Peters Heimkehr

Auf seiner Rückreise von Paris verweilte er einige Tage in Namur. Über die sehenswerten Festungswerke dieser Stadt urteilte er mit vieler Sachkenntnis. Man unterhielt ihn dort mit ganz ungewöhnlichen Schauspielen. Das eine war ein Schifferstechen auf der Sambre, das von den auf Kähnen gegen einander fahrenden Schiffern mit Stangen statt der Lanzen ausgefochten wurde, wobei denn mancher Ungeschickte zur großen Erheiterung des Zaren ins Wasser fiel, was ihn sehr amüsierte. Das andere war ein noch seltsameres Stelzengefecht, wobei die Stelzen zugleich als Waffen benutzt wurden. Auch dabei trugen komische Purzelbäume zur Belustigung bei.

In Spa gebrauchte er mehrere Wochen mit großem Erfolg eine Brunnenkur, und gern stellte sein Leibarzt Arnskin der Behörde des Bades ein sehr günstiges Zeugnis darüber aus.


Nach einer viermonatlichen Abwesenheit kam denn Peter der Große, gestärkt an Leib und Seele, über Aachen, Maastricht und Dortrecht im Anfange des August 1717 nach Amsterdam zurück. Dort erwartete ihn mit Sehnsucht seine geliebte Katharina. Die Freude des Wiedersehens war groß. Beide verweilten noch bis zum September in Amsterdam, und machten vereint eine Seereise nach Nordholland, um im Texel die neu angekommene ostindische Flotte zu sehen.

Nach seiner Rückkehr wurde ihm in Amsterdam zu Ehren das schöne Schauspiel eines Seetreffens gegeben, welches zwei Escadres von Jachten und kleineren Fahrzeugen ausführten.

Dem gewandten Staatsmann Görz war es gelungen, seine Freiheit wiederzuerlangen. Er suchte den Zaren abermals in Holland auf, und wußte sich eine geheime Audienz bei Demselben im Schlosse Loo zu verschaffen. Hier machte er Friedensvorschläge auf Grundlagen, die Peter ganz annehmbar fand. Er übernahm es, in Zeit von drei Monaten nach seiner Ankunft in Schweden den Frieden zu vermitteln, wogegen Peter versprach, sich so lange jeder Feindseligkeit gegen Schweden zu enthalten.

Die weitere Reise des Zaren in seine nordische Heimat ging über Eleve, Minden und Magdeburg. Dort wurde er von dem Herzoge von Mecklenburg und dessen Gemahlin Katharina, der Nichte des Zaren, empfangen. Von da ging er nach Berlin, wohin ihm seine Gemahlin folgte. Ein sechstägiger Aufenthalt am preußischen Hofe befestigte aufs Neue die Bande der Freundschaft und Achtung zwischen beiden Monarchen, und leitete das Friedenswerk ein.

Eine eigentümliche Galanterie gewährten die gegenseitigen Geschenke beider Herrscher. Der König Friedrich Wilhelm I. schenkte ihm das kleine, ganz vergoldete Jachtschiff, welches der große Kurfürst hatte erbauen lassen, und das sich im Bassin im Lustgarten vor dem Potsdamer Schlosse befand; der Zar aber sandte dagegen dem preußischen König, einem Freunde von riesigen Soldaten, im folgenden Jahre einen Beitrag von 100 der größten, russischen Riesen, die, von allen Religionen, im ganzen großen Reiche nur aufzufinden gewesen waren. Es waren Mohammedaner, Raitzen und griechische Christen dabei, und der gottesfürchtige König sorgte vor Allem für ihre religiösen Bedürfnisse durch Einräumung von Betsälen und Anstellung von Priestern ihres Glaubens.

In Königsberg besuchte Peter noch die Bibliothek, wo ihm der Coder des russischen Chronisten Nestor vorgelegt wurde, welchen man dort als eine große Seltenheit aufbewahrte. Peter ließ davon für die Akademie in Petersburg eine genaue Copie nehmen, mit allen dazu gehörigen Figuren.

So kam er denn am 10/22 Oktober 1717 mit seiner Gemahlin wieder in Petersburg an. Kummer und Sorgen und neue Arbeiten warteten schon des Zurückkehrenden. Dazu war keine der geringsten Aufgaben seines Regentenlebens die Einsetzung einer Untersuchungskommission gegen die ihre Pflicht überschreitenden Großen und Beamten, die mit furchtbarer Strenge waltete. — Die meisten Sorgen und den schwersten Kummer bereitete ihm sein Sohn Alexei und das gegen ihn mit Strenge durchgeführte Verfahren, dem wir den folgenden Abschnitt weihen werden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.