampfer der englischen Gesellschaft P. and O. fahren wohl um ein Vierteil geschwinder als die Schiffe des österreichischen Lloyd, haben aber auch einen mehr als vierfach höheren Fahrkartenpreis. Die Gesellschaften bieten jedoch den Passagieren auf ihren Schiffen nicht so bedeutend mehr an Bequemlichkeit oder an Verpflegung, dass diese Vorteile die bezeichneten Preissteigerungen begründen würden.

Was nun die Dampfer des Norddeutschen Lloyd auf den Nebenlinien anbelangt, so haben sie mehrere Routen, auf denen die Gesellschaft nur die Hälfte, und eine Route, auf der sie nur ein Vierteil des Preises der Hauptlinie berechnet. Aber selbst auf der letztgenannten Linie zeigen die Dampfer des Norddeutschen Lloyd und mit ihnen der beiden australischen Gesellschaften im Vergleiche mit den Dampfern des österreichischen Lloyd, dass die letztgenannte Gesellschaft ihren Fahrgästen die besten Bedingungen bietet, denn bei den gleichen oder sogar etwas verminderten Fahrpreisen für den Tag, fahren die Schiffe des österreichischen Lloyd mit der Geschwindigkeit von 8 - 9 Seemeilen in der Stunde, während die Schiffe des Norddeutschen Lloyd und der West-Australian Steam Navigation nur 7-8 Seemeilen, ja die Schiffe der British India Steam Navigation sogar nur 6-4 Seemeilen in der Stunde zurücklegen. Die Benutzung des Österreichischen Lloyd empfiehlt sich demnach für die Reisenden durch sich selbst.

Nunmehr entwarf ich den nachstehenden Reiseplan. Am 5. November Abfahrt von Triest auf einem Dampfer des österreichischen Lloyd und Ankunft auf demselben am 6. Dezember in Singapore. Dort drei bis vier Tage Aufenthalt; um das Weißzeug putzen zu lassen. Sonach Fahrt nach Bangkok auf dem Dampfer einer anderen Gesellschaft und Aufenthalt dort, sowie überhaupt in Siam, zirka 14 Tage; dann Fahrt nach Batavia. Die Länge der Zeit meiner Besichtigung von Batavia und Java, sowie allenfalls auch einer anderen Sundainsel, hängt von dem Abfahrtsdatum des Norddeutschen Lloyd oder der British India Steam Navigation von Batavia nach Australien ab. Die Fahrt von Batavia bis Sydney währt zirka 30 Tage, dann will ich in Sydney, in Melbourne und Hobart auf der Insel Tasmania je zirka 14 Tage und in Fremantle mit der Fahrt zu den Goldfeldern von Coolgardie fünf Tage verweilen. Von Fremantle müsste ich dann in der Zeit vor dem 6. April die Fahrt mit einem Dampfschiffe der West-Australian Steam Navigation nach Singapore unternehmen, um von Singapore mit dem am 27. April von dort nach Colombo abgehenden Dampfer des österreichischen Lloyd abfahren zu können. Da aber dieser Dampfer von Singapore über Colombo nach Bombay fährt und dann erst am 12. Juni in Triest anlangt, so werde ich diesen Dampfer in Colombo am ß. Mai verlassen, sonach in Colombo oder überhaupt in Ceylon bis 10. Mai bleiben und an diesem Tage mit dem von Kalkutta nach Colombo kommenden Dampfer des österreichischen Lloyd die Weiterreise nach Triest machen, wonach ich dann dort am 2. Juni eintreffen soll.

Demgemäß werde ich mich sieben Monate auf der Reise und hiervon etwa 128 Tage auf dem Meere und nur 82 Tage, also nur zwei Fünftel der Reisezeit auf dem Lande befinden.

Zu den Reisevorbereitungen zählten unter anderem noch:

1. Das Durchlesen, eventuell auch die Anschaffung von Büchern über jene Länder, welche ich zu besuchen beabsichtige. Diese sind: die schon hervorgehobenen beiden Bände „Tagebuch meiner Reise um die Welt in den Jahren 1892 und 1893" von Seiner k. u. k. Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Franz Ferdinand, dann das Buch „Hobarttown oder die Sommerfrische in den Antipoden" von Seiner k. u. k. Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Ludwig Salvator vom Jahre 1886, femer die Bücher „Siam" von Hesse-Wartegg vom Jahre 1899 und „Guide to the Dutch East Indies" von Dr. Bemmelen vom Jahre 1897, der Band „Bomeo" aus dem Werke „21 Jahre in Indien" von Dr. Breitenstein vom Jahre 1899, ferner die Bücher „Auf australischer Erde" von Dr. Lehmann, „Bücher und Sitten der Völker Asiens" von Hellwald und endlich „Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf der Reise" von Dr. Neumayer vom Jahre 1875;

2. die Vervollständigung in der Kenntnis der englischen Sprache;

3. die Ansuchen an die in Wien weilenden Vertreter jener Länder, welche ich besuchen will, um Passierscheine in jene Länder für meine Jagdgewehre samt Munition, da sonst bei den Zollbehörden deshalb bedeutende Anstände erhoben werden, sowie auch um Rekommandationen an die dortigen Dignitäre;

4. die Ergänzung der Reiseutensilien nach der in meinem Buche „Reise nach Japan" vom Jahre 1899 gemachten Angabe. Hierzu fügte ich noch Chininpillen, im Hinblick auf meinen Besuch von Ländern, in welchen, der Sumpfgründe halber, die Fieberkrankheit einheimisch ist, sowie auch Chlorodyne, ein vortreffliches Mittel gegen Dysenterie, bei;

5. Herrichtung der Koffer, Kisten, Hutschachteln und Reisetaschen, sowie Aufkleben der gedruckten Adressen auf dieselben;

6. Ausstellung eines Kreditbriefes für Singapore, Bangkok, Batavia, Sydney, Melbourne und Colombo seitens der Kreditanstalt in Wien;

7. Beschaffung eines Passes und

8. — last, but not least — erwähne ich, dass ich meinen von der Firma Kodak stammenden photographischen Apparat und eine größere Menge von Filmrollen in Blechbüchsen mitnahm, sowie, dass ich mir die Aufklärung verschaffte, die gleichen Films auch bei Vertretern der Firma Kodak in Singapore und in Melbourne erhalten zu können, weil ich die Absicht habe, auf dieser Reise wieder photographische Aufnahmen zu machen und dieselben in dem vorliegenden Buche abbilden zu lassen.

Das Lloyd-Dampfschiff Silesia.