Peter in Danzig
Peter gab keineswegs seinen Plan auf, zur Mitbesetzung von Wismar zugelassen zu werden.
Bevor er seinen Weg nach Deutschland fortsetzte, um diese Angelegenheit selbst zu leiten, beendigte er schnell eine Misshelligkeit mit der damals freien Reichsstadt Danzig. Er schrieb darüber an Schermetjew:
„Ich werde sicher von dieser gerechten Forderung (an Danzig) nicht abstehen, und die Stadt, wenn, sie nicht nachgibt, durch eine Purganz kurieren, wozu die Pillen hier schon herangeführt sind.“
Die Forderung des Zaren betraf nichts Geringeres, als die Zahlung von 100.000 Talern und die Erlaubnis, daß ein russischer Kommissair alle bei Weichselmünde ankommenden Schiffe besichtigte.
Gerecht wurde übrigens diese Forderung von Niemandem gefunden; indes darauf kommt bekanntlich in der Politik wenig an.
Eine komische Beleidigung hatten die Danziger noch in der Person ihres Bürgermeisters zu dulden. Der Zar saß nämlich neben Demselben in der Kirche. Nun spürte er einen kühlen Luftzug am Kopfe. Indem er sich umsah nach einem Gegenstand, womit er seinen Kopf bedecken könnte, da er doch das Aufsetzen seines Hutes in der Kirche nicht für schicklich hielt, bemerkte er die große, mit hundert Locken geschmückte Wolkenperücke von weißem Ziegenhaar auf dem Kopfe seines Nebenmannes. Arglos, wie er es sich wohl oft gegen Mentschikoff und Andere aus seinen Umgebungen erlaubt hatte, nahm er dem Bürgermeister freundlich seine Haarwolke vom Haupte, und setzte sie sich selbst auf. Nun saßen Beide da, eine lächerliche Erscheinung, deren Heiterkeit fast den Gottesdienst störte — der wohlbeleibte Bürgermeister mit seinem Kahlkopf und der Zar in der ihn seltsam kleidenden Allongenperücke.
Doch Peter war ein guter frommer Christ. Er las andächtig in seinem Gebetbuche, hörte auf die Predigt, und beachtete nicht das Lachen der Menge. Ohne nur zu ahnen, daß er damit das Haupt der Stadt und diese selbst schwer beleidigt hatte, gab er nach beendigtem Gottesdienste die Perücke ihrem Eigentümer freundlich dankend zurück.
Der hochweise Rat war darüber aufs Äußerste empört. Aber was wollte eine einzelne Handelsstadt, bei allem Stolze ihrer Patrizier und reichen Kaufleute, gegen einen so mächtigen Nachbar machen? Es blieb ihr Nichts übrig, als das Verlangte zu gewähren.
Bevor er seinen Weg nach Deutschland fortsetzte, um diese Angelegenheit selbst zu leiten, beendigte er schnell eine Misshelligkeit mit der damals freien Reichsstadt Danzig. Er schrieb darüber an Schermetjew:
„Ich werde sicher von dieser gerechten Forderung (an Danzig) nicht abstehen, und die Stadt, wenn, sie nicht nachgibt, durch eine Purganz kurieren, wozu die Pillen hier schon herangeführt sind.“
Die Forderung des Zaren betraf nichts Geringeres, als die Zahlung von 100.000 Talern und die Erlaubnis, daß ein russischer Kommissair alle bei Weichselmünde ankommenden Schiffe besichtigte.
Gerecht wurde übrigens diese Forderung von Niemandem gefunden; indes darauf kommt bekanntlich in der Politik wenig an.
Eine komische Beleidigung hatten die Danziger noch in der Person ihres Bürgermeisters zu dulden. Der Zar saß nämlich neben Demselben in der Kirche. Nun spürte er einen kühlen Luftzug am Kopfe. Indem er sich umsah nach einem Gegenstand, womit er seinen Kopf bedecken könnte, da er doch das Aufsetzen seines Hutes in der Kirche nicht für schicklich hielt, bemerkte er die große, mit hundert Locken geschmückte Wolkenperücke von weißem Ziegenhaar auf dem Kopfe seines Nebenmannes. Arglos, wie er es sich wohl oft gegen Mentschikoff und Andere aus seinen Umgebungen erlaubt hatte, nahm er dem Bürgermeister freundlich seine Haarwolke vom Haupte, und setzte sie sich selbst auf. Nun saßen Beide da, eine lächerliche Erscheinung, deren Heiterkeit fast den Gottesdienst störte — der wohlbeleibte Bürgermeister mit seinem Kahlkopf und der Zar in der ihn seltsam kleidenden Allongenperücke.
Doch Peter war ein guter frommer Christ. Er las andächtig in seinem Gebetbuche, hörte auf die Predigt, und beachtete nicht das Lachen der Menge. Ohne nur zu ahnen, daß er damit das Haupt der Stadt und diese selbst schwer beleidigt hatte, gab er nach beendigtem Gottesdienste die Perücke ihrem Eigentümer freundlich dankend zurück.
Der hochweise Rat war darüber aufs Äußerste empört. Aber was wollte eine einzelne Handelsstadt, bei allem Stolze ihrer Patrizier und reichen Kaufleute, gegen einen so mächtigen Nachbar machen? Es blieb ihr Nichts übrig, als das Verlangte zu gewähren.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.