Peters zweite Reise nach Karlsbad 1712
Als der Zar einsah, daß seine Absicht, Stralsund und Rügen zu erobern, für jetzt nicht zu erreichen war, bewegen ihn Katharinas Vorstellungen, vor allen Dingen an die Herstellung seiner Gesundheit zu denken, und eine zweite Reise nach Karlsbad anzutreten.
Auf dieser Reise verweilte er einige Tage in Berlin bei dem Könige von Preußen. In Wittenberg nahm er Luthers Bibliothek und das Haus, worin der große Reformator gewohnt hatte, in Augenschein. Die dortigen evangelischen Geistlichen, welche ihn in ihrem Priesterornat herumführten, machten ihn auf eine versiegelte Stelle an der Wand aufmerksam, wo sich nach ihrer Versicherung der Tintenfleck befand, der dadurch entstanden sein sollte, daß Luther nach einer Vision des Teufels mit dem bleiernen Tintenfaß geworfen hätte. Zugleich bat man den Zar, zum Andenken an die hohe Ehre seines Besuchs seine Handschrift zurückzulassen. Peter lächelte, ließ sich ein Stück Kohle geben, und schrieb darunter an die geweißte Wand: „Die Geschichte vom Tintenfleck ist nicht wahr, die Tinte ist frisch!“
Die ganze Kleckserei, die damit ihre wertvollste Reliquie moralisch vernichtet sah, wurde im höchsten Grade besorgt, und man löschte später dieses Zeugnis von Pfaffentrug wieder aus; den Tintenfleck aber zeigt man noch heute — aber freilich nicht in Wittenberg, sondern auf der Wartburg.
Nach drei Wochen kehrte Peter, frisch gestärkt durch die Badekur, aus Karlsbad in sein tatenreiches Leben zurück.
Auf dieser Reise verweilte er einige Tage in Berlin bei dem Könige von Preußen. In Wittenberg nahm er Luthers Bibliothek und das Haus, worin der große Reformator gewohnt hatte, in Augenschein. Die dortigen evangelischen Geistlichen, welche ihn in ihrem Priesterornat herumführten, machten ihn auf eine versiegelte Stelle an der Wand aufmerksam, wo sich nach ihrer Versicherung der Tintenfleck befand, der dadurch entstanden sein sollte, daß Luther nach einer Vision des Teufels mit dem bleiernen Tintenfaß geworfen hätte. Zugleich bat man den Zar, zum Andenken an die hohe Ehre seines Besuchs seine Handschrift zurückzulassen. Peter lächelte, ließ sich ein Stück Kohle geben, und schrieb darunter an die geweißte Wand: „Die Geschichte vom Tintenfleck ist nicht wahr, die Tinte ist frisch!“
Die ganze Kleckserei, die damit ihre wertvollste Reliquie moralisch vernichtet sah, wurde im höchsten Grade besorgt, und man löschte später dieses Zeugnis von Pfaffentrug wieder aus; den Tintenfleck aber zeigt man noch heute — aber freilich nicht in Wittenberg, sondern auf der Wartburg.
Nach drei Wochen kehrte Peter, frisch gestärkt durch die Badekur, aus Karlsbad in sein tatenreiches Leben zurück.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.